Werbung

Nachricht vom 24.07.2017    

Vor 20 Jahren: Oderflut löste Hilfsbereitschaft aus

Vor 20 Jahren, am 24. Juli 1997 kehrten Einsatzkräfte der Feuerwehren und des Technischen Hilfswerkes aus dem Kreis Altenkirchen von einem ungewöhnlichen Einsatz aus Polen zurück. Damals hatte die schreckliche Oderflut im Landkreis Krapkowice einen Hilferuf ausgelöst, der in Altenkirchen gehört wurde.

Deutsche und polnische Einsatzkräfte arbeiteten Hand in Hand, hier galt es eine Industrieanlage zu retten, es gelang damals nicht, der nahe Oderdeich brach komplett. Fotos: Helga Wienand-Schmidt

Kreis Altenkirchen. Binnen kürzester Zeit war ein Hilfskonvoi aus Freiwilligen Feuerwehren, dem THW und dem DRK zusammengestellt, der geschlossen in die Region der Woiwodschaft Oppeln speziell nach Krapkowice aufbrach. Ein Hochwasser, wie es nie zuvor jemals gab, hatte die Region und ihre Menschen getroffen, es drohte die Trinkwasserversorgung komplett zusammenzubrechen, die Infrastrukturen waren teilweise zerstört und ebenso viele Industrieanlagen.

Mit 10,32 Meter am Zusammenflusss der Oder und des kleinen Nebenflusses Hotzenplotz drohte den Menschen in der Stadt eine Katastrophe, die es so nie zuvor gab. Brücken waren weggerissen, Häuser, ja ganze Straßenzüge im Wasser verschwunden. Entsetzliche Bilder prägten die Ankunft und die Frage: Wo anfangen?? Aber da gab es auch die deutschsprachigen Organisatoren vor Ort und die deutschen und polnischen Einsatzkräfte arbeiteten zusammen. Erster Einsatzort damals war die Trinkwasserversorgung am großen Wasserturm der Stadt.

Krapkowice (Krappitz) pflegte damals schon die Kontakte nach Altenkirchen, es ging um den Aufbau der Verwaltung in dem neu geschaffenen Landkreis. Aber auch die Schulen, das Lyceum in Krapkowice und das Kopernikus-Gymnasium Wissen pflegten die Kontakte und regelmäßige Schülerbegegnungen. Für die damaligen Amtsinhaber und Organisatoren war es blitzschnell klar, wir müssen da helfen und so geschah es. Es war ein Einsatz, der sowohl auf polnischer wie auf deutscher Seite das zarte Pflänzchen Partnerschaft/Freundschaft zum Blühen brachte.

Vor 20 Jahren gab es zwar Handys, aber sie hatten weder gut funktionierende Kamerafunktionen noch waren sie überall einsatzfähig. Das gab das bestehende damalige Netz nicht her. Aber es gab irgendwie und immer fast jeden Tag Nachrichten aus dem Einsatzort, manchmal unter extremen Bedingungen. Digitalfotografie und die Übermittlung per Mail – unmöglich in jenen Tagen. Aber es klappte mit Hilfe vieler polnischer Menschen und dem DRK. Denn die DRK Einsatzkräfte mussten früher zurück und nahmen die ersten Filme aus dem Katastrophengebiet mit nach Altenkirchen. Per Fax gelangten die ersten Berichte in die Medien. Sie wurden auf einer Schreibmaschine getippt, die auch ohne Strom funktionierte und als wichtigstes Einsatzmittel ebenso wie die Kamera und Filme nicht aus den Augen gelassen wurde.

Wenn man 20 Jahre später an diesen Einsatz erinnert, ist da vieles, was sich in den Sichtweisen verändert haben mag. Eines ist aber sicher unvergesslich: die Gastfreundschaft und die Dankbarkeit der Bevölkerung in der Region, da sind im Laufe der Jahre Freundschaften entstanden, die auch die zweite Generation betreffen. Es sind die unvergesslichen Momente, als in den vom Wasser eingeschlossen Dörfern und Gehöften die ersten Helfer eintrafen. Es sind die Geschichten zu Trauer und Elend, die man am Rande der Katastrophe erfuhr und deren Bilder man nicht mit Kamera festhalten konnte.

Am frühen Morgen des 24. Juli 1997 hatten sich Familienangehörige und Bürgermeister Michael Wagener am Feuerwehrhaus in Wissen versammelt, um die Heimkehrer aus diesem ungewöhnlichen Einsatz zu empfangen. Müde und verschwitzt, kamen die Einsatzkräfte nach vielen Stunden Fahrzeit an. Mit dem Empfang hatte auch keiner gerechnet.

Wenn heute die Partnerschaft der Stadt Wissen und des Landkreises mit Krapkowice auf einer gesunden Basis stehen und hoffentlich weiterhin die Jugend Polens und Deutschlands für ein friedliches demokratisches Zusammenleben begeistert, dann ist auch die Erinnerung an die Anfänge wichtig. (hws)


Weitere Bilder (für eine größere Ansicht klicken Sie bitte auf eines der Bilder):
     


Anmeldung zum AK-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Altenkirchen.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Region


Technikmuseum Freudenberg feiert Saisoneröffnung 2024 mit Neuheiten und bewährten Attraktionen

Freudenberg. Die neue Saison verspricht einmal mehr hautnah erlebbare Technik mit einer Reihe faszinierender neuer und auch ...

Aktualisiert: Unfall auf B 414 in Altenkirchen führte zur Sperrung

Altenkirchen. Die Leitstelle Montabaur alarmierte am Mittwoch (24. April), gegen 16.40 Uhr, die Freiwilligen Feuerwehren ...

Neuer Pflegegradrechner der Verbraucherzentralen hilft bei Selbsteinschätzung

Region. Leistungen der Pflegeversicherung sind nur für Personen erhältlich, die im Rahmen einer Pflegebegutachtung einen ...

Geführte Wanderung am 28. April: auf dem Wiedweg zur Erbsensuppe

Neitersen. Die Wanderung von etwa neun Kilometern Länge startet von Neitersen über den S-Wanderweg zum Obernauer Kopf und ...

Jugendliche aus sechs Ländern wandern auf Entdeckungsreise im Westerwald

Enspel. Im Herzen des malerischen Westerwalds trafen die jungen Menschen und ihre Trainer aus Norwegen, Tschechien, Polen, ...

Nach fast 47 Jahren bei der Agentur für Arbeit Neuwied in den Ruhestand verabschiedet

Region. Ihr beruflicher Werdegang führte sie nach der Ausbildung 1980 in die damalige "Leistungsabteilung". Ab 1994 folgten ...

Weitere Artikel


DLRG Betzdorf/Kirchen erhielt Spende

Dickendorf. Im Freibad Dickendorf übergab Andreas Ziegenrücker, Geschäftsführer der in Kirchen ansässigen Firma A-Z Bäderbetriebsberatung ...

Festumzug und Parade bei den Grönner Schützen

Oberirsen-Marenbach. Am Sonntag, 23. Juli, trafen sich die Schützen aus Marenbach und den Gastvereinen zum großen Schützenzug. ...

SG 06 Betzdorf startet mit Maskottchen "Joschi" in die neue Saison

Betzdorf. Für die Besucher am 29. Juli, die ab 15.30 Uhr das erste Spiel der neuen Rheinlandliga-Spielzeit erleben wollen, ...

Wunderschöne Ferienfreizeit auf der Insel Ameland

Betzdorf-Bruche. Wie bereits in den Vorjahren, konnte den Kindern auch dieses Jahr wieder ein vielseitiges und abwechslungsreiches ...

Bombenfund in Brachbach zum Glück ungefährlich

Brachbach. Eine "historisch" interessierte 37-jährige Frau fand am Samstag, 22. Juli, gegen 17.15 Uhr bei ihren Suchmaßnahmen ...

Vermisstensuche in Birken-Honigsessen erfolgreich

Birken-Honigsessen. Eine 70-jährige demenzkranke Frau die erst seit einigen Tagen in einem Pflegeheim in Birken-Honigsessen ...

Werbung