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Nachricht vom 23.12.2008    

Seit 30 Jahren legendäre Jahresfahrten

Eine Betzdorfer Institution wird 30 Jahre alt: Solange nämlich gibt es schon die inzwischen legendäre Jahresfahrt der SPD. Über 3600 Teilnehmer erlebten inzwischen die Reisen in drei Kontinente und das Interesse an den Fahrten ist nach wie vor ungebrochen.

istanbul 96

Betzdorf. Dezember 1979, 50 Personen besuchen mit dem SPD-Stadtverband den Deutschen Bundestag in Bonn. Erstmals hatte Ernst-Helmut Zöllner die Durchführung einer Jahresfahrt übernommen und zehn Fahrten organisierte er weiter. Dann übernahm Karl-Heinz Mohr das Steuer der Jahresfahrten, baute die Fahrten bis zu zehn Tage aus. Nachdem im Herbst die 30. Fahrt nach Marokko wieder einmal als "Highlight" ablief und die nächste Fahrt im September 2009 nach Kreta schon 80 Anmeldungen hat, ziehen die beiden eine Bilanz, die das Urteil "beispiellos" verdient. Über 3600 Teilnehmer erlebten ein- bis zehntägige Fahrten in Deutschland, dann Europa, Asien und Afrika. Mit Bus, Schiff, Zug oder Flugzeug, alle Verkehrsmittel wurden genutzt, in Istanbul auch 250 Teilnehmer in Eselswagen. Etwa 15 Reiseleiter halfen den Beiden in den 30 Jahren, wenn es mit bis zu fünf Bussen auf Fahrt ging. Wobei Mohr bereits Zöllner mithalf und Zöllner später bei Mohr auch einige Mal dabei war, soweit das möglich war auch Vorfahrten noch mitmachte. In England hätten Beide fast die Fähre verpasst, weil man Zöllners Auto im Haltverbot eine Wegfahrsperre kassiert hatte.
Aus der Eintagesfahrt nach Bonn wurden drei, dann vier und fünf bis zu acht und zehn Tage. Berlin 1982 war die erste Fahrt mit 100 Personen, beim zweiten Mal 1995 waren es 200 Personen. Die Spitze wurde in die Toskana im Jahr 2000 mit 250 Personen erreicht. Dabei hätten oft mehr Personen mitgewollt, schildern die beiden Reiseorganisatoren, aber andere Kapazitätsgrenzen hätten das verhindert.
Was war das Motiv für solche Fahrten einer Partei? Natürlich, so führt Zöllner aus, habe man immer darauf geachtet, politische Bildung mit den Fahrten zu vermitteln. Besuche im Bundestag, im Europaparlament, den europäischen Kommissionen, dem Nato-Hauptquartier, im geteilten Berlin, in den KZ Bergen-Belsen oder Dachau, jenseits des noch bestehenden "Eisernen Vorhangs", in zahlreichen deutschen Botschaften in den europäischen Hauptstädten wie Wien, Paris, Luxemburg, London, Amsterdam oder Brüssel sind Belege dafür. In Wien hatte sogar Bundeskanzler Bruno Kreisky als SPÖ-Vorsitzender zugesagt, mit der Gruppe zu diskutieren. Er brach sich im Urlaub in Mallorca ein Bein und entschuldigte sich bei Zöllner mit einem Handschreiben. Sein Vertreter kam und diskutierte drei Stunden mit den 120 Teilnehmern in Wien.
Nach der Wende ist man wieder dorthin gefahren, wie Prag, Berlin/Potsdam, Moskau/Petersburg, Dresden oder Budapest, um den Wandel selbst festzustellen. Die beiden Organisatoren ergänzen, die Fahrten hätten sich von der klassischen politischen Bildung gewandelt zu Studienfahrten, die nun auch verstärkt kulturelle Punkte berücksichtigten.
Die Teilnehmer kamen besonders aus Betzdorf und dem Oberkreis Altenkirchen. Doch einzelne Mitfahrer reisten aus ganz Deutschland an, einer sogar aus den USA. Es bildeten sich Freundschaften, die über die Fahrten hinaus hielt, wie beispielweise der "Polen-Club". Selbst zwei Ehen stifteten die Fahrten, wovon eine langsam auf die Silberhochzeit zugeht. Es gab schon mal Probleme mit Busmotoren, aber mit allen Busfahrern wurde gut kooperiert. Sie alle fuhren gerne die Betzdorfer SPD. Natürlich bleiben bestimmte Vorkommnisse auch nach 30 Jahren parat: Der polizeilich abgeschleppte Bus aus dem Halteverbot in Amsterdam. Über 200 Mark sammelte die Gruppe, um die Strafe zu bezahlen; Teilnehmer, die sich vierliefen und von der Bahnhofsmission versorgt wurden. Der Franc stieg gewaltig, verursachte Kursverluste bei der Fahrt nach Paris, die einen Minus von 20 Mark je Person eingefahren hätte. Die Gruppe war am einstigen Montag in Paris, an dem alle Museen in Frankreich frei besucht werden können, damit war die Kasse gerettet. In Marokko blieb der Hoteltresor eines Teilnehmers geschlossen und die Gruppe reiste ohne ihn nach Marrakesch. Ausweise von drei Personen wurden in Marrakesch wieder gebraucht, und das Geld lag auch hierin. Er musste 270 Kilometer mit der Taxe nachfahren, nachdem der Tresor wieder offen war. In Berlin wusste der Busfahrer nicht mehr, wo sein Bus stand. Ein Kreis wurde im Stadtplan um das Hotel geschlagen, zehn Leute schwärmten aus und fanden den Bus. Genaue Kontrollen in der Prager Botschaft bei der ersten Fahrt, da bei einer 100-Personen-Gruppe auch ein DDR-Bürger hätte dabei sein können. Das war Tage zuvor hier passiert. Die oft peinlichen Kontrollen an der DDR-Grenze oder bei der Fahrt nach Ostberlin bleiben in Erinnerung, ebenso der in Prag stehengebliebene Koffer eines Wallmenrothers, den der diplomatische Dienst nach Bonn beförderte und vieles mehr.
Obwohl sich inzwischen die erste Generation der Teilnehmer langsam verabschiedet hat, hat Karl-Heinz Mohr keine Sorge, dass weiter die Fahrten eher überfüllt sind. Keiner hat alle Fahrten mitgemacht, aber Mohr selbst bringt es auf 29 Fahrten und bei der fehlenden Fahrt nach Luxemburg begleitete er Zöllner bei der Vorfahrt.
Es wird also weiter in Betzdorf im Herbst gefragt werden: "Fährst Du auch mit?" Anscheinend weiß dann jeder, was damit gemeint ist und sagt gerne: "Ja ich bin auch dabei."
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Foto: Mit 200 Personen 1996 nach Istanbul gab es fünf Reiseleiter, Im Flugzeug von links: Cheforganisator Karl-Heinz Mohr, Dr. Detlef Koops, Erich Nolden, Ernst-Helmut Zöllner und Dieter Czichy.




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