Werbung

Region |


Nachricht vom 04.01.2008    

Josef Zolk zu Mindestlöhnen

Die CDU wird sich auf Mindestlöhne festlegen. Es sei unanständig, wenn jemand nicht von seiner Arbeit leben kann, meint der Flammersfelder Bürgermeister Josef Zolk, der auch Mitglied im CDA-Bundesvorstand ist, in einem Interwiew mit mit der Tagespost, der katholischen Zeitschrift für Politik, Gesellschaft und Kultur. Wir veröffentlichen das Interview mit freundlicher Genehmigung des Verlages im Wortlaut.

josef zolk

Region. Der Mindestlohn wird zu einem zentralen Wahlkampftthema werden. Tagespost-Redakteur Johannes Seibel hat sich darüber mit Josef Zolk unterhalten. Der hauptamtliche Bürgermeister der Verbandsgemeinde Flammersfeld ist kooptiertes Mitglied des Bundesvorstandes der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), ehemaliger Vorsitzender der CDA Rheinland-Pfalz und war Mitglied der Kommission, die das CDU-Grundsatzprogramm erarbeitet hat.

Seibel: SPD-Chef Kurt Beck versucht gerade, mit dem Mindestlohn Punkte zu machen. Nehmen Sie ihm die Ernsthaftigkeit ab, mit der er das Thema vertreten will?

Zolk: Zunächst einmal nehme ich jedem Politiker die Ernsthaftigkeit ab, der sich für den Mindestlohn einsetzt. Bei Beck ist aber das taktische Moment nicht zu übersehen, die Bundeskanzlerin und CDU-Vorsitzende Merkel anzugreifen. Und Beck ist nicht der erste, der sich um das Thema kümmert. Schon seit eineinhalb Jahren hat die CDU in ihren Diskussionen zum Grundsatzprogramm und dann im Programm selbst gegen die Sittenwidrigkeit von Löhnen Position bezogen. Das sind Löhne, die dreißig und mehr Prozent unter Tariflöhnen liegen.

Seibel: Zur Einführung von Mindestlöhnen hat sich die CDU aber nicht entschließen können.

Zolk: Auf dem Bundesparteitag in Hannover ist darüber intensiv gestritten worden. Ich bin der Meinung, dass es der CDU gut getan hätte, sich damals schon ausdrücklich für Mindestlöhne irgendwo im Bereich von sieben Euro zu entscheiden. Aber ich bin überzeugt, dass es gar nicht mehr lange dauert, bis sich die Partei auf Mindestlöhne festlegt. Die CDU wird das lernen.

Seibel: Aber die CDU lehnte doch bisher das Instrument des Mindestlohnes ab.

Zolk: Man muss doch die Realität sehen. Die Tarifparteien, Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften, haben beide deutlich weniger Mitglieder als früher. Da sind flächendeckend vernünftige Tarifverträge schwerer auszuhandeln. Mir wäre es ja auch lieber, wenn die Tarifparteien Verträge vereinbarten, auf deren Grundlage diejenigen, die 38, 39 oder 40 Stunden arbeiten, mit ihren Familien gut leben könnten. Das muss der Maßstab sein. Schon 1891 hat der Reichstagsabgeordnete Georg Friedrich Dassbach des Zentrums im Anschluss an Papst Leo XIII. gefordert, dass, wer ordentlich arbeitet, auch seine Familie ernähren können soll. Das gehört zum christlichen Menschenbild und zur Tradition der CDU. Aber wenn das nicht funktioniert, dann muss der Staat eingreifen. Und wir sollten auch wieder darüber nachdenken, wie wir die Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften stärken können.



Seibel: Auch wenn das wie beim Post-Mindestlohn Entlassungen zur Folge hat?

Zolk: Das passt hier nicht ganz rein. Der Post-Mindestlohn von 9,80 Euro dient nämlich der Absicherung der Monopolstellung der "Gelben Post" gegen neue Konkurrenten. Dass ein Mindestlohn nicht zum Arbeitsplatzabbau führt, zeigt doch vielmehr die Tatsache, dass schon in mehr als zwanzig EU-Staaten ein Mindestlohn gilt.

Seibel: Ist es aber nicht besser, wenigstens einen Arbeitsplatz zu haben, wenn auch schlechter bezahlt, anstatt von Hartz IV leben zu müssen?

Zolk: Noch einmal: Es ist unanständig, wenn jemand, der ordentlich arbeitet, nicht davon leben kann. Und es ist auch unanständig, dass jemand nur zu einem solchen Gehalt kommen kann, wenn der Staat Zuschüsse gibt. Die Sache mit dem Kombilohn ist zweischneidig. Solche Instrumente, siehe Vorruhestand, führen nur zur Versuchung, das System auszunützen.



Anmeldung zum AK-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Altenkirchen.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Region


Neueröffnung Bestattungshaus Heer in Kirchen (Sieg): Ein Ort der Begegnung und Beratung

Kirchen (Sieg). Das Bestattungshaus Heer, ein traditionsreiches Familienunternehmen mit über 70 Jahren Erfahrung in Wissen, ...

Westerwaldwetter: Das Osterwochenende wird durchwachsen

Westerwald. Der April, der macht, was er will. Wer kennt es nicht, das aufs Wetter bezogene, berühmte Sprichwort, das sich ...

Einwöchige Sperrung der K 61 zwischen Pirzenthal und Dünebusch

Wissen. Vom 3. bis zum 9. April ist die Kreisstraße 61 zwischen Pirzenthal und Dünebusch für den Verkehr nicht zugänglich. ...

Wäller Helfen startet Schwimmprojekt im Westerwald

Region. Die gemeinnützige Organisation Wäller Helfen engagiert sich für die Förderung der Schwimmfähigkeiten bei Kindern ...

Unbekannte Täter beschädigen Grillhütte in Dickendorf und entwenden einen Leitpfosten

Dickendorf. Die Polizei berichtet über einen Vorfall, der sich in der vergangenen Woche in Dickendorf ereignet hat. Zwischen ...

Warnung vor illegalen Praktiken: Angebote von Hausreparaturen ohne Erlaubnis

Bad Hönningen. Am Nachmittag des 27. März führten die Beamten der Polizei Linz eine Kontrolle eines Mercedes Vito durch. ...

Weitere Artikel


Turmfalke hat ein neues Heim

Altenkirchen. Turmfalken brüten gern in Türmen und hohen Gebäuden. Wie die Mauersegler 2003 steht der Turmfalke als Vogel ...

Michael Bauer von Lieber ernannt

Kreis Altenkirchen. Michael Bauer ist zum 01.Januar von Landrat Michael Lieber zum neuen Bezirks-Schornsteinfeger-Meister ...

CJD: Alexander Klut spitze

Wissen. Alexander Klut, 3. Ausbildungsjahr Tischler im CJD Wissen, zeigte erneut sein Können. Im Regionalwettbewerb in Frechen ...

Flammersfelds Nachwuchswehr feierte

Flammersfeld. Den Abschluss bildete für die Jugendfeuerwehr Flammersfeld wie in den vergangenen Jahren, die Weihnachtsfeier ...

KG Willroth startet durch

Willroth. Die Karnevalsgesellschaft Willroth startet zur Session 2008 durch. Die Karnevalssession 2007/08 hat begonnen und ...

Flammersfelder Möhnen startbereit

Flammersfeld. Auf Hochtouren laufen bei den Flammersfelder "Radau"- Möhnen die Vorbereitungen zum Start in die Session. ...

Werbung