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Nachricht vom 11.09.2018    

Ganz großes Kino im Spiegelzelt in Altenkirchen

„Das gibt’s nur einmal, dass kommt nie wieder“ war eine der Zugaben im Altenkirchener Spiegelzelt. Und die sagte einfach alles über diesen Abend mit Denis Wittberg und den Schellacksolisten. In der gediegenen Atmosphäre und dem intimen Flair des Spiegelzeltes konnten sich die Besucher zurücklehnen und in die 20er, 30er und 40er Jahre entführen lassen. Besonders prickelnd waren die Ausflüge des Ensembles in die Neuzeit, als sie Hits der Neuen Deutschen Welle (NDW) interpretierten.

Denis Wittberg und seine Schellacksolisten mit Violinistin Clara Holzapfel. (Foto: wear)

Altenkirchen. Der Auftritt von Denis Wittberg und seinen Schellacksolisten kann getrost als einer der Höhepunkte des Jubiläumsfestivals im Spiegelzelt bezeichnet werden. Sicherlich nicht jedermanns Geschmack, aber dafür umso intensiver und entspannend, oder wie es heute heißt, entschleunigend. In der gediegenen Atmosphäre und dem intimen Flair des Spiegelzeltes konnten sich die Besucher zurücklehnen und in die 20er, 30er und 40er Jahre entführen lassen. Besonders prickelnd waren die Ausflüge des Ensembles in die Neuzeit, als sie Hits der Neuen Deutschen Welle (NDW) interpretierten.

„Zeitlos“: Der Name des Programms traf den Nerv der Besucher
Die Erwartungshaltung war recht hoch angesiedelt, denn das Publikum erwartete, bedingt durch den etwas höheren Altersdurchschnitt, ein Konzert, das auch höheren Ansprüchen genügte. Vorab, es wurde nicht enttäuscht, im Gegenteil, die Erwartungen wurden deutlich übertroffen. Schon beim Betreten der Bühne faszinierte das Ensemble, bestehend aus einer attraktiven Dame und neun Herren, durch das äußere Erscheinungsbild. Die eher festlich anmutenden Bekleidung, Wittberg im gediegenen schwarzen Zweireiher, die Violinistin Clara Holzapfel im bodenlangen, goldglänzenden Lurex-Kleid, die übrigen Musiker in weißem Jackett und schwarzen Hosen, verströmten zunächst einen leichten Hauch von Snobismus. Unterstrichen wurde dieser Eindruck durch das eher festgefrorene Gesicht von Wittberg, der beim Sprechen und Singen keine Mine verzog. Wenn er sang, oder sprach, was manchmal fließend überging, war das besondere Merkmal das harte, rollende „R“, der Mann hätte auch im Westerwald geboren sein können. Durch die unbeirrbare Mimik, verbunden mit einer eher roboterhaften Bewegung, der Radius betrug lediglich zwei Meter vom Mikrofon zum Klavier, fanden die Ankündigungen der Lieder und deren Texte, alsbald die ersten herzhaften Lacher im Publikum. Wittberg und die Musiker nahmen sich bei ihrem Konzert teilweise selbst auf die Schippe, veralberten sich und das Publikum. Der Funke sprang schnell auf die Leute im Zelt über, der anfangs vornehmen Stille folgte im Laufe des Konzertes Mitsingen und Mitklatschen.

Im Stile der 30er interpretierten die Musiker den Klassiker von der Spider Murphy Gang „Skandal im Sperrbezirk“. Wenn es im Original heißt „Da steh’n die Nutten sich die Füße platt“, sang Wittberg „Da steh’n die Damen sich die Füße platt“, wie es sich für einen Gentleman halt gehört. Im weiteren Verlauf des Konzertes wechselten die alten Ohrwürmer aus der Vorkriegszeit mit den Hits der NDW, nach „Gigolo“ begeisterte „Das Model“ von Kraftwerk, nach „Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist“ kam „Sternenhimmel“ von Hubert K., oder nach „Kleine Taschenlampe brenn“ von Nena und Markus folgte „Ich kaufe mir ‚ne Rakete“ von Robert Stolz.



Der Kuss ist immer verfügbar und kostet nichts
Zwischendurch brillierte Wittkamp mir tiefsinnigen Aussagen wie mit dieser: „Im Kino kann man viel von Liebe erfahren, vorausgesetzt, man lässt sich nicht vom Film ablenken.“ Er forderte auch immer wieder zum Küssen auf, weil „Der Kuss ist immer verfügbar und kostet nichts. Es sollte ein jeder einmal probieren, wenn es sein muss, auch mit der eigenen Gattin.“ Diese Zwischenbemerkungen erzeugten beim Publikum herzhafte Lacher und trugen die Musiker zu wahren Höchstleistungen. Das Schöne an diesem Konzert war, dass die Musiker auch bereit waren, sich selbst zu veralbernund bei ihren musikalischen Verrenkungen trotzdem nicht an Qualität einbüßten.

Als Wittberg mit einer dunklen Sonnenbrille auf der Nase ans Mikrofon trat, konnte man ahnen, was er vorhatte. Richtig geraten, er interpretierte Falcos „Der Kommissar“ im Stile der 30er. Inzwischen war das Publikum aufgetaut und so angetan, dass es immer häufiger Szenenapplaus spendete. Als er von „Max“, dem Frauenhelden sang, der in Sachsen hinter den Röcken her war, verfiel Wittberg in reinstes Sächsisch, was in Verbindung mit dem stockernsten Gesicht wahre Lachsalven erzeugte. Jeder kennt das Lied „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“, im Original heißt es richtig „Meine Oma fährt Motorrad, ohne Lampe ohne Licht“, auch die arme Oma musste dran glauben. Dieser abwechslungsvolle Mix aus Jive, Rumba, Swing, Cha Cha Cha und Foxtrott zog sich durch den ganzen Abend, dazwischen ein kurzer Abstecher ins Orientalische, als das Ensemble „Salome“ von Robert Stolz intonierte.

Unmöglich, dass in dem Programm die „Comedian Harmonists“ fehlen würden. Bevor „der kleine, grüne Kaktus“ das Spiegelzelt begeisterte, bezeichnete Wittberg sie als die „erste Boy-Grup“ Deutschlands. Eine Verhohnepipelung der Schnulze „Mama“ von Heintje nahmen die Musiker vor, als sie das Lied im Samba-Rhythmus vorstellten. Viel Beifall erhielten die „Schellacksolisten“ für den Song „Wär‘ ich doch an Weihnachten auf Kuba“, mit dem sie beim letzten Weihnachtscontest von SWR1 den zweiten Platz belegten. In Gegenwart von Chris de Burgh, der mit in der Jury saß, wurden sie In Ingelheim ausgezeichnet.

Zum Ende des Konzertes, als die Zugaben gefordert wurden, standen die Gäste, um zu applaudieren. Mit „Das gibt’s nur einmal, dass kommt nie wieder“ und „Schlafen geht das kleine Saxophon“ verabschiedeten sich die Musiker und verließen umjubelt die Bühne. Es wäre unfair, einen der Musiker hervorzuheben, da stand eine gefestigte Einheit auf der Bühne, mal im Stile einer Big Band, dann wieder als Salonorchester oder Kaffeehausensemble, jeder Musiker an seinem Instrument eine Klasse für sich. Bravo! (wear)


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