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Nachricht vom 29.01.2010    

"Ihr könnt die Welt verändern"

2000 Euro Spende an "Casa Alianza" - Diesen Betrag übergab jetzt das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium an das gleichnamige Straßenkinderprojekt in Guatemala-City. Dafür bedankte sich der Repräsentant des Projekt, Franz Hucklenbruch, der in einem Vortrag über die Probleme der Organisation und um deren Kampf ums Bestehen berichtete, aber auch über die verzweifelte Situation der Ärmsten in diesem mittelamerikanischen Land.

Betzdorf. "Casa Alianza war tot - Es lebe Casa Alianza". Dieses Fazit könnte man ziehen aus Franz Hucklenbruchs engagierten Vorträgen über die Situation von Kindern und Jugendlichen in Guatemala City und das Straßenkinder-Projekt „Casa Alianza“.
Bereits zum achten Mal, wie Schulleiter Manfred Weber in seiner Begrüßung hervorhob, informierte Hucklenbruch von der Casa-Alianza-Kinderhilfe Guatemala alle neuen Klassen 7 am Freiherr-vom-Stein Gymnasium Betzdorf über das von der Schule seit langen Jahren unterstützte Unesco-Projekt.
Zu Beginn hielt Hucklenbruch einen stark beschädigten Globus hoch: "Der Globus eiert", erläuterte er beziehungsreich. Umwelt- und Klimakatastrophe, die Ausbeutung der sogenannten Dritten Welt, die Globalisierung führten dazu, dass die Welt nicht mehr rundlaufe. In einem Exkurs in die Geschichte seit der "Entdeckung" Amerikas durch Kolumbus zeigte er die Ursachen für viele problematische Entwicklungen auf dem amerikanischen Subkontinent auf, die durch die Eroberung durch den weißen Mann und seine Gier nach Gold und Land verursacht wurden. Vieles, was heute noch "schief läuft", habe zweifellos hier seinen Ursprung.
Dann schlug Hucklenbruch den Bogen zum heutigen Guatemala. "In Guatemala gibt es Superreiche und ganz Arme, dazwischen gibt es nichts. Guatemala City, die Hauptstadt, ist gefährlicher als Bagdad, es werden täglich im Durchschnitt 45 Menschen ermordet." Dies sind meist Jungen und junge Männer zwischen 8 und 20 Jahren. Gerade Straßenkinder werden beim geringsten Vergehen erschossen oder fallen in der Nacht marodierenden Banden zum Opfer. Das Leben eines Straßenkindes gilt nichts. Straßenkinder haben keinen Wohnsitz und daher auch keinen Pass. Sie existieren also offiziell nicht einmal, können etwa auch vor Gericht nicht als Zeugen aussagen, wenn eines von ihnen angegriffen oder ermordet wurde.
Neben den Straßenkindern gibt es die "Müllkinder", die vom Müll und im Müll der großen Kippen am Rande der Stadt leben. Sie suchen sich aus den Resten der Reichen noch für sie Brauchbares heraus. Alle diese Kinder sind schwer krank, sie haben chronische Atemwegserkrankungen und Erkrankungen des Verdauungssystems durch ihre Mangel- und Fehlernährung. "Unser Ziel muss es sein, dass Kinder und Jugendliche nicht nur überleben, sondern glücklich leben."
Mit Spannung wurden Hucklenbruchs neue Informationen über das Weiterleben des Projekts erwartet - zumindest von allen, die zu Beginn des vorigen Jahres von der Hiobsbotschaft der Schließung der "Casa Alianza" aufgrund des Börsencrashs tief getroffen worden waren.
Bis zu diesem Zeitpunkt wurde Casa Alianza nur zu 20 Prozent von Deutschland aus finanziert. Spenden amerikanischer Großsponsoren, bis dato regelmäßig eingegangen, fielen durch die Umstände mit einem Male weg. Ein Punkt, an dem einmal mehr verständlich wurde, was es heißt, dass die Finanzkrise letztlich die Ärmsten der Armen am heftigsten trifft.
Doch Hucklenbruch und seine Mitstreiter rangen um eine Lösung. Auch am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium war man sich einig gewesen, das Projekt nach so vielen Jahren der Zusammenarbeit nicht einfach fallen zu lassen.
Und offenbar hat sich das Durchhaltevermögen ausgezahlt: Es zeigt sich - auch durch die Energie und das Engagement der Projektangestellten vor Ort -, dass Casa Alianza weiterlebt. Von Deutschland aus arbeitet man nun mit den beiden Projekten "Gaudium Paidos" und "Refugio de la Ninez" zusammen. Diese Projekte nehmen in Guatemala City zum Teil mit den alten Mitarbeitern der Casa Alianza deren Ansatz wieder auf und setzen die Arbeit in ihrem Sinne fort. Beide Projekte wurden von Misereor und Kinderhilfswerk geprüft und als förderungswürdig eingestuft. Ein Mitarbeiter der Casa-Alianza Deutschland hat den Aufbauprozess ein Jahr lang begleitet. "Wir sind nach der unfreiwilligen Landung wieder gestartet, haben aber noch einen weiten Weg vor uns", fasst Hucklenbruch den Stand der Dinge zusammen.
Umso erfreuter war er, eine Spende von 2000 Euro entgegennehmen zu können, die ihm symbolisch per Riesenscheck nach seinem Vortrag überreicht wurde. Die Spendengelder waren im vergangenen Jahr zusammengekommen aus so unterschiedlichen Aktionen wie dem Fairen Pausenverkauf, mehreren Bücherbazaren, dem Weihnachtsbazar, dem Imbiss- und Getränkeverkauf an verschiedenen Schulveranstaltungen, dem Erlös des Kunstkalenders 2010 oder Spenden aus einzelnen Klassen oder Kursen. Hier ist besonders die Aktion Tagwerk der 6d hervorzuheben.
Hucklenbruch lobte die Kinder und Jugendlichen für ihr langjähriges, nachhaltiges Engagement: "Ihr seid nicht machtlos, Ihr könnt die Welt verändern!"



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