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Nachricht vom 27.07.2009    

Heinrich-Brauns-Zimmer 25 Jahre alt

Nach dem bekannten katholischen Sozialpolitiker Heinrich Brauns ist das gleichnamige Zimmer im Obergeschoss des Herdorfer Knappensaals benannt. Er war während der Weimarer Republik acht Jahre land Reichsarbeitsminister. Brauns verstarb vor 70 Jahren, vor 25 Jahren wurde das Zimmer eingerichtet.

Herdorf. Nicht mehr aus dem Vereinsleben im Knappensaal hinweg zu denken ist das Heinrich-Brauns-Zimmer im Obergeschoss des Gebäudes, das vor 25 Jahren eingerichtet wurde und das für Versammlungen, Vorstandssitzungen, kleine Vereinsfeiern und Besprechungen genutzt wird. In ungestörter Atmosphäre kann hier gearbeitet werden, wobei die Vorgeschichte des Raumes eng mit der Geschichte des katholischen Knappenvereines und seines verstorbenen Ehrenvorsitzenden Alfons Mockenhaupt und seines Bruders, Monsignore Dr. Hubert Mockenhaupt, zusammenhängt. Das Heinrich-Brauns-Zimmer hat einen separaten Eingang und separate Toilettenräume und komplettiert in hervorragender Weise das Raumangebot der "guten Stube" des Städtchens.
Bereits vor dem Kriege kamen in einem Verschlag unter dem Knappensaaldach vor allem die Mitglieder des Jungmännervereins, später der DJK, zusammen. Der relativ unbekannte Raum konnte auch nach 1933 heimlich für Zusammenkünfte der katholischen Vereinsvorstände und Standesorganisationen genutzt werden. Alte Mitglieder können sich noch gut daran erinnern, auch an die damals ausgegebene Parole: "Rollt das Banner um den Schaft, seid verschwiegen und haltet zusammen."
Nach dem Brand des Knappensaales 1946 konnte wegen der knappen Mittel und Materialien der Gruppenraum nur notdürftig hergerichtet werden. Dabei blieb es dann auch all die Jahre lang, bis die Raumnot den Knappenverein zum Ausbau zwang. Der später Heinrich-Braun-Zimmer genannte Raum erhielt eine schöne Fichtenvertäfelung, drei große Fenster, isolierte Wände, einen Teppichboden, Stühle und Tische, eine Kühltruhe sowie Schränke und Vitrinen, da hier auch das Archiv des Knappenvereins untergebracht wurde.
Einen beachtlichen Zuschuss zum Bau des Zimmers stiftete Dr. Hubert Mockenhaupt, freilich mit der Bitte, den Raum nach dem katholischen Sozialpolitiker Heinrich Brauns zu benennen.
Ihm fühlte sich Dr. Mockenhaupt besonders verbunden. Seine Dissertation behandelte Leben und Werk dieses Mannes, dessen Bild den Raum ziert. Dr. Mockenhaupt hielt in der Verbotszeit selbst im Gruppenraum heimlich Jugendunterricht und führte viele junge Leute durch die schweren Zeiten des "Dritten Reiches". Er schrieb unter anderem die Bücher über Heinrich Brauns mit den Titeln "Die Arbeit menschlich gestalten", "Heinrich Brauns: Zeitgeschichte in Lebensbildern", "Aufsätze und Reden von Heinrich Brauns", "Priesterliche Existenz und sozialpolitisches Engagement" und "Wege und Wirken des geistlichen Sozialpolitikers".
Der 1868 geborene katholische Priester Heinrich Brauns übernahm am 27. Juni 1920 mit dem Reichsarbeitsministerium eines der schwierigsten Ämter, welches die Weimarer Republik zu vergeben hatte. Acht Jahre lang leitet er das Ministerium in schweren Zeiten. Kein anderer Reichsminister war so lange in seinem Ressort tätig.
Brauns war sozialpolitisch stark engagiert, nachdem er bereits mit 18 Jahren erstmals als Redner vor katholischen Arbeitervereinen auftrat. Unter seiner Amtsführung wurde das Tarifvertrags- und Betriebsrätewesen weiter ausgebaut, das Schlichtungs- und Einigungswesen erstmals gesetzlich fixiert, die Arbeitsgerichte geschaffen und Arbeitsschutzgesetze verabschiedet. 1923 wurde die Reichsknappschafts-Versicherung neu geregelt. Auch nach seinem Ausscheiden aus der Politik blieb Brauns in wichtigen Gremien verantwortlich in der großen Politik tätig.
Unter den Nazis hatte er viele Schikanen zu erdulden. Man nahm ihm seinen Pass ab, durchsuchte sein Haus, leitete gegen ihn ein "Betrugsverfahren" ein. Er ließ sich freilich in seiner aufrechten Art und Gesinnung durch nichts erschüttern. Vor 70 Jahren, im Oktober 1939, verstarb Brauns. Der katholische Knappenverein Herdorf hält das Andenken an den Sozialpolitiker und Kirchenmann mit dem Heinrich-Brauns-Zimmer aufrecht. (Rainer Wirth)
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Der spätere Herdorfer Ehrenbürger Alfons Mockenhaupt (rechts), Bruder des Monsignore Dr. Hubert Mockenhaupt, leitet vor 25 Jahren den Ausbau des Heinrich-Brauns-Zimmers. Foto: Rainer Wirth



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