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Nachricht vom 12.04.2013    

Festliche Stadtratssitzung in Wissen zum Jubiläum

Die feierliche Stadtratssitzung zum Jubiläum "Mehr als 1100 Jahre Wissen" hatte besondere Facetten. Festliche Musik, die Überreichung des Bundesbanners des Rheinischen Schützenbundes zum Festwochende, und ein Festvortrag von Professor Andreas Rödder, der äußerst gelungen die Geschichte des einstigen Siedlungsplatzes zur lebenswerten Stadt skizzierte. Rund 500 Personen nahmen teil.

Festredner Prof. Andreas Rödder ließ 1100 Jahre Wissener Geschichte Revue passieren und das auf wahrlich spannende und humorvolle Art - nicht eine Sekunde langweilig. Fotos: Helga Wienand-Schmidt/Nadine Buderath (7)

Wissen. Eine feierliche Sitzung des Stadtrates mit internationalen Gästen, mit Ehrengästen aus der Politik von Bund und Land und dem Landkreis, mit den kirchlichen Amtsträgern und vielen weiteren Ehrengästen eröffnete Bürgermeister Michael Wagener am Freitagnachmittag, 12. April im Kulturwerk Wissen. Geladen waren unter anderem die früheren Rats- und Ausschussmitglieder, die Ortsbürgermeister und die Bürgermeister der Verbandsgemeinden des Landkreises und Landrat Michael Lieber.
Ein besonderer Gruß galt den Delegationen der Partnerstädte Chagny, Krapkowice und Letchworth sowie Gästen aus den USA.
Festliche Wagner-Musik der Stadt- und Feuerwehrkapelle gab es zur Eröffnung. Später trat der MGV „Zufriedenheit“ Köttingen auf und für eine jugendlich-sportlich Komponente sorgten die Rhönrad-Turnerinnen der DJK Wissen-Selbach.

Vielen Menschen, die in Wissen ehrenamtlich in ganz unterschiedlichen Funktionen tätig sind, galt der Gruß und Dank Wageners. „Ohne dieses ehrenamtliche Engagement in Vereinen und Institutionen wäre ein lebendiges Gemeinwesen in unserer Stadt nicht möglich und ein solches Festwochenende nicht zu realisieren“, so Wagener.

In den Ansprachen und Gebeten betonten Pfarrer Martin Kürten (katholisch)und Pfarrer Marcus Tesch (evangelisch) die Gemeinsamkeiten und das Fundament beider christlichen Konfessionen.

Die offizielle Übergabe des Bundesbanners des Rheinischen Schützenbundes an die Stadt folgte. Für zwei Jahre bleibt das Banner nun in Wissen, und Dormagens Bürgermeister Peter Olaf Hoffmann sowie der Präsident des Rheinischen Schützenbundes Ulrich Müller hatten in ihren Ansprachen den Dank an die Stadt und den Wissener Schützenverein betont. Denn in den Jahren der Vorbereitung für den Schützentag hatte man sich kennen- und schätzengelernt.

Es folgte der Festvortrag zum Jubiläum „Mehr als 1100 Jahre Wissen“ und der war wahrlich mehr als gelungen. Professor Andreas Rödder, ein „Wesser Jung“, der seine Heimat und seine Wurzeln scheinbar sehr liebt, hielt einen äußerst interessanten Vortrag, gepaart mit einem feinsinnigen Humor und keine Sekunde langweilig. In Wissen aufgewachsen, die Schulzeit in Wissen verlebt und heute Professor für neue deutsche Geschichte an der Uni Mainz, derzeit mit einer Gastprofessur in London tätig, gab Andreas Rödder den besonderen Blick auf Wissen.

Schon beim Einstieg gab es humorvollen Blickwinkel: Denn die Schöpfung habe es gut gemeint mit der Region, eine wunderbare Landschaft im Tal der Sieg, zwischen den Höhen und Wäldern des Bergischen Landes, des Siegerlandes und des Westerwaldes sei etwas Besonderes. Eines habe der Herrgott vergessen: Die Verkehrsanbindungen. Wissen lag und liege bis heute von den wichtigen Verkehrsanbindungen, wie etwa Autobahnen weit entfernt.

