Ein gepflegter Garten – spießig oder doch Hochkultur?
Seit jeher ist ein gepflegter, gesunder Garten ein Ausdruck der Überlegenheit. So empfinden es zumindest diejenigen, die einen Garten mit einem perfekt gestutzten Rasen als spießig und kleinbürgerlich bezeichnen. Tatsächlich haben sich viele Länder eine Gartentradition bewahrt und auch in Deutschland kann beobachtet werden, dass so mancher, trotz eines winzigen Gartens, Stunden der Freizeit für die Pflege aufopfert.
Manche, die sich einen Rasenmäher kaufen, gehen dieser Tätigkeit mit einer Leidenschaft nach, die andere nur bei Autos zeigen. Es zeigt sich, am Garten scheiden sich die Geister. Doch selbst der Kritiker, der in seinem Garten, sofern er oder sie über einen verfügen, nur Arbeit sieht, muss zugeben, dass das Rasenmähen mit einem hochwertigen Gerät einen zufrieden zurücklässt. Die Monotonie, das Repetitive des Rasenmähens scheint beinahe ein meditatives Element zu beinhalten.
Der Garten und seine Trends
Anhand eines Vorgartens lässt sich zumeist ziemlich genau sagen, wie es um die Bewohner des Hauses steht. So ist es kaum verwunderlich, dass ein pedantisch gepflegter und penibel gestutzter Garten nicht immer einladend ist. Etwas Wildes, wie es typisch für die englische Art des Gartenbaus ist, hat im Gegensatz dazu manchmal etwas Einladendes und Mysteriöses.
Heute fällt es schwer und zudem ist es ungerecht, zu sagen, dass bestimmte Kinofilme für Senioren sind. Dieses Beispiel soll zeigen, dass es heute jedem erlaubt ist, sich so alt oder jung zu fühlen und zu benehmen, wie man das eben möchte. Um zurück zum Garten zu kommen – es zeigt sich, dass vermehrt junge Menschen wieder Interesse am Garten haben. Dabei geht es weniger um das bürgerliche Aushängeschild als vielmehr um die soziale Komponente, um die der Garten bereichert wird, wenn etwa mit Freunden ein Stück Brachland in der Stadt urbar gemacht wird. Der Garten entwickelt sich damit nicht nur sprichwörtlich zu einem Hort, in dem Menschen zusammenkommen und in dem Ideen entstehen.
Es zeigt sich also, dass der Garten nicht nur Trends innerhalb der Bevölkerung widerspiegelt, sondern selbst zu diesen gehört. Früher wurden Gärten, die gezähmte und gebändigte Natur, mit dem Adel verbunden. Heute ist der Garten Luxus, Wohltat, Rückzugsort, Ernährer, Kreativwerkstatt und noch so vieles mehr.
Bei der Gartenkultur handelt es sich um gelebte Geschichte, die von allen, die sich regelmäßig ihrem Hort widmen, weitergeschrieben wird. Egal, ob Schrebergarten, Gemüse-, oder Kräutergarten, aus so mancher Kritik an der gelebten Gartenkultur lässt sich ein wenig Neid heraushören. Gerade während der sommerlichen Monate möchte doch so mancher gerne die Zeit aufbringen, die fürs Rasenmähen oder die Pflege benötigt wird.
Ein Garten tut gut
Wie andere zum Konstrukt Garten stehen, das sollte einem eigentlich egal sein. Vielmehr kommt es darauf an, wie sich an der eigenen Einstellung arbeiten lässt. Reiche Ernte im Spätsommer einfahren, in der Hängematte lesen oder einfach den Grillen beim Zirpen lauschen – ein Garten ist und bleibt einfach etwas Schönes und wer einen hat oder nutzen kann, der darf sich glücklich schätzen.
Das Thema Garten ist so typisch deutsch wie die Bratwurst oder das Schützenfest. Eigentlich darf sich darüber gefreut werden, dass der Garten einen so großen Stellenwert in der Gesellschaft hat, schließlich gibt es etliche andere Themen, die einen weniger mit Freude und der Lust nach dem Freien und der frischen Luft überhäufen. (prm)
Agentur Autor:
Sebastian Meier