Werbung

Nachricht vom 10.05.2012    

Zweiter Warnstreik im AK-Land bei Rexnord

Rexnord Betzdorf war Schauplatz des zweiten Warnstreiks der IG Metall Betzdorf. Nun ist die Region ja nicht gerade mit Unternehmen, die dem Tarifverbund der IG Metall angeschlossen sind, reich gesegnet, aber immerhin sind bei Rexnord rund 75 Prozent der Arbeitnehmer gewerkschaftlich organisiert. Die Gewerkschaft und die Arbeitnehmer zeigten mit dem Warnstreik, dass sie für ihre Forderungen auch einen weiteren Streik in Kauf nehmen werden.

In geschlossener Formation angeführt vom Betriebsratsvorsitzenden Gerardo Tulimiero und dem noch amtierenden IG Metall-Bevollmächtigten Leonhard Epping kamen die Mitarbeiter aus dem Betrieb. Fotos: anna

Betzdorf. Streiks, und seien es auch nur Warnstreiks, werden in keinem Unternehmen seitens der Personen in den Führungsebenen gerne gesehen. Doch das Instrument der Arbeitsaussetzung gilt als legales Mittel im Tarifstreit, zur Durchsetzung der Forderungen seitens der Arbeitnehmer.

Die IG Metall Betzdorf hatte für ihren Bezirk nun zum zweiten Warnstreik aufgerufen, nicht zuletzt auch bedingt dadurch, dass es bei den gestrigen Verhandlungen in Zweibrücken zu keinem Ergebnis gekommen war. Nicht einmal einen neuen Verhandlungstermin hat man dort der IG Metall angeboten. Nach einem ersten Warnstreik in der vergangenen Woche bei Federal Mogul, Herdorf, wurde diesmal die Firma Rexnord in Betzdorf bestreikt.
In dem Betrieb arbeiten derzeit 313 Menschen, darunter fünf Leiharbeiter und dazu noch 13 Auszubildende. Die Belegschaft ist zu 75 Prozent gewerkschaftlich organisiert. Die IG Metall Betzdorf hat nicht gerade einen reichen Fundus an Unternehmen, wo sie zu Streiks aufrufen kann. Die meisten Firmen der Region sind nicht im Verband der Tarifparteien organisiert, einige haben firmeninterne Tarifverträge.
Somit sind Federal Mogul und Rexnord bei jeder Tarifauseinandersetzung mit entsprechenden Aktivitäten beteiligt. Der Fairness halber hatte Betriebsratsvorsitzender Gerardo Tulimiero den Warnstreik schon einen Tag vorher im Unternehmen angekündigt, obwohl dies eigentlich erst eine Stunde vor Beginn der Veranstaltung gemeldet werden muss.

Seitens der Produktionsleitung zeigte man sich dann am folgenden Tag nicht ganz so fair und versuchte Einfluss auf die kurzzeitige Arbeitsniederlegung zu nehmen. Es wurde damit gedroht, die Plakate im Betrieb zu beseitigen, um so den Arbeitnehmern die Information vorzuenthalten. Es sei sogar der Satz gefallen: „Ich möchte sehen, wie viele Leute Gerardo heute vor die Tür bringt“, berichtete Tulimiero den Mitarbeitern vor dem Werkstor. Das sei jedoch nicht seine private Forderung, so der Betriebsratsvorsitzende, sondern die Forderung aller Arbeitnehmer. „Wenn wir etwas fordern, wird es immer abgelehnt, die anderen aber machen sich die Taschen voll“. „Drei Jahre lang habt ihr verzichtet“, erinnerte Tulimiero die Kollegen. „Ihr arbeitet sogar täglich eine halbe Stunde ohne jede Vergütung“. Nicht zuletzt habe das Unternehmen dadurch dicke Gewinne gemacht, eine Beteiligung der Arbeitnehmer daran aber ausgeschlagen. Die Forderung einer Lohnerhöhung sei daher nicht mehr als gerecht.



