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Nachricht vom 16.05.2021
Region
Kirchen-Katzenbach: Küchenchef kocht mit Kindern beim Livestream
Vor und hinter der Kamera ging es ganz schon professionell zu: Erstmals wurde bei der Aktion „verkehrte Welt“ der Jugendpflegen Betzdorf-Gebhardshain und Kirchen per Livestream gekocht. Christian Haas, Küchenchef im „Weißen Stein“, kochte live mit den Kindern, die selbst zu Hause in der Küche standen.
Das sieht lecker aus: Ingo Molly (links) und Christian Haas halten einen angerichteten Teller, wie auch die Kinder im Hintergrund auf dem Monitor. (Fotos: tt)Kirchen-Katzenbach. „Echt, einen halben Esslöffel Salz?“ Etwas skeptisch fragte ein Kind nach, das in der Küche der Eltern gerade die Zutaten zusammenbringt, wie Küchenchef Christian Haas es aus seiner Küche per Livestream vorgab. So viel Salz? Da fragte das Kind dann doch lieber noch einmal nach, bevor die Tomatensoße gewürzt wurde. „Dann macht mal etwas weniger“, sagte Haas und schmunzelte: „Ich muss zugeben, ich mag Salz.“ Versalzen war am Ende nichts, und allen dürfte geschmeckt haben, was man da gemeinsam, aber jeder für sich allein daheim, in knapp zwei Stunden auf den Tisch gezaubert hatte. Nämlich unter der professionellen Anleitung von Haas, der als Küchenchef im Hotel „Weißer Stein“ in Katzenbach das Sagen hat. Professionell mutete auch das Equipment an, das aufgebaut war, um in Zeiten von Corona überhaupt „verkehrte Welt“ in einer abgespeckten Form anbieten beziehungsweise senden zu können.

„Verkehrte Welt“ ist ein beliebtes Format, das die Jugendpflegen der Verbandsgemeinden Betzdorf-Gebhardshain und Kirchen den Kindern im Alter von neun bis zwölf Jahren, und manchmal auch darüber hinaus anbieten. Den Kindern wird ein Einblick hinter die Kulissen einer professionellen Küche geboten. Wenngleich nicht das Hauptziel, so soll als schöner Nebeneffekt auch die Neugier und das Interesse für gastronomische Berufe geweckt werden, so Jugendpfleger Ingo Molly (Betzdorf/Gebhardshain).

Bei der Veranstaltung lernen die Kinder, worauf es ankommt, einen Tisch festlich einzudecken. Denn am Ende des Tages bedienen die Mädchen und Jungen ihre Eltern mit den zubereiteten Speisen an den fein gedeckten Tischen. Verkehrte Welt eben. Vor Corona hatte Inhaberin Svenja Stähler bereits für drei Veranstaltungen dieser Art Küche und Schlosshalle sowie Personal bereitgestellt. Zwei weitere waren schon geplant. In der Pandemie ist nicht daran zu denken, „verkehrte Welt“ zu veranstalten. Nun haben die beiden Jugendpflegen bereits einige Veranstaltungen online angeboten. Am Samstag ist „verkehrte Welt“ dazugekommen.

20 Mädchen und Jungen waren zugeschaltet

Das war durchaus mit einem gewissen technischen Aufwand verbunden. In der Küche von Haas wurden am Regiepult Laptops und WLAN-Rooter aufgebaut. Eine Kamera wurde auf einem Stativ fest installiert, eine weitere wurde mobil geführt, auch um beispielsweise Detailaufnahmen zu machen und dem Küchenchef buchstäblich auf die Finger zu schauen. Denn die Kinder sollten in Wort und Bild, aber eben auf Abstand zu Hause angeleitet werden. Klar, dabei ist das Eingreifen, wie es Haas bei „verkehrte Welt“ vor Ort immer sofort machen kann, nicht so gegeben. Allein waren die Kinder aber auch nicht unter den nun gegebenen Bedingungen: „Ein Elternteil war auf jeden Fall in der Küche dabei“, sagte Jugendpfleger Ingo Molly.

Er berichtete auch von einem Testlauf, bei dem seine Tochter Lotta sowie Elaine, die Tochter von Svenja Stähler, bei sich zu Hause kochten, während Haas alles aus seiner Küche heraus demonstrierte und erklärte. Danach stand fest: Das klappt so alles. Das zeigte sich am Samstag, als 20 Mädchen und Jungen erwartungsvoll zugeschaltet waren.

