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Nachricht vom 04.12.2010    

"Nur das Beste" beim KSK-Jubiläum in Hamm präsentiert

Einer der Besten präsentierte "Nur das Beste" im Hammer Kulturhaus. Thomas Freitag, einer der bekanntesten Kabarettisten Deutschlands war zum 50-jährigen Jubiläum der Geschäftsstelle der Kreissparkasse ins Hammer Kulturhaus gekommen und begeisterte das Publikum.

Ein Streifzug durch Jahrzehnte bringt immer neue Anekdoten zum Vorschein. Fotos: Rolf-Dieter Rötzel

Hamm. Das 50-jährige Jubiläum ihrer Geschäftsstelle in Hamm feierte die Kreissparkasse Altenkirchen "mit einem der Besten": Thomas Freitag - einem der beliebtesten und bekanntesten Kabarettisten Deutschlands. Er zeigte mit „Nur das Beste“ Kabarett der Extra-Klasse.

Mit dem Kabarett-Abend, so Vorstandsvorsitzender Dr. Andreas Reingen, unterstreiche die Kreissparkasse ihr langjähriges Engagement für Kunst und Kultur in der Region. Insbeson­dere am Standort in Hamm habe dies mit Kunstausstellungen und Konzerten, beginnend in den Geschäftsräumen der Zweigstelle und fortführend im KulturHaus, eine langjährige Tradition. Mitorganisiert wurde das Kabarett-Glanzlicht vom Hammer Kukuk.
In seinen weiteren Ausführungen ging Reingen auf die Entwicklung der Hammer Zweigstelle und die eingetretenen Veränderungen in fünf Jahrzehnten ein. Ein Dank galt den ehemaligen und heutigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für deren engagierte Arbeit.

Es war tatsächlich "Nur das Beste", was Thomas Freitag im ausverkauften Hammer Kulturhaus aus seiner ganz eigenen Prioritäten-Kiste auspackte. Seit mehr als 35 Jahren steht er auf der Bühne, spießt Unfähigkeiten und Ungerechtigkeiten auf, mal komisch, mal wütend, aber immer auf höchstem Niveau. Seine Fähigkeiten zur exzellenter Satire-Kunst mit allerfeinstem Unterhaltungswert wurde auch vom Hammer Publikum gefeiert.
Auf der Bühne benötigt er nicht viel. Das Bühnenbild erzeugt Keller-Ambiente. Umzugskartons, Farbeimer, ein Stuhl, wild umher liegende Akten und eine Sitzbank, die auch als Bett verwendet wird. Das ist alles. Ein hochgeschlagener Kartondeckel dient als Pinwand. Und daran hängt ein Brief. Ein wichtiger Brief. Der ist nämlich von der Rentenversicherung. Diese fordert Auskünfte zu Versicherungszeiten und vor allem Arbeitsbelege aus den zurückliegenden Jahren - für die Rente. Und die ist natürlich wichtig.
Die Suche nach den Unterlagen zieht sich wie ein roter Faden durch das zweieinhalbstündige Geschehen auf der Bühne. In Kisten auf der Bühne kramt er permanent nach Papieren, um Zeitlücken bei der Rentenversicherung zu schließen. "Dauernd will der Staat etwas", brummt Freitag vor sich hin.
Freitag ist genervt von wachsender Dummheit, angekotzt von schwindender Moral. Seit 34 Jahren ist er als Kabarettist unterwegs. Da kommen natürlich sehr viele Anekdoten zusammen, die bei der Suche nach den Arbeitsbelegen für die Rente wieder aktuell und transparent werden.
So kommt er von der "sprechenden Sperrholzplatte" Klaus Kinkel über Rainer Brüderle bis hin zur Bundeskanzlerin Angela Merkel, die auch Angela Merkel bleibt und nicht Günter Wallraff wird, wenn sie ihre Perücke abnimmt. Fehlen durfte natürlich auch nicht Guido Westerwelle, um dann bei Bundesministerinnen und deren Babys Halt zu machen. Er stellte sich vor, wie ein Ministerinnen-Baby mit dem Bobby-Car durch den Bundestag düst und später von Westerwelle und in dessen Vertretung von Günter Oettinger in Englisch unterrichtet wird.
Nach einem Streifzug durch die katholische Kirche und einer Beichte - in dieser wird ein 10.000-Euro-Diebstahl bagatellisiert - trifft er in einem Altenheim, die in einem Zimmer untergebrachten Willy Brandt, Herbert Wehner und das Urgestein aus Bayern, Franz-Josef Strauß. Die Vollblut-Politiker, die von Freitag vortrefflich und meisterhaft parodiert werden, sind noch sehr aktiv, haben aus dem Altersheim heraus Ortsvereine gegründet. Wehner sammelt fleißig Zeitungsausschnitte; das restliche Papier wird zum Altpapier gegeben, um aus dem Erlös Rheumadecken kaufen zu können.
Bei der weiteren Suche nach Arbeitspapieren kommt Freitag auf seine Sturm- und Drangzeiten zu sprechen. Er erzählt aus seinen Anfangstagen als Schauspieler und Kabarettist, vom Stuttgarter Renitenz-Theater, dem Stadttheater Gießen und dem Düsseldorfer Kom(m)ödchen und zeigt in nostalgischen Projektionen Bilder seiner Karriere. Als 12-Jähriger stand er bereits mit "Josef, ach Josef" auf der Bühne. Jahre später kam dann die erste große Liebe und die damit verbundene Angst, beim Küssen mit der Zunge in der Zahnspange des Mädchens hängen zu bleiben und das "Huba-Humba-Trinken".
Einen Haken schlägt Freitag mit dem Auftritt als Helmut Kohls bisher unbekannte Zwillingsschwester Gisela, die der "Dicke aus der Pfalz" aus dem gemeinsamen Wohnort Oggersheim über Mutterstadt in die DDR abgeschoben hatte.
Der zweite Teil des Kabarettsabends beginnt mit einer Videoeinspielung, einer Nummer aus den 80er Jahren über Folgen der damaligen Gesundheitsreform - teilweise im Verhältnis eins zu eins in die Gegenwart zu übertragen. Körperbetont parodiert er einen Patienten im sogenannten "Selbstbedienungs-Krankenhaus" (SBK).
Bei seinem Streifzug durch die Jahre fehlt natürlich auch das Bankwesen nicht: „Banken verkaufen in der heutigen Zeit alles." Sogar den 1-Millionsten-Anteil an einem Öltanker in Panama an eine 86-jährige Oma. Scharfe und satirische Paukenschläge gab es im Bericht des Bank-Angestellten Frank Weber (großes "W" - kleiner "eber"). Durch einen Irrtum begegnet dieser dem Tod.
Stille dann im Saal, als Freitag die kausale Kette vom brennenden Paulinchen aus dem "Struwwelpeter" bis zum Kindertod durch eine Landmine legt.
Schauspielerisch fantastisch die Begegnung mit spießig und langweilen "Derwalls" im Lande, den Planspielen mit europäischen Grenzsoldaten und der Simultan-Blick auf deutsche und polnische Handwerkergruppen mit der Erläuterung von "Muffensausen", der "Steckdosen-Therapie" und dem "Lehrling mit offenem Mund".
Zu einem besonderen von Lachen begleiteten Höhepunkt wurde die Vorstellung des Tagebuches "Ein Jahr Rentner". Mit dem Sport hat der Rentner aufgehört, trägt nur noch den Trainingsanzug und schaut sich in diesem tägliche Talk-Shows an. Um aufkommende Langweile zu überbrücken werden Vogelhäuschen gebaut, um dann mit ebenfalls gelangweilten Rentnern eine Firma zu gründen und die Arbeit wieder aufzunehmen.
Der Saal tobte, als Thomas Freitag mit tollsten Verrenkungen Marcel Reich-Ranicki porträtierte und in diesem Zusammenhang das Lied "Wir versaufen unser Oma ihr klein Häuschen" virtuos interpretierte.
Mit zwei Zugaben verabschiedete sich Thomas Freitag von einem restlos begeisterten Publikum im Kulturhaus und von einem Schokohasen im Regal. (Rolf-Dieter Rötzel)



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