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Nachricht vom 18.05.2021
Region
Altenkirchener Erich-Kästner-Grundschule bei Digitalisierung weit vorne
Die Corona-Pandemie hat deutlich vor Augen geführt: Der Nachholbedarf in puncto Digitalisierung ist in vielen Bereichen des täglichen Lebens immens. Die sechs Grundschulen der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld befinden sich bei der so dringend erforderlichen Nachrüstung noch auf unterschiedlichen Ebenen.
Die Schüler der Klasse 4c der Erich-Kästner-Schule in Altenkirchen kennen sich im Umgang mit iPads aus. Klassenlehrer Dominik Bruchof ist froh, dass er ein Whiteboard der neuen Generation nutzen kann. (Foto: vh)Altenkirchen. Whiteboard, Laptop, iPad: Die Nutzung der modernen Medien sollte in Schulen eigentlich selbstverständlich sein. Von wegen! Nach wie vor benötigen Fortschritte in der Digitalisierung viel Zeit, müssen erhebliche bürokratische Hürden übersprungen werden, um überhaupt an Fördermittel zu gelangen. Der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld, so erfuhr deren Schulträgerausschuss in der Sitzung am Dienstagnachmittag (18. Mai), steht bei der Umsetzung des Digitalpaktes für ihre sechs Grundschulen ein Zuschuss in Höhe von rund 496.518 Euro zur Verfügung. An Eigenmitteln muss der Träger rund 55.169 Euro aufbringen. Derzeit ist die Erich-Kästner-Schule in Altenkirchen die einzige des Sextetts, die auf einer Matrix der abzuarbeitenden Dinge sieben von sieben möglichen grünen Häkchen aufweist.

Mit Weitsicht geplant
Vor allem den Grundschulen der Alt-VG Altenkirchen kommt zugute, dass bereits vor einigen Jahren in Eigenregie und ohne finanzielle Hilfe Außenstehender die ersten Maßnahmen für eine bessere Nutzung neuer Unterrichtshilfsmittel in die Wege geleitet worden waren. „Wir waren früh“, resümierte Mathias Rabsch als IT-Experte und Systemadministrator der Groß-VG, „wir haben für die Verkabelung damals an der Erich-Kästner- und der Pestalozzi-Schule einen kräftigen sechsstelligen Betrag in die Hand genommen.“ Die Folge: „Mit den neuen Mitteln kommen wir recht weit. So konnten wir die neueste digitale Tafeltechnik anschaffen.“ Bürgermeister Fred Jüngerich erinnerte an die Geburtsstunde des Digitalpaktes für die Schulen, der zwischen 2019 und 2024 fünf Milliarden Euro bereitstelle. Die Länder müssten noch einmal zehn Prozent „drauflegen“, so dass für Rheinland-Pfalz 241 Millionen Euro zur Verfügung stünden. Er lobte zudem die Unterstützung durch die Wirtschaftsförderung des Kreises, die „gut mit uns zusammenarbeitet“. Ingrid Loos, Leitern der Erich-Kästner-Schule, stellte die „super Mithilfe durch die Verwaltung der Verbandsgemeinde“ heraus, kritisierte indes parallel die Komplexität des Papierkrams, „es sind Anträge in Anträgen, die viele Schulen ausgebremst haben. Dass es Schulen nicht schaffen können, verstehe ich voll und ganz“.

„Dachantrag“ im August 2020 gestellt
Bereits im August des vergangenen Jahres wurde, so ging aus der Beschlussvorlage hervor, der „Dachantrag“ für alle sechs Grundschulen eingereicht. Um im Anschluss für jede ein Einzelgesuch stellen zu können, sei die Ausarbeitung eines Medienkonzeptes durch jede Schule erforderlich gewesen. Die Förderanträge für die Erich-Kästner-Schule und die Grundschule Lahrer Herrlichkeit in Oberlahr wurden im August 2020 bzw. Dezember 2020 gestellt und sind beide von der Investitions- und Strukturbank (ISB) genehmigt. Die Eingaben für die Glück-Auf!-Schule in Horhausen und die Pestalozzi-Schule in Altenkirchen datierten laut Rabsch von Ende April, „ganz frisch ist die Nachricht, dass der positive Bescheid der ISB uns nächste Woche erreichen wird“, wobei die Bearbeitung also in Windeseile erfolgt sei. Beabsichtigt sei, bis nach den Sommerferien für die Bürgermeister-Raiffeisen-Schule in Weyerbusch und die Raiffeisen-Schule in Flammersfeld Vorgaben zu formulieren, um diese ebenfalls der ISB vorlegen zu können.

Netzwerkverkabelung hat Priorität
„Das Zuwendungsprogramm des Digitalpaktes ist vom Bund vorrangig als Projekt zur Verbesserung und zum Ausbau der örtlichen Infrastruktur gedacht. Der Aufbau der strukturierten Netzwerkverkabelung innerhalb der Schulgebäude hat somit Priorität. Erst im Anschluss daran ist es zulässig, in weitere technische Ausstattung zu investieren. Unser Ziel bei der Umsetzung des Digitalpakts ist es, alle Schulen auf einen möglichst einheitlichen technischen Stand zu bringen“, hieß es in der Beschlussvorlage weiter. Die Vorgaben bedingten, zunächst jeweils eine Netzwerkverkabelung im gesamten Schulgebäude bis in jedes Klassenzimmer zu installieren. Erst dadurch werde ein qualitativ ausreichender WLAN-Ausbau möglich, auf dem alle weiteren Maßnahmen wie die Beschaffung von iPads oder interaktiven Boards aufbauten. Bis auf eine Ausnahme ist das Sextett als Resultat des DSL-Ausbauprojektes des Landkreises für Schulen jeweils über Glasfaser mit dem weltweiten Netz verbunden. Außer in Flammersfeld ist überall auch eine strukturierte Verkabelung bis in die Klassenzimmer vorhanden. Erforderliche Geräte wie insbesondere Switches und WLAN-Access-Points wurden bereits für alle Schulen - unabhängig vom Antragsstatus - im Vorgriff angeschafft. Die Installation erfolgte - außer in Flammersfeld - bereits überall.

Einheitliche Whiteboards im Einsatz
Neben einer einheitlichen Netzwerktechnik werden an allen Schulen die vorