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Nachricht vom 29.06.2010
Region
Westerburger Synagoge feiert 100-Jähriges
Am 8. Juli vor 100 Jahren wurde die Westerburger Synagoge eingeweiht. Das besondere Jubiläum soll nun auf den Tag genau - am Donnerstag, 8. Juli - mit einer Gedenkfeier in der Schlosskirche begangen werden.
Westerburg. Die Geschichtswerkstatt des Westerwald-Vereins e.V. Westerburg veranstaltet in Zusammenarbeit mit der Stadt Westerburg anlässlich der 100-jährigen Wiederkehr der Einweihung der Synagoge der ehemaligen Jüdischen Kultusgemeinde Westerburg am Donnerstag, 8. Juli, eine Gedenkstunde in der Schlosskirche Westerburg.
Um 18.30 Uhr ist ein Treffen an der ehemaligen Synagoge Westerburg in der Wilhelmstraße 4, die heute von Bernd Milanowski bewohnt und als Massagepraxis genutzt wird, angedacht. Von dort aus geht es weiter zur Gedenktafel in der Kirchgasse 11 (ehemals Fuld'sche Zigarrenfarbik), wo ein Totengebet gesprochen wird.
Um 19 Uhr findet in der Schlosskirche eine Gedenkstunde statt. Nach Grußworten des Kantors der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz, Joseph Pasternak, dem Vertreter der Kirchengemeinden und von Stadtbürgermeister Ralf Seekatz wird Burkhard Peschke (Sohn eines früheren Realschullehrers, der heute in Spanien lebt) als Mitglied der Geschichtswerkstatt Westerburg unter dem Motto "Geschehen-Erinnern-Gedenken" einen ausführlichen Rückblick halten und an die ereignisreichen Jahre erinnern. Für den musikalischen Rahmen sorgen die Sängervereinigung 1852, der Evangelische Kirchenchor Westerburg sowie Mathias Donath an der Orgel. Bereits um 17 Uhr soll ab dem Alten Markt eine Stadtführung durch das jüdische Westerburg stattfinden, die um 18.30 Uhr an der ehemaligen Synagoge endet.
Die Organisatoren würden sich freuen, wenn viele Mitbürger und Vereine der Einladung folgten, um an der Gedenkstunde teilzunehmen.

Aus der Geschichte der Juden in Westerburg
Bereits im Jahr 1328 wird ein "Judenbürger von Westerburg" in Frankfurter Dokumenten nachgewiesen. 1572 sollten auf Drängen der Geistlichkeit alle Juden der Grafschaft ausgewiesen werden. 1766 stellt der Jude Raphael Mortge ein Zimmer seines Hauses der jüdischen Kultusgemeinde als Betsaal zur Verfügung. 1819 wird die Synagoge beim Brand der Oberstadt zerstört und durch einen Neubau in der Wilhelmstraße 4 ersetzt. Diese befand sich bereits Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts in einem schlechtem Zustand. Obwohl ursprünglich lediglich Reparaturarbeiten angedacht waren, entstand in den Jahren 1909/1910 an gleicher Stelle ein Neubau. Während der einjährigen Bauphase stellte der Gastwirt Karl Büchler in der Adolfstraße der Gemeinde seinen Saal zur Verfügung. Somit wurden dort Gottesdienste, Veranstaltungen und Versammlungen abhalten. Nach Fertigstellung des Neubaus fand am 8. Juli 1910 die offizielle Einweihung der neuen Synagoge statt. Von dem Saale Büchler zog, unter großer Beteiligung der Bevölkerung und Vereine - ein Festzug durch die Stadt und brachte die Gesetzesrollen wieder in die Synagoge. Ein Zeitungsartikel aus dem Westerburger Kreisblatt weist auf das gute Verhältnis hin, welches damals zwischen Christen und Juden bestand. Rund 20 Jahre später sah die Sache ganz anders aus.... (Ulrike Preis)
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