Er ging auf den eigenen Namen „Rödder“ ein, der auf die Ursprünge von Wissen verweist. Der Name geht auf das Wort „roden“ zurück, und vor mehr als 1100 Jahren gab es eine Rodung, genannt Wisnerfang (lat.: Wisnerofanc) . Ein Bifang war im frühen Mittelalter ein von Markgenossen urbar gemachtes Gebiet (Neubruch), so schreibt der Brockhaus.
Weltliche und kirchlicher Herrscher kamen und verschwanden. Die Menschen im Tal der Sieg blieben und lebten im Einklang mit der Natur. Gute Ernten und Hungersnöte wechselten sich ab. Es soll 1835 den ersten Arzt in Wissen gegeben haben. Das Industriezeitalter brachte die schnellen und rasanten Veränderungen für Wissen Rödder ging darauf ein, ließ die Bilder der Alfred Hütte, der Bergwerke, den Eisenbahnbau (1860) und die damals Wissen prägten, auferstehen. Wissen wurde Stahlstandort und hier zog Rödder den Vergleich mit der Partnerstadt Krapkowice in Schlesien. Es boomte und die Bevölkerung wuchs. Es entstand eine evangelische Kirche vor 150 Jahren, die katholische Kirche musste vergrößert werden. Arbeitersiedlungen entstanden, Handel und Gewerbe florierten.

In den Betrachtungen Rödders kamen die Schrecken und Veränderungen der beiden Weltkriege, die Wissen veränderten, nicht zu kurz. Am 11. März 1945 lag die Stadt in Trümmern. Natürlich ging es weiter, das Weißblechwerk entstand und gab zweitweise 3000 Menschen Arbeit. Damit wuchs Wohlstand und Bedeutung der Stadt an der Sieg. Doch auch dies blieb nicht so, und Rödder zeichnete den Wandel auf, den Wissen meistern musste. Seine Betrachtungen schlossen mit dem Blick auf das Heute, wo sich Stadt und Menschen im europäischen Verbund als Freunde und Partner begegnen. „Wissen und die Welt zu feiern – 1100 Jahre Geschichte , ich bin zutiefst geehrt, dass ich zu ihnen sprechen durfte und dankbar für alles was Wissen mir möglich gemacht“, so Rödder.

So richtig rund ging es beim anschließenden Auftritt der Rhönrad-Mädels der DJK Wissen-Selbach. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes! Zu fetzigen Melodien der 50er Jahre (und in den passenden Kostümen) und zur Filmmusik aus „Dirty Dancing“, gab es einen wirklich atemberaubenden Beweis ihres Könnens, der viele Zuschauer sicherlich schwindlig werden ließ.

Von großen Turngeräten ging es zu Miniatur-Gewächsen, hatte doch Landrat Michael Lieber „für Wissen seine Modelleisenbahn geplündert“ (O-Ton Wagener). Der winzige Baum, den er für die festliche Stadtratssitzung im Gepäck hatte, stand aber natürlich nur symbolisch für die große Ausgabe, die demnächst in Wissen gepflanzt werden soll. Doch nicht nur das Gastgeschenk des Landkreises gab es von Lieber, sondern auch viele lobende Wort. So erwähnte er etwa die neuen Konzepte der Stadtentwicklung, die aus Wissen eine „dynamische Stadt mit hoher Lebensqualität“ gemacht haben. Er verwies außerdem darauf, dass Demokratie inzwischen zur Selbstverständlichkeit geworden sei und gelebt wird. Beide Aspekte verband er schließlich zum Fazit: „Wie Wissen in Zukunft aussehen wird, daran können sich alle Bürger beteiligen.“



Wenn es nach Michel Picard, Bürgermeister der französischen Partnerstadt Chagny geht, werden die nächsten 1100 Jahre in Wissen von Wohlstand und Glück geprägt sein. Das wünschte er sich auf jeden Fall in seiner warmherzigen, auf Deutsch gehaltenen Rede, die er im Namen seiner Amtskollegen hielt. Hier war zu spüren, dass die Bande, die über die Jahre geknüpft wurden, in der Tat eng sind. Ein weiteres Mal wurde dies klar, als sich Chagny im Hinblick auf die Feierlichkeiten mit folgenden Worten an das Publikum im Kulturwerk wandte: „Einen großen Dank, dass Sie diese Momente mit uns teilen wollen. Wir sind glücklich an Ihrer Seite zu sein!“
Doch nicht nur die französische Stadt ist Partner von Wissen, sondern ebenso das englische Letchworth (Chairman Joan Kirby war ebenfalls angereist) und das polnische Krapkowice. Dessen Bürgermeister Andrzej Kasiura überreichte Michael Wagener ein Gemälde mit einem Motiv aus seiner Heimat, bevor sich schließlich nicht nur die ausländischen Vertreter, sondern auch zahlreiche Amtskollegen aus den Wissener Nachbargemeinden zu einem Gruppenfoto vor der Bühne versammelten.

Nach den Dankesworten an alle Gäste, Beteiligten und Helfer, lud Wagener zu den weiteren Veranstaltungen des besonderen Festwochenendes ein. Und natürlich zu Buffet, Getränken und Gesprächen, die den gelungenen Abend im Kulturwerk abrundeten. (bud/hws)


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