Der Betriebsratsvorsitzende ist aber auch Realist und weiß, dass die Arbeitgeber die Forderung der 6,5 Prozent nicht akzeptieren werden, aber eine vier sollte doch auf jeden Fall vor dem Komma stehen und zwar für ein Jahr und ohne zusätzliche Mehrarbeit. Im persönlichen Gespräch erklärte Tulimiero später, dass die halbe Stunde Mehrarbeit, bei Anwesenheit, eine interne Regelung sei, dafür hätten mehr ältere Mitarbeiter in Altersteilzeit gehen können, im Übrigen hielt man im Unternehmen die 35 Stundenwoche ein.
Leonhard Epping, der noch amtierende IG Metall-Bevollmächtigte erläuterte den Kollegen nochmals das dürftige Angebot der Arbeitgeber. Diese wollten einer Lohnerhöhung von nur drei Prozent für 14 Monate bei einer Steigerung der Arbeitszeit von plus 12 Prozent auf 40 Stunden zustimmen. Dies bedeute auf ein Jahr gerechnet eine Lohnerhöhung von gerade einmal 2,45 Prozent und sei vollkommen inakzeptabel.
„Damit sollt ihr zufrieden sein, doch ihr habt mehr verdient“, so Epping. Des Weiteren ging er auch nochmals auf die Forderungen nach fairer Behandlung der Leiharbeiter und unbefristeter Übernahme der Auszubildenden nach abgeschlossener Ausbildung ein.

Am 15. Mai werde in Baden-Württemberg erneut verhandelt, erklärte Epping und mutmaßte dass für die Arbeitnehmer in Rheinland-Pfalz nur ein heruntergerechnetes Ergebnis zu erwarten sei. Damit wolle man sich aber nicht abspeisen lassen. Bis Pfingsten wolle die IG-Metall ein ordentliches Ergebnis haben, sonst gehe es in den Arbeitskampf und dann werde man wohl auch bei Rexnord nochmal an gleicher Stelle stehen. (anna)


Lokales: Betzdorf & Umgebung

Jetzt Fan der AK-Kurier.de Lokalausgabe Betzdorf-Gebhardshain auf Facebook werden!

Weitere Bilder (für eine größere Ansicht klicken Sie bitte auf eines der Bilder):
       


Anmeldung zum AK-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Altenkirchen.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Region


Kreuzerhöhungskirche Wissen sucht nach Brandkatastrophe Orgelpaten

Wissen. Der Gesamtschaden der durch die Brandstiftung verursachten Brandschäden beläuft sich auf über zwei Millionen Euro. ...

Westerwaldwetter: Regen, Schnee und Sonne – am Wochenende ist alles dabei

Region. Das kommende Wochenende (20. und 21. April) hat von allem etwas. Nur die frühlingshaften Temperaturen wollen sich ...

Umgestürzter Baum Höhe Reiferscheid - Behinderungen auf der Bundesstraße (B 256)

Reiferscheid. Durch den Einsatz kam es auf der Bundesstraße zu erheblichen Behinderungen im Feierabendverkehr. Auch ein Linienbus ...

Verkehrsunfall auf der Landstraße (L276) Gemarkung Weyerbusch - zwei verletzte Personen

Weyerbusch. Im Verlaufe des Einsatzes zeigte sich, dass an einem der Fahrzeuge Rauch aus dem Motorraum aufstieg. Die Leitstelle ...

Aktualisiert: Umgestürzter Baum stört Zugverkehr - derzeit keine Züge zwischen Eitorf und Au (Sieg)

Region. Aktuelle berichtet die Deutsche Bahn, dass der Bahnverkehr zwischen Herchen und Au (Sieg) durch einen umgestürzten ...

Großeinsatz der Polizei Rheinland-Pfalz bei länderübergreifendem Sicherheitstag

Mainz/Region. Im Rahmen des Sicherheitstages wurden am vergangenen Mittwoch in Rheinland-Pfalz mehr als 2.500 Personen kontrolliert, ...

Weitere Artikel


Siebter Azubi-Check im Landkreis Altenkirchen

Kreis Altenkirchen. Der Azubi-Check ist ein zweitägiges Assessment-Center für Schüler, dessen Grundlage in den Anforderungen ...

Aktives Stadtzentrum - Bürger planen ihre Innenstadt

Wissen. Schon lange laufen Planungsarbeiten für die Sanierung der Innenstadt von Wissen. Nun ist eine neue Facette hinzu ...

Bericht über Israel-Reise kam an

Betzdorf. Die Junge Union Betzdorf hatte zu einem Reisebericht über Israel in die Bürgergesellschaft nach Betzdorf eingeladen. ...

Treif-Azubis besuchten Lebenshilfe

Flammersfeld/Oberlahr. Ihre Arbeitsleistung für einen Tag in den Dienst einer gemeinnützigen Sache zu stellen – das hatten ...

Gestohlene Aras waren im Brutgeschäft- Jungtiere tot

Altenkirchen/Eckenhagen. Die Zuchtstation am Vogelpark Eckenhagen war das Ziel von Einbrechern, vermutlich aus der VG Altenkirchen. ...

Dokumentation zu 150 Jahre Hellertalbahn

Betzdorf. Zum 150-jährigen Jubiläum der Eisenbahnstrecke durch das Hellertal hatte der Betzdorfer Geschichte e.V. zusammen ...

Werbung