Das eine war das gute Erklären des Küchenchefs, der sich überhaupt nicht aus der Ruhe bringen ließ. Schritt für Schritt erklärte er, was zu tun ist, gab hier und da auch Kniffs und Tipps weiter. Er suchte immer die Kommunikation mit den Mädchen und Jungen. „Klappt alles?“ oder „Kommen alle mit?“: Immer wieder fragte er nach, und bei Bedarf, etwa nach einem technischen Problem mit dem Internet in einem Haushalt, wartete man. Denn alle wollte ja gemeinsam kochen. Für Haas war der Livestream Neuland, aber er hat das mit Bravour gemeistert und war Geduld und Ruhe in Personal.

Jetzt schon viele Anmeldungen für Folgeveranstaltung

Das andere, was zum Gelingen beitrug, das war die umfangreiche Technik, um aus der Küche im „Weißen Stein“ in die Küchen der Nachwuchsköche senden zu können. Berat Ari am Regie- und Technikpult und Mika Krämer an der Handkamera hatten hier alles gut im Griff.

Auch für die Jugendpflege war es eine Premiere, wie Jugendpfleger Ingo Molly eingangs bei der Begrüßung herausgestellt hatte. Er hatte auch ein Laptop vor sich aufgebaut. Er behielt beispielsweise den Überblick darüber, ob ein Kind gerade eine Frage stellte, die der Küchenchef beantworten sollte. Das machte er dann auch gleich in die Kamera, und auf einem großen Monitor sah er die Mädchen und Jungen, die fleißig seine Anweisungen und Vorgaben umsetzten.

„Wir hätten noch mehr Kinder dazu nehmen können“, berichtete Molly. Die Teilnehmerzahl orientierte sich jedoch an den Möglichkeiten, wie viele Kinder zugeschaltet werden und auf dem Monitor gleichzeitig im Livestream zu sehen sein können. Es liegen jetzt schon viele Anmeldungen für eine Folgeveranstaltung vor. Findet diese wieder per Livestream statt, dann weiß Dominic Friedrichs vom Hotel „Weißer Stein“ jetzt schon, was er ergänzen möchte: Er kann sich vorstellen, mit den Kindern eine halbe Stunde vor dem eigentlichen Kochen Servietten zu falten, Besteck zu polieren und Blumengestecke für die Tischdekoration zu gestalten. So hat er es ja bislang immer mit den Kindern gemacht, wenn diese vor Ort alles für die Eltern hübsch eingedeckt haben. Im Übrigen waren auch bei den Kindern zu Hause die Tische schön gestaltet für das Essen. Davon berichtete Friedrichs, der bei zwei Kindern spontan geklingelt hatte. Der Überraschungsbesuch war gelungen, und Friedrichs schaute einfach mal in die Töpfe.

Nach dem Anrichten hielten Kinder Teller in Kamera

Darin wurden Spagetti gekocht und eine Tomatensoße zubereitet. Es wurde auch ein dickflüssiger Teig mit Hartkäse hergestellt, in dem die aufgeschnittene Hähnchenbrust vor dem Braten kam. Zubereitet wurde Piccata milanese vom Hähnchen an Tomaten-Basilikum-Sauce. Und mit den Spaghetti wurde ein Blattsalat an italienischem Dressing gereicht, natürlich auch alles unter der Anleitung von Haas selbst hergestellt. Unterstützt wurde die Aktion von „REWE Mockenhaupt“ in Mudersbach und Bruche. Dort waren die Zutaten gepackt worden und zu einem günstigen Preis abgegeben worden, teilte Molly dankend mit. Die fertigen Tüten machten es einfacher, weil nicht jeder sich selbst auf die Suche nach Pinienkernen, Hartkäse, Oliven und vielem mehr machen musste.

Seinen Dank entrichtete Jugendpfleger Ingo Molly für die Unterstützung bei den Zutaten, ebenso an Svenja Stähler für die Möglichkeit, die Küche erneut nutzen zu dürfen. Nach dem Anrichten hielten die Kinder einen Teller in die Kamera. Das sah lecker aus, und bevor sie und ihre Eltern es sich schmecken ließen, verabschiedeten Molly und Haas die Nachwuchsköche nach einem gelungenen Debüt von „verkehrte Welt“ als Livestream. (tt)
     
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