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Nachricht vom 15.03.2017    

Belegschaft der Firma Baumgarten in Daaden fordert Tarifvertrag

Es war jetzt wohl der Tropfen im berühmten Fass der das Überlaufen verursachte. Seit zwölf Jahren gab es bei der Firma Baumgarten GmbH, in Daaden keine Lohnanpassung. Eine Betriebsversammlung mit der IG Metall fand statt. Eine öffentliche Berichterstattung wurde von der Geschäftsleitung verhindert. Aus diesem Grund gab es nun eine Pressekonferenz des Betriebsrates gemeinsam mit der IG Metall Betzdorf. Widerstand gegen die Praktiken dieses Unternehmens ist jetzt angesagt.

Die Firma Baumgarten in Daaden hat seit 12 Jahren keine flächendeckende Lohnerhöhung an ihre Mitarbeiter ausgezahlt. Foto: anna

Betzdorf/Daaden. Seit zwölf Jahren hat es bei der Firma Baumgarten GmbH Stanz-, Zieh- und Presswerk in Daaden keine flächendeckende Lohnanpassung gegeben. Nun reicht es der Belegschaft, sie hat in einer Betriebsversammlung am 13. März einstimmig der IG Metall den Auftrag erteilt, einen Tarifvertrag im Betrieb zu installieren. Zu der ganztätigen Betriebsversammlung hatte der erste Bevollmächtigte der IG Metall Geschäftsstelle Betzdorf auch die Presse eingeladen, seitens der Firmenleitung wurde dieser jedoch der Zutritt zu der Veranstaltung verweigert.

Somit führte der Betriebsrat gemeinsam mit Wallbrecher am Mittwochvormittag, 15. März in den Räumen der IG Metall in Betzdorf in der Wilhelmstraße 18 eine Betriebsratssitzung durch, der sich ein Pressegespräch anschloss. Wallbrecher zeigte sich brüskiert über das Gebaren der Geschäftsleitung der Firma Baumgarten mit der freien Presse und zog Parallelen zu einigen Staaten in denen die Presse derzeit mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hat. Zum Unternehmen Baumgarten erklärte der erste Bevollmächtigte, dass die Belegschaft seit zwölf Jahren keine Entgelterhöhung mehr erhalten habe und nun diese und weitere Forderungen an die Geschäftsleitung stellt. Dazu erklärten die Betriebsratsmitglieder, dass es im Unternehmen bis heute keinen Tarifvertrag gebe.

Die Löhne seien bis 2005 in Anlehnung an den Tarifvertrag der Metall und Elektroindustrie in NRW gezahlt worden. Dies wohl auf Grund der Tatsache, dass das Werk in Daaden ein Tochterunternehmen der Firma Baumgarten in Neunkirchen ist. Die Geschäftsführung von Daaden habe auch das Weihnachts-, und Urlaubsgeld anzutasten versucht. So sei in einem Jahr das Weihnachtsgeld in drei Raten ausbezahlt worden. In 2012 hätten die Beschäftigten gar kein Weihnachtsgeld bekommen, dies wäre dann nach Beschwerden der Mitarbeiter kurz vor Ostern 2013 ausgezahlt worden. Dass die Mitarbeiter seit 2005 keine Lohnerhöhung erhalten haben, setzen die Betriebsratsangehörigen mit der Tatsache in Verbindung, dass im gleichen Jahr in Ungarn ein neues Werk gebaut und ein Großteil der Produktion nach dorthin verlagert worden sei.

In Daaden würden die Vorarbeiten geleistet, das Ausstanzen der Werkstücke fände in Ungarn statt und dann komme alles wieder zurück und werde in Daaden zusammengeschweißt. Zudem sei in Daaden die Belegschaft in den letzten Jahren mehr und mehr herunter gefahren worden. Nicht durch Kündigungen aber durch Berentung oder freiwilliges Ausscheiden von Mitarbeitern. Die seien einfach nicht mehr ersetzt worden, so dass die jetzigen Kollegen immer mehr an Arbeit erledigen müssten. Das wiederum führt dazu, dass Samstagsarbeit an der Tagesordnung ist und auch des Öfteren an Sonntagen gearbeitet werden muss. Als Zulieferer der Automobilindustrie kommt es zudem häufig dazu, dass Bestellungen nicht rechtzeitig fertig werden und dann Sonderfahrten zu den Kunden erfolgen müssen.



Ein kompliziertes, innerbetriebliches Entlohnungssystem der Akkordarbeiter führt zudem zu großem Frust und Ungerechtigkeit bei den Betroffenen. Ältere Mitarbeiter, und die meisten im Werk sind über 50 Jahre, die den Akkord nicht mehr schaffen könnten trotzdem nicht aus diesem System aussteigen. "Wenn sie die Arbeit nicht mehr schaffen, dann könnten sie ja gehen", bekämen diese Leute zur Antwort und dass nach teils mehr als 40 Jahren im Unternehmen.

Von 2007-2009 hätte die gesamte Belegschaft sogar zwei Stunden in der Woche umsonst gearbeitet. Das so erwirtschaftete Geld sollte investiert werden habe die Geschäftsleitung angekündigt. Bis heute jedoch werde an alten Maschinen, teils aus den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gearbeitet. Das sei Betrug am Arbeiter, ereiferte sich eines der Betriebsratsmitglieder. Jetzt aber ist das Maß voll, jetzt wollen die Mitarbeiter für ihre Rechte kämpfen. Bisher seien dem Betriebsrat die Hände gebunden gewesen, nun jedoch stehe die Belegschaft hinter dem Betriebsrat und deutlich mehr als 50 Prozent hätten sich gewerkschaftlich organisiert.

Jetzt wollen die Mitarbeiter im Betrieb den Flächentarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie in derzeit gültiger Fassung inklusive aller Regelungen zu Löhnen, Urlaub, Weihnachts- und Urlaubsgeld. Außerdem fordert die Belegschaft eine Standortsicherung für das Werk in Daaden. Wallbrecher verdeutlichte die Situation der Mitarbeiter auch vor dem Hintergrund der Inflation der vergangenen 12 Jahre. Zudem habe die fehlende Lohnangleichung für jeden Einzelnen erhebliche Auswirkungen auf die Rente. Der Gewerkschafter ist überzeugt, dass keiner der Kollegen von Baumgarten mit seinem Lohn allein eine Familie unterhalten kann. Er will sich nun mit dem Vorstand der IG Metall beraten, wie im Fall Baumgarten, Daaden weiter vorgegangen werden soll. Denkbar sei da auf jeden Fall so einiges. Die Angst der Mitarbeiter habe sich nun in ein Wollen und in Widerstand gewandelt.

Zu guter Letzt berichtete der Betriebsrat noch, dass bei der Firma Baumgarten in Daaden am 1. April eine Feier zum 100-jährigen Bestehen des Unternehmens durchgeführt werden soll. Der Betriebsrat als Gremium sei dazu nicht eingeladen, nur alle Mitarbeiter als solche. Angekündigt worden sei auch ein Geschenk für alle Mitarbeiter. (anna)


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