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Nachricht vom 12.07.2013    

Truppenübungsplatz Stegskopf: Kein Konsens zur Nutzung in Sicht

Umweltministerin Ulrike Höfken besuchte nun den Truppenübungsplatz Stegskopf, um sich ein Bild des Areals und der Situation vor Ort zu machen. Da prallten die Interessen für eine zukünftige Nutzung aufeinander. Industrieinteressen, wie Windpark und Fotovoltaikanlagen im großen Stil stehen dem Naturschutz gegenüber. Höfken zeigte sich zuversichtlich, dass man eine Lösung finden werde. Teilflächen sollen unter Naturschutz gestellt werden.

Zu Gast auf dem Stegskopf: Ministerin Ulrike Höfken, dahinter MdL Thorsten Wehner, SGD-Präsident Ulrich Kleemann, MdL Anne Neuhoff und Hauptmann Andreas Becker. Fotos: anna

Emmerzhausen/Stegskopf. (Aktualisiert) Bekanntlich wird der Truppenübungsplatz Stegskopf mit dem Ende dieses Jahres seine militärische Nutzung verlieren und als Bundeswehrstandort als solcher geschlossen werden. Seit bekannt wurde, dass die Bundeswehr diesen Standort aufgeben wird, debattieren nun die umliegenden Ortschaften, Bürgerinitiativen und Naturschutzverbände darüber, wie das weitläufige Gelände zukünftig genutzt werden soll.

Ulrike Höfken, Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten des Landes Rheinland-Pfalz schaute nun erstmals selbst auf dem Stegskopf vorbei, um sich ein Bild von der Situation vor Ort zu verschaffen und mit den lokalen Akteuren zu diskutieren. Gekommen waren dazu Vertreter der Anrainergemeinden, Bundestags- und Landtagsabgeordnete der Region, der Naturschutzverbände und Bürgerinitiativen, sowie Ulrich Kleemann, Präsident der SGD Nord und weitere Gäste.

Begrüßt wurde die Gesellschaft von Direktor Gunther Brinkmann von der BImA zuständig für den Bundesforst. Dieser skizzierte in wenigen Sätzen nochmal den anstehenden Werdegang, der mit der Schließung des Geländes als Truppenübungsplatz einhergehen wird. Nach dem 31.12.2013 wird das Gelände an den Hausherrn, die BImA übergeben. Die Ortsgemeinden, denen Teilflächen des Geländes gehören, erhalten dann wieder Planungsrecht über die Teilgebiete.
Schon vor einiger Zeit wurde ein so genannter Lenkungskreis gebildet, der dem Wirtschaftsministerium angesiedelt ist, der das Gelände wieder der zivilen Nutzung zuführen soll. Ein eigens gegründeter Arbeitskreis daraus befasst sich mit den unterschiedlichen Interessensgruppen.

Der stellvertretende Kommandant Hagen Strunk erläuterte den Gästen die derzeitige Aufteilung des Geländes in das Bundeswehr-Dienstleistungszentrum, die sich um die Infrastruktur und das Freigelände kümmert, die Truppenübungsplatz-Kommandantur welche den militärischen Auftrag erledigt und die BImA, Sparte Bundesfort, der für den Schutz von Natur und Landschaft zuständig ist.

Hauptmann Andreas Becker, Leiter des Truppenübungsplatzes erklärte, dass das gesamte Areal zu 55 Prozent auf Gebiet des Landkreises Altenkirchen und zu 45 Prozent auf dem Gebiet des Westerwaldkreises liegt. Zehn Gemeinden grenzen an den Truppenübungsplatz. Acht Gemeinden haben Liegenschaften auf dem Gelände.

Hauptmann Becker berichtete zudem, dass die Firma Dynamit Nobel aus Würgendorf Interesse bekundet habe, auch nach Abzug der Bundeswehr einen Teil des Geländes für Übungszwecke zu nutzen. Dies hat die Firma in den vergangenen Jahren an rund 60 Tagen im Jahr in Anspruch genommen.

Ministerin Höfken zeigte Verständnis für das Interesse der Regionalvertreter, sich an der weiteren Gestaltung des Geländes beteiligen zu wollen. Militärisch genutzte Gelände seien oft wertvolle Bereiche für die Natur. Schon im Jahr 2006 habe das Umweltministerium mit dem Bundesverteidigungsministerium und der für den Bundesforst zuständigen BImA eine Vereinbarung zum Schutz von Natur und Landschaft auf den militärischen Liegenschaften im Land geschlossen. Gleichwohl sei die bekannte Windstärke des Westerwaldes ja schon in einem Volkslied besungen worden. Daher sei es wichtig, auch diese Argumente mit einzubeziehen. Gerne wolle man die Natur schützen und dabei schauen in wieweit die Produktion von Windenergie und gewerbliche Nutzung möglich sind.

Im Anschluss gab es eine kurze Führung durch zwei Unterkünfte, danach eine Rundfahrt über das weitläufige Gelände, mit Zwischenstopp im „Geschwämm“, einem Moorgebiet, welches auch von der Bundeswehr nie militärisch genutzt wurde und sich somit über Jahrzehnte zu einem Biotop besonderer Art entwickeln konnte, mit seltenen Pflanzen und Tieren. Nicht selten waren allerdings die so genannten Pferdebremsen, die dort in großer Zahl auf die ankommenden Zweibeiner gewartet zu haben schienen. Davon unbeeindruckt präsentierte Kleemann einen Plan zur möglichen Nutzung des Truppenübungsplatzes, aber nicht für das Moorgebiet des
„Derschener Geschwämms“.
In einer Pressemitteilung vom Freitag, 12. Juli gibt SGD-Präsident Ulrich Kleemann bekannt: „Die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord hat die Ausweisung des Naturschutzgebietes „Stegskopf, Derschener Geschwämm und Quellgebiet der Schwarzen Nister“ umfassend vorbereitet und wird das Unterschutzstellungsverfahren in Kürze einleiten“, so Kleemann. „Es ist wichtig, dass wir uns das Areal noch einmal ganz genau angesehen und alle wichtigen Fragen erörtert haben. Die Vielfalt der Natur am Stegskopf ist herausragend und besonders schützenswert“, stellte Kleemann fest.
Die militärische Nutzung auf dem Truppenübungsplatz Stegskopf bei Daaden wird in 2014 aufgegeben werden. Während der militärischen Nutzungszeit hat sich dieser Bereich zu einem Lebensraum für zahlreiche besonders gefährdete Tier- und Pflanzenarten entwickelt. Das ist bereits über den aktuellen Status als FFH- und Vogelschutzgebiet dokumentiert. Die Bewirtschaftungspläne werden von der SGD Nord in enger und guter Zusammenarbeit mit den zuständigen Dienststellen des Bundes erarbeitet. Außerdem handelt es sich um einen Landschaftsraum von besonderer Eigenart und landeskundlicher Bedeutung.



Geschützt werden sollen rund 1300 Hektar des insgesamt 2000 Hektar großen Truppenübungsplatzes. Darin enthalten sind alle für den Naturschutz wertvollen Bereiche, die auch schon Bestandteil des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000 sind. Raum für Windkraft- und Gewerbeansiedlungen bliebe demnach in den Randgebieten, die zum Teil bereits baulich genutzt werden.
Die Einleitung des Verfahrens zur Unterschutzstellung erfolgt in den nächsten Tagen mit der Anhörung der Träger öffentlicher Belange. Soweit die Pressemitteilung.

Der Plan sieht vor, sowohl Flächen für Fotovoltaik als auch für naturverträgliche Industrie auszuweisen. Harry Neumann und Wolfgang Stock (BUND), sowie Immo Vollmer (Nabu) sprachen sich allerdings dagegen aus. Sie möchten das gesamte Gelände unter Naturschutz gestellt wissen. Dies sei eine einmalige Gelegenheit, dieses letzte Refugium ursprünglicher Landschaftsform des Westerwaldes zu erhalten. Auch die Tatsache, dass hier gleich drei Bundesländer, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Hessen miteinander verbunden sind, sei eine Besonderheit. In einer gewerblichen Nutzung jedweder Art, sehen die Naturschutzverbände einen nicht mehr gut zu machenden Schaden für das Areal.

Brinkmann hielt dem entgegen, mit einer teilweisen gewerblichen Nutzung des Geländes den Naturschutz finanzieren zu können. Dies wollte Stock so nicht stehen lassen. Er vertrat die Auffassung, Naturschutz sei öffentliche Aufgabe und somit auch aus öffentlichen Geldern zu finanzieren. Windkraftnutzung sei hier allein wegen der Großvogelarten schon nicht möglich. Neumann wusste von einer Studie zu berichten, wonach Schwarzstörche in der Nähe von Windkraftanlagen weniger Nachwuchs bekommen.
„Was haben wir auf die Bundeswehr geschimpft und wie froh wären wir heute, wenn sie hier bleiben würde“, bemerkte Rudolf Meier am Rande der Diskussion. Er stellte an Kleemann die Frage, ob denn bezüglich der Windkraftanlagen auch schon mal jemand an die Menschen gedacht habe. Die geplanten Standorte, „Höllenkopf“ und „Stirn“ befänden sich zu Siedlungen in Emmerzhausen und Derschen in einer Entfernung von nur 800 Meter. Meier zeigte sich enttäuscht, dass darauf nicht eingegangen wurde. Sowohl Meier wie auch die Vertreter der Naturschutzverbände forderten eine Beteiligung an den Planverfahren.

Die Ministerin stellte fest, dass die Interessen aller Beteiligten stark widersprüchlich seien, zeigte sich jedoch trotzdem zuversichtlich, dass eine Lösung für die Probleme zu finden wäre.
Daadens Ortsbürgermeister Günter Knautz berichtete, dass es fast 200 Interessenten gäbe, die schon wegen Investitionsmöglichkeiten nachgefragt hätten. Dem gegenüber berichtete ein anderer Teilnehmer der Veranstaltung von mindestens ebenso vielen Bürgern die für die Erhaltung des Stegskopfes als Naturschutzgebiet plädierten.
Neumann warf der Politik vor, im Vorfeld viel zu wenig über die Nutzung des Gebietes nach Abzug der Bundeswehr nachgedacht zu haben.
VG-Bürgermeister Wolfgang Schneider wünscht einen Dreiklang von Ökologie, Ökonomie und Sozialem als Zukunft für den Stegskopf. Er bat alle Beteiligten aufeinander zu zugehen, damit allen Belangen Rechnung getragen werden könnte.

Einigkeit herrschte bei allen Beteiligten hinsichtlich der Tatsache, dass die einzigartige Natur des Stegskopfs schützenswert sei. (anna)


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