Wie stark beeinflusst die Steuerklasse das Nettogehalt?
Angelehnt an einen alten Werbeklassiker: Die Geschichte der Steuerklassen ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Wer nicht beruflich mit der Berechnung zu tun hat, blickt oftmals nicht durch, ob er die Steuerklasse wechseln darf und welche Klasse sich in welcher Konstellation als vorteilhaft erweist. Deshalb gibt es an dieser Stelle die wichtigsten Infos zum Thema.
Welche Steuerklassen gibt es in Deutschland?
In Deutschland gibt es insgesamt sechs verschiedene Lohnsteuerklassen, die für unterschiedliche Zielgruppen zur Anwendung kommen:
• Lohnsteuerklasse 1: Für ledige, getrennt lebende, geschiedene und verwitwete Personen
• Lohnsteuerklasse 2: Für Alleinerzieher
• Lohnsteuerklasse 3: Für Ehepartner mit deutlich höherem Einkommen und Ehepartner beziehungsweise eingetragene Lebenspartner, die Alleinverdiener sind.
• Lohnsteuerklasse 4: Ehepartner sowie eingetragene Lebenspartner mit etwa gleich hohem Einkommen
• Lohnsteuerklasse 5: Für Ehepartner mit deutlich niedrigerem Einkommen und Ehepartner beziehungsweise eingetragene Lebenspartner von Alleinverdienern. Diese Steuerklasse ist das Pendant zu Klasse 3.
• Lohnsteuerklasse 6: Für Personen mit einem Zweitjob oder mehreren Nebenjobs
Kann die Steuerklasse einfach gewechselt werden?
Grundsätzlich ist ein Wechsel der Steuerklasse immer möglich. Der Prozess gestaltet sich überraschend unkompliziert. Dazu muss nur das entsprechende Formular ausgefüllt werden. Dieses steht zum Download im FMS (Formular-Management-System) der Bundesfinanzverwaltung bereit.
Der Antrag auf den Wechsel wird spätestens im Monat nach der Antragstellung gültig. Für Alleinstehende gibt es allerdings kaum eine Möglichkeit, die Steuerklasse zu wechseln. Wer verheiratet ist beziehungsweise mit einem Partner oder einer Partnerin in einer eingetragenen Lebensgemeinschaft lebt, kann in der Regel zwischen drei unterschiedlichen Lohnsteuerklassen wählen.
Sollten sich die Lebensumstände ändern, ist ein Wechsel der jeweiligen Steuerklasse auch mehrmals innerhalb eines Jahres liegt. Das kann sich sehr schnell rechnen. Denn die Unterschiede in den einzelnen Steuerklassen sind zum Teil enorm. Vor allem, wenn es zwischen Partnern eine große Einkommensschere gibt, kann durch einen rechtzeitigen Wechsel eine hohe
Steuerlast vermieden werden.
Wie finde ich heraus, welche Steuerklasse für mich geeignet ist?
Die Entscheidung für eine Steuerklasse fällt nicht immer leicht. Vor allem, weil es für Privatpersonen sehr schwierig ist, aus der Fülle der dafür entscheidenden Parameter den richtigen Betrag einfach zu errechnen. Die Steuerlast ist unter anderem auch von Faktoren wie dem Bundesland, der Anzahl der Kirche, der jeweiligen Krankenkasse abhängig.
Eine einfache Möglichkeit, um seine Steuerlast zu berechnen, bieten Brutto-Netto-Rechner, die auf zahlreichen Seiten im Internet wie beispielsweise steuerklassen.com kostenlos zur Verfügung stehen. Um die Auswirkung der Steuerklasse zu demonstrieren, haben wir für die Berechnung der Steuerlast folgendes Berechnungsbeispiel durchgeführt.
Ausgangsbasis ist ein Ehepaar aus Berlin, bei dem sich aktuell beide Personen in Steuerklasse 4 befinden. Ein Ehepartner hat ein monatliches Einkommen von 3.500 Euro, während der andere nur 1.500 Euro verdient. In der Steuerklasse 4 beträgt die Steuerlast in unserem Rechenbeispiel insgesamt 625,39 Euro pro Monat.
Wechselt nun die Person mit dem höheren Gehalt in die Steuerklasse 3 und jene mit dem niedrigeren Gehalt in die Steuerklasse 5, kommt es zu einer erheblichen Umverteilung. Bei der Person mit dem höheren Einkommen reduziert sich die Steuerlast deutlich, während sie bei der Person mit dem niedrigeren Monatsverdienst ansteigt.
Auf den ersten Blick sieht das ungerecht aus, doch bei Betrachtung der Gesamtsteuerlast wird die Ersparnis sichtbar. Diese beträgt nun nur noch 526,08 Euro pro Monat. Das bedeutet eine monatliche Ersparnis gegenüber Steuerklasse 4 von 99,31 Euro. Hochgerechnet auf das Jahr ist das die stolze Summe von insgesamt 1.191,72 Euro. Ein Betrag, für den sich der geringe Verwaltungsaufwand auf alle Fälle lohnt und der beispielsweise in die Altersvorsorge investiert werden kann.
Ist der Verdienst für meine Arbeit angemessen?
Viele Leute sind sich nicht sicher, ob sie für ihre Arbeit genügend Geld bekommen. In Deutschland werden diese Angaben noch immer vertraulich behandelt. Eine Möglichkeit, um einen guten Richtwert für eine angemessen Entlohnung der eigenen Arbeit zu bekommen, bieten Gehaltsvergleichsrechner im Internet.
Anhand bestimmter Parameter wie der konkreten Bezeichnung des Berufs, der Ausbildung, des Alters und der genauen Postleitzahl weist der Gehaltscheck auf steuerklassen.com aus, ob das eigene Gehalt über oder unter dem Bundesdurchschnitt liegt. (prm)