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Nachricht vom 07.02.2017    

Jobcenter: Positive Bilanz, aber Herausforderungen bleiben

Voller Lob für die eigene Trägerversammlung des Jobcenters im Kreis waren dessen Vertreter bei einem Pressegespräch. Tatsächlich konnten die Herren sinkende Kosten und weniger Bedarfsgemeinschaften verkünden. Insgesamt liest sich die Bilanz der letzten zehn Jahre positiv. Aber die Herausforderungen bleiben und sind mit der Betreuung von Flüchtlingen teils sogar gestiegen.

Die Vertreter der Trägerversammlung (von links): Heiner Kölzer (stellv. Geschäftsführer Jobcenter), Josef Zolk (Vors. Trägerversammlung), Bernd Brato (neu im Bunde als stellv. Vors. Trägerversammlung), Manfred Plag (Geschäftsführer Jobcenter) und Karl-Ernst Starfeld (Vorsitzender Karl-Ernst Starfeld, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Neuwied). Foto: Daniel Pirker

Altenkirchen/ Kreisgebiet. Ein vorbildliche Kultur der Zusammenarbeit und eine ordentliche Portion Lob für die eigene Arbeit und die Leistungen der 95 Mitarbeiter in den drei Standorten im Kreisgebiet – besser hätte man die eigene Bilanz nicht beschreiben können, wie es die Vertreter der Trägerversammlung aus Arbeitsagentur und den kommunalen Trägern taten. Und tatsächlich lesen sich die Zahlen positiv: Allen voran musste weniger für die Gesamtregelleistungen (Arbeitslosengeld II und Sozialgeld) ausgegeben werden. Die Ausgaben für den Regelbedarf zur Sicherung des Lebensunterhalts, wie es im Bürokratendeutsch heißt, sind von rund 29,47 Millionen Euro (2015) auf etwa 28,46 Millionen gesunken.

Innerhalb des vom Jobcenters angegebenen Zeitraums ist dies der niedrigste Wert seit 2007. Diese Entwicklung schlägt sich naturgemäß auch auf den größten Batzen im Zahlenwerk nieder, nämlich dem Arbeitslosengeld II. Gab das Jobcenter 2015 noch rund 15,24 Millionen Euro hierfür aus, waren es im vergangenen Jahr etwa 14,8 Millionen Euro. Der zweitgrößte Posten, die Kosten der Unterkunft, sank von 12,39 Millionen Euro auf 11,87 Millionen Euro.

Blickt man auf die Zahlen der Leistungsempfänger, zeigt auch hier der Trend auf den ersten Blick nach unten: Während im Dezember 2015 noch 3510 Bedarfsgemeinschaften gezählt worden waren, waren es 2016 sieben weniger, also 3503. Zum Vergleich: Die meisten Bedarfsgemeinschaften verzeichnete man seit 2007 im Dezember 2009 (4158). Gleichzeitig gab es 2015 allerdings noch weniger Personen in Bedarfsgemeinschaften. Die Zahl wuchs von 6621 auf 6689 an.

Insgesamt lag die Arbeitslosenquote im Kreis Altenkirchen im letzten Monat bei 5,1 Prozent. 2,9 Prozent der Arbeitssuchenden fielen in die Zuständigkeit des Jobcenters, genauso viel wie beispielsweise im Dezember 2015. Bricht man die Zahlen auf einzelne Gruppen herunter, offenbaren sich spezielle Herausforderungen vor allem bei Älteren und Langzeitarbeitslosen (also Personen, die ein Jahr und länger arbeitslos gemeldet sind). So sind 30,6 Prozent der Arbeitslosen, die unter die Zuständigkeit des Jobcenters fallen, im letzten Monat 50 Jahre und älter gewesen. Aus dieser Gruppe wiederum hat rund jeder zweite seinen 55sten Geburtstag hinter sich.

Eine weitere Daueraufgabe des Jobcenters: Die Vermittlung von Langzeitarbeitslosen, die 45,4 Prozent der Leistungsempfänger ausmachen. Eine Hilfe für diesen Personenkreis war das ESF-Bundesprogramm für Langzeitarbeitslose, das der Vorsitzende der Agentur für Arbeit, Karl-Ernst Starfeld, besonders hervorhob. Mittels erheblicher Lohnkostenzuschüsse konnten immerhin 50 Langzeitarbeitslose in Lohn und Brot vermittelt werden, momentan sind es 70. Grundsätzlich sei das Jobcenter stets offen für die Teilnahme an speziellen Förderprogrammen, um dem Kundenkreis zu helfen, erklärte der Vorsitzende der Trägerversammlung Josef Zolk.



Die Vertreter der Trägerversammlung zeigten sich sehr bewusst gegenüber dem Problem der Langzeitarbeitslosigkeit. Umso größere Priorität hat es, dem späteren Übel vorzubeugen und den Fokus auf jüngere Personen zu legen. Das verdeutlicht sich auch in dem Betreuungsschlüssel: Laut dem Geschäftsführer des Jobcenters, Manfred Plag, werden durchschnittlich 75 unter 25jährige von einem Jobcenter-Mitarbeiter betreut, bei den über 25jährigen sind es 150. Hoffnungsvoll stimmt Josef Zolk, dass Unternehmen vermehrt auch „nicht so idealen“ Bewerbern eine Chance geben. Grundsätzlich hob er den Stellenwert einer Ausbildung hervor, um später nicht in die Arbeitslosigkeit zu rutschen. Sei eine Person erst einmal ohne Arbeit, sei die Wahrscheinlichkeit für zum Beispiel psychische Probleme höher – der Anfang einer schwierigen Erwerbsbiografie.

Besonderen Wert legt das Jobcenter auf die Qualifizierung ihrer Kunden. 450 Maßnahmen zur Qualifizierung und Förderung werden angeboten. Im Blickfeld hat die Einrichtung nun auch Flüchtlinge. Für sie gibt es vier neue Weiterbildungsmaßnahmen, die idealerweise nach der Teilnahme an Sprachkursen besucht werden. Für die Betreuung von Flüchtlingen hat das Jobcenter zusätzlich sechs neue Mitarbeiter eingestellt, so dass nun insgesamt 95 Mitarbeiter an den drei Standorten im Kreis arbeiten. Grundsätzlich achtet das Jobcenter bei den Qualifizierungsmaßnahmen darauf, die Arbeitssuchenden in Branchen zu vermitteln, die eine gewisse wirtschaftliche Stabilität aufweisen in der Region, dem Metall-verarbeitenden Gewerbe etwa.

Und nicht nur das Beispiel Flüchtlinge macht deutlich, dass Herausforderungen eher zunehmen werden für das Jobcenter – trotz positiver Wirtschaftsentwicklung. Gefragt sei ein hohes Maß an sozialer Kompetenz, betonte der neue in der Runde der Trägerversammlung. Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Betzdorf-Gebharfshain, Bernd Brato, folgte auf dem Bürgermeister der VG Altenkirchen Hajo Höfer, der als neuer Landtagsabgeordneter seine Prioritäten anders setzen wollte. Brato indes schien sich auf seine neue Funktion zu freuen. Als ein Beispiel hierfür führte er die hohen Vermittlungszahlen des Jobcenters an. Etwa 1300 Arbeitssuchende werden jährlich in neue Stellen vermittelt. (ddp)




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