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Nachricht vom 15.03.2021
Region
Wahlkreissieger Reuber: Stau in der Beantwortung der Glückwünsche
Keine gravierenden Verschiebungen: Die Analyse der Ergebnisse im Wahlkreis 2 Altenkirchen bestätigt im Großen und Ganzen das seit Jahrzehnten festgezurrte Abstimmungsverhalten. Die Nuancen sind minimal. Heraus stechen am Montagmorgen lediglich die Verluste der AfD, die sich flächendeckend darstellen.
Familienglück mit einem neuen MdL als "Oberhaupt" (von links): Rebekka, Oskar und Matthias Reuber. (Foto: privat)Altenkirchen. In erster Linie Gewohnheit über alles: Das sagten sich viele Menschen, die im Wahlkreis 2 Altenkirchen entschieden, welcher Kandidat direkt den Sprung ins Mainzer Landesparlament schaffte und welche Partei sich welchen Anteil der Landesstimmen sicherte. So blieben vielfach erdrutschartige Verschiebungen aus. Nur hin und wieder gab es einzelne stärkere Veränderungen, freute sich auch Sieger Dr. Matthias Reuber (CDU), dass er sich auf die christdemokratischen Stammwähler hatte verlassen können, obwohl die Partei auf Landesebene deutlich abgestraft wurde und ein Minus von 4,1 Prozentpunkte verkraften musste. Das eigene gute Resultat mit 38,0 Prozent im Kopf, ließ es sich auch "sehr gut einschlafen", wie der frischgebackene MdL am Montagmorgen berichtete. Dennoch sei die Nacht um 3 Uhr bereits vorüber gewesen, weil sich der neun Monate alte Sohn Oskar "gemeldet" habe: "Dann bin ich nicht mehr ins Bett gegangen, sondern habe die Ergebnisse analysiert."

Mit zwei Handys unterwegs
Am Abend zuvor hatte Reubers Telefon ab 20 Uhr nicht mehr stillgestanden, "ab 21.20 Uhr, als das Endergebnis feststand, habe ich fast gleichzeitig auf zwei Handys mit Menschen gesprochen, die mich beglückwünscht haben", ergänzte er, den seine Frau Rebekka natürlich als allererste geherzt hatte. Darüber hinaus seien Gratulationen via WhatsApp, Mail und Facebook zu Hauf auch von ehemaligen Schulkameraden, Arbeitskollegen als auch von Freunden aus der Politik und Vereinen eingegangen, einen Teil davon müsse er noch beantworten. Die Mitbewerber Matthias Gibhardt (SPD/33,2 Prozent) und Christian Chahem (FDP/9,3 Prozent) hätten ihm virtuell bereits "auf die Schulter geklopft".

Reuber: Ein guter Wahlkampf
Obwohl Reuber nicht ganz die Ergebnisse seines Vorgängers Dr. Peter Enders, dem aktuellen Landrat des Kreises Altenkirchen erreichte, der jeweils (deutlich) mehr als 40 Prozent der Stimmen auf sich vereinigt hatte, war der 28-jährige promovierte Mathematiker mit dem erzielten Wert zufrieden. Er führte ihn auf einen "guten Wahlkampf" zurück, "wir haben im Team seit Jahresbeginn alles möglich gemacht, was möglich war", beschrieb er. Dazu zählten auch rund 250 zu Fuß zurückgelegte Kilometer, um Postkarten mit seinem Konterfei zu verteilen. Reuber beklagte, dass, wie bei den Urnengängen in Rheinland-Pfalz zuvor, aus Berlin kein Rückenwind geherrscht habe. "2011 war es die Atomkatastrophe in Fukushima, 2016 die Flüchtlingskrise, die zu dem Zeitpunkt ihren Höhepunkt erreicht hatte, und nun die Masken-Affäre", zeigte er markante Ereignisse auf, die seiner Meinung nach jeweils einen deutlichen Einfluss auf das Abstimmungsverhalten der Bürger genommen hätten. Die Themen im Wahlkampf seien gut gewesen, der Spitzenkandidat ebenfalls: "Christian Baldauf wäre ein guter Ministerpräsident geworden, der jedoch durch die Corona-Pandemie nicht so bekannt geworden ist. Vielleicht hätten wir noch mehr auf die Versäumnisse der SPD hinweisen müssen wie die in der Bildungspolitik und in die Digitalisierung, besonders der mangelhaften in Schulen." Trotz der teils beruflichen Neuausrichtung wird Reuber mit seiner Familie dem Wohnort Birken-Honigsessen nicht den Rücken kehren. Abschied nehmen wird er von seiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Uni Siegen, die Arbeit als Data Scientist für das Unternehmen statmath in Siegen reduziert er in einem "flexiblen Modell" auf einen Tag pro Woche und oft im Homeoffice. "Ich habe die Option, das noch weiter herunterzufahren, wenn es nicht funktioniert", handelte er bereits eine "Fluchtmöglichkeit" aus.

Chahem in Altenkirchen sehr stark
Bei einem stichprobenhaften Vergleich der aktuellen Resultate mit denen aus dem Jahr 2016 zeigten sich bei den Wahlkreisstimmen die Hochburgen der CDU und der SPD wie gehabt so gut wie intakt. Dominierte Reuber in den Verbandsgemeinden Wissen und Alt-Gebhardshain, so hatte Gibhardt in Altenkirchen und Hamm die Nase vorne. Ganz starke 19,1 Prozent (2016: 12,7) verbuchte Chahem in der Stadt Altenkirchen, seinem Wohnort, und lag nur wenig hinter Reuber (24,3 Prozent); in der gesamten VG Altenkirchen-Flammersfeld waren es für den Medizinstudenten 12,3 Prozent (2016: 9,1 Prozent). Reuber freute sich im Heimspiel in Birken-Honigsessen über 69,1 Prozent (Gibhardt 14,0 Prozent), Gibhardt in seinem über 41,4. Aus dem Stand heraus kam Roswitha Jeckel (Niederneisen/Rhein-Lahn-Kreis) für die Freien Wähler im gesamten Wahlkreis auf 8 Prozent, obwohl sie in der Region so gut wie nicht in Erscheinung getreten war. Ein Sitz im Parlament am Deutschhausplatz wurde ihr über die Landesliste nicht zuteil. 30,5 Prozent der Stimmen entfielen in Mehren auf Ulli Gondorf (Grüne), der in dieser Ortsgemeinde auch lebt. Nur Gibhardt war mit 33,9 Prozent ein wenig besser, für Reuber entschieden sich lediglich 20,2 Prozent.

AfD verlor viele Stimmen
Auf breiter Front büsste die AfD, die wie 2016 keinen eigenen Kandidaten im Wahlkreis an den Start gebracht hatte, an Zustimmung ein. Bei den Landesstimmen ging es "durch die Bank" runter: Zwischen 2,9 Prozent (Gebhardshain) und 6,8 Prozent (Hamm) wurden erfasst. Zu denken gab die Wahlbeteiligung in der Stadt Altenkirchen mit lediglich 48,9 Prozent (2016: 55,7 Prozent). Die Ortsgemeinde Hamm schnitt mit 49,1 Prozent (2016: 58,7 Prozent) auch nicht viel besser ab. Deutlich bessere Werte ergaben sich für die Ortsgemeinde Gebhardshain mit 66,3 Prozent (2016: 73,1 Prozent) und die Stadt Wissen mit 57,4 Prozent (2016: 63,7 Prozent). Im gesamten Wahlkreis lag die Quote bei 59,0 Prozent (2016: 66,4 Prozent). Immer wieder überrascht die Zahl der ungültigen Stimmen, obwohl gerade dieser Urnengang mit nur zwei Kreuzchen doch relativ simpel erscheint im Vergleich zum Beispiel zu Kommunalwahlen. 894 Voten waren bei den Wahlkreis-, 1188 bei den Landesstimmen nicht zählbar. (vh)

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