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Nachricht vom 28.10.2017    

Prof. Dr. Bergsdorf spricht über die Zukunft der Demokratie

Wie viel Populismus hält eine Demokratie noch aus? Diese und weitere Fragen beantwortete Prof. Dr. Bergsdorf beim Marienthaler Forum, das regelmäßig von Ulrich Schmalz veranstaltet wird, am 27. Oktober im Hotel Germania in Wissen. Hat die Demokratie also noch eine Zukunft?

Prof. Dr. Wolfgang Bergsdorf spricht beim Marienthaler Forum über die Zukunft der Demokratie Foto: jkh

Wissen. In den letzten Jahren sind eine Reihe von beunruhigenden Dingen zu beobachten: Die Wahlbeteiligung sinkt immer weiter ab. Das Vertrauen in die Volksparteien sinkt ebenfalls und die Bewegungen, ob von Rechts oder Links, nehmen gleichzeitig weiter zu. Viele Menschen denken, dass die Welt langsam aber sicher aus den Fugen gerät, denn dieser Wandel ist nicht nur in Deutschland, sondern europa- und teilweise auch weltweit zu beobachten.

Dabei benötigte die Demokratie über 2000 Jahre für ihren Aufbau. Sie dient dem Ersatz von Gewalt durch die Schaffung von Konsens im Rahmen von Gesetzgebungen. Es entstand ein Hochkomplexes System, das nur funktionieren kann, wenn es ausreichend transparent für die Bürger ist, erklärt Prof. Dr. Wolfgang Bergsdorf. Der bekannte Politikwissenschaftler wurde von Ulrich Schmalz zum Marienthaler Forum am Freitag, den 27. Oktober eingeladen, das erstmals im Hotel Germania in Wissen stattfand. Gespannt folgten die zahlreichen Gäste dem Vortragenden.

Doch obwohl die Demokratie recht alt ist, hat sie sich kaum weiterentwickelt seit der Jahrtausendwende, wie aus Studien von „Freedom House“ hervorgeht. Noch heute werden 50 Länder als „unfrei“ bzw. undemokratisch charakterisiert. Während die als demokratisch bezeichneten Länder einige Gemeinsamkeiten aufweisen: Sie verfügen über stabile Institutionen, eine belastbare Kollektivität, ein Rechtssystem und die Religion wurde aus der Vormundschaft entlassen. Die großen Vorbilder sind dabei die Schweiz und die USA.

Volksabstimmungen sieht Prof. Dr. Bergsdorf jedoch kritisch. Es gibt Momente in den sie angebracht sind, aber auch viele andere, in denen es keine gute Idee ist. Als Beispiel nannte der Politikwissenschaftler die Volksabstimmung im „Mutterland der Demokratie“ zum Brexit.

Doch was sind die Gefahren der Demokratie und wie sind sie entstanden? Zum einen sind es die Folgen der Globalisierung, die versucht werden mit Organisationen wie beispielsweise der europäischen Union zu bewältigen. Dies gelingt auch in einigen Bereichen. Doch der Migrationsdruck, oder der erhebliche ökonomische Wettbewerbsdruck sind Folgen, für die noch Lösungen gefunden werden müssen. Hinzu kommen Themen, wie Klimaschutz, Armutsbekämpfung und Ressourcenmangel.

Die Demokratie hat aber auch neben den Herausforderungen der Globalisierung mehr Feinde als Freunde, betont Prof. Dr. Bergsdorf. Vom islamischen Terror, über die Despoten der Welt, bis hin zum Brexit, die das Vertrauen in die Demokratie und Institutionen immer wieder erschüttern. Doch der größte Feind der Demokratie ist der Populismus.



Die Populisten bezeichnen sich als Anwälte derer, die nicht gehört werden. Dabei malen sie alles schwarz / weiß und betrachten daher komplexe Problematiken zu reduziert. Gleichzeitig gibt der Populismus aber auch einen Hinweis darauf, dass Sorgen von Bürgern vernachlässigt werden. Er ist sozusagen „ein demokratischer Selbstkorrektor“, wie Prof. Dr. Bergsdorf es ausdrückte. Obwohl SPD und CDU/CSU Verluste bei der letzten Bundestagswahl einfuhren, wurde Angela Merkel wieder Bundeskanzlerin. Das Fazit von Prof. Dr. Bergsdorf ist daher, dass die Demokratie trotz den vielen Herausforderungen eine Zukunft hat.

Anschließend konnte das Publikum einige Fragen stellen. Unter anderem wollten sie wissen inwieweit die Demoskopie mit den heutigen, technischen Möglichkeiten in den sozialen Netzwerken Einfluss auf die Wahlergebnisse hat. „Ich habe noch nie verstanden weshalb die sozialen Netzwerke als sozial bezeichnet werden.“, entgegnete Prof Dr. Bergsdorf, doch er glaube nicht das die Demoskopie bisher sonderlich Einfluss auf die Wahlergebnisse hat, da die Bürger es gewohnt sind ständig Einschätzungen und Statistiken zu lesen. Dennoch wird der Einfluss durch die neuen Medien mit der Zeit immer größer werden.

Ein weiterer Gast erwähnte den massiven Mitgliederschwund der Parteien. Zum einen liegt dies an den immer älter werdenden Mitgliedern, dessen „Verfallsdatum bald abläuft“, wie er es ausdrückte. Zum anderen möchte sich heutzutage keiner mehr langfristig binden, was mit der starken Individualisierung der Gesellschaft zusammenhängt. Die Menschen heute haben andere Werte, auf die die Parteien besser eingehen werden müssen. Dennoch muss man selbst auch ein wenig Kompromissbereitschaft zeigen. Möchte man eine Partei, die genau den eigenen Bedürfnissen entspricht, dann wäre es eine Ein-Mann Partei, so Prof. Dr. Bergsdorf. Deshalb sagte er auch abschließend: „Es hilft alles nichts, ihr müsst in die Partei eintreten, wenn ihr etwas ändern wollt.“ (jkh)


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