Geschichte des Umweltschutzes auf Mallorca
Mallorca hat eine führende Position in Spanien nicht nur in Bezug auf Touristenmassen, sondern auch in Bezug auf den Umweltschutz. Das Umweltbewusstsein ist seit Mitte der 1980er-Jahre kontinuierlich gestiegen. Ein immer dichter werdendes Autobahnnetz, immer mehr Hotelanlagen und graue Betonklötze entlang der Sandstrände werden seither zunehmend hinterfragt. Nicht zuletzt deswegen, weil das Urlaubsparadies letzthin immer öfter an die Grenzen des infrastrukturell Zumutbaren stieß. Die fortschreitende Zerstörung der Natur hat dazu geführt, dass Regierungsvertreter und Tourismusverantwortliche die Notwendigkeit des Naturschutzes erkannt haben. Sie versuchen, den Massentourismus einzuschränken, umweltfreundlich zu handeln und Naturschutz als Teil des Images zu etablieren.
Der Umweltschutzverband GOB
Sollte heute jemand ein Haus auf Mallorca kaufen, so sind die geschätzten natürlichen Rückzugsorte auf der Insel nicht zuletzt den Bemühungen von Umweltschützern zu verdanken. Seit 1973 setzt sich der Umweltschutzverein "Grup Balear D'Ornitologia i Defense de la Naturalesa" (GOB) erfolgreich für einen umfassenden Naturschutz auf der Insel ein. Der ursprünglich von Vogel- und Naturschützern gegründete Verein zählt mittlerweile mehrere Tausend Mitglieder. Dank seines Erfolgs und der großen Unterstützung durch die Bevölkerung ist er mittlerweile fest etabliert und hat in vielen Umweltbereichen, wie der Planung von Bauprojekten, ein gewichtiges Wort mitzureden. So ist der GOB ist dafür verantwortlich, dass 2004 rund 40 Prozent der Fläche Mallorcas als Naturschutzgebiet ausgewiesen wurden. Auch wurde eine nachhaltige Fortwirtschaft etabliert, um wiederkehrende Waldbrände bestmöglich auszugleichen.
Der Kampf um Sa Dragonera
Mallorcas Umweltschützer traten erstmals in den 1970er-Jahren in Szene. Damals sollte die Insel Sa Dragonera, die vor dem westlichsten Punkt Mallorcas liegt, in ein luxuriöses Urlaubsparadies umgewandelt werden. Die 300 Meter hohe Felseninsel war damals wie heute für ihren artenreichen Vogelbestand bekannt. Ornithologen und Umweltschützer, besonders die ersten Mitglieder der GOB, sagten den Bestrebungen den Kampf an und blieben siegreich. Sie blockierten die Anlegestellen mit Schlauchbooten, organisierten eine Unterschriftensammlung, besetzten die Insel und initiierten eine der größten Demonstrationen Mallorcas: 4.000 Menschen kämpften für die Rettung der felsigen Insel. Die Beteiligten bewiesen einen langen Atem, denn erst Ende der 1980er-Jahre traf die Regierung eine Entscheidung und stellte die kleine Felseninsel unter Naturschutz. Dank der Proteste ist Sa Dragonera auch heute noch ein Vogel- und Naturparadies. Die Anzahl der täglichen Besucher ist begrenzt und Übernachtungen sind dort nicht erlaubt. (prm)