Pendler in der Region leiden häufig unter psychischen Erkrankungen
Besonders im Landkreis Altenkirchen ist eine zunehmende Mobilität der Arbeitskräfte zu beobachten. Im gesamten nördlichen Rheinland-Pfalz setzt sich immer mehr die Trennung von Wohn- und Arbeitsplatz fort und Erwerbstätige werden schließlich zu Pendlern.
Kreis Altenkirchen. Immer mehr Berufstätige entscheiden sich dafür, ihren Wohn- und Arbeitsplatz strikt voneinander zu trennen. Besonders im Landkreis Altenkirchen konnte dieser Trend beobachtet werden – der Anteil der Berufspendler ist dabei schon auf 85 Prozent gestiegen. Auch die Zahl der Pendler, die zu ihrer Arbeitsstelle in einem anderen Landkreis fahren, ist dabei gewachsen. 2018 waren das etwa 41.000 Berufstätige, die einen längeren Weg zu ihrer Arbeitsstelle in Kauf genommen haben.
Strecken von mehr als 50 Kilometer sind dabei mittlerweile vollkommen normal bei den Altenkirchenern – Bauarbeiter gehören zu den Rekorpendlern des Landkreises. Für die Städte bedeutet das aber auch, dass das Verkehrssystem eine erhebliche Mehrbelastung erfährt, als noch vor ein paar Jahren. Mittlerweile müssen sich Berufspendler bereits mit massiven Problemen auf ihrer Arbeitsstrecke herumschlagen, denn die Wartezeiten an den Bahnhöfen werden immer länger und auch die Fahrtzeiten ziehen sich.
Das ist natürlich mit erheblichem Stress und Aufwand verbunden. Besonders seit der Corona-Krise müssen Auspendler in Betzdorf und Au eine Hürde mehr überwinden, denn der RE9 wurde im März schließlich gestrichen. Ein paar Tage später wurde auch das S-Bahn-Netz ausgedünnt, welches als Alternative zum Pendeln genutzt werden sollte. Das Umsteigen, längere Wartezeiten und ein erhöhter Aufwand führten dabei zu einer Verschlechterung für Berufspendler.
Besonders nachteilig ist das für die Gesundheit, denn lange Fahrten zur Arbeit können sich laut einer Studie der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland negativ auf die Psyche auswirken. Besonders lange Staus, Stress im Feierabendverkehr oder lange Wartezeiten sowie Verspätungen der Bahn, kosten die Pendler einiges an Nerven. Mit steigender Entfernung zwischen dem Wohn- und Arbeitsort erhöht sich der Studie zufolge schließlich auch die Wahrscheinlichkeit, an einer psychischen Erkrankung zu leiden. Diese Wahrscheinlichkeit liegt bei Berufstätigen, die mindestens 500 Kilometer zum Arbeitsplatz pendeln um 15 Prozent höher als bei solchen, die lediglich 10 Kilometer auf sich nehmen.
Im Jahr 2017 zählten psychische Erkrankungen bereits zu den häufigsten Gründen für Fehlzeiten am Arbeitsplatz. Diesen liegt die Diagnose „Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen“ zugrunde, welche depressive Verstimmungen, Ängste und Sorgen beinhaltet. Das ist aber nicht nur auf verlängerte Arbeitswege zurückzuführen, sondern auch auf die steigenden Anforderungen im Berufsleben und die erhöhte Flexibilität, die heutzutage von Arbeitnehmern gefordert wird.
Grundsätzlich liegt der erhöhte Stress aber immer an den Pendlern selber, vor allem die Stressresistenz oder Organisation sind hier entscheidende Faktoren, die vor psychischen Erkrankungen besser schützen können. Fahrgemeinschaften bilden, bereits im Voraus genügend Zeit für den Berufsverkehr einplanen und während der Fahrt Hörbücher oder Podcasts hören, kann den Stresspegel laut der AOK während der Fahrt deutlich senken und somit auch das Risiko ernsthafter Erkrankungen minimieren.
Zu Tabletten greifen sollte man Ärzten zufolge nicht, sondern eher auf Alternativen setzen, wie beispielsweise CBD Kapseln, welche den Stresspegel minimieren. Bahn-Pendler können den Stress auch durch einen Spazierweg abbauen und eine Haltestelle früher aussteigen. Dennoch sollte auch der Landkreis Altenkirchen etwas für seine Pendler tun und in die Verkehrsinfrastruktur investieren, um die Belastung der Pendler und gleichzeitig auch aller Bürger auf einem möglichst geringen Level zu halten. (prm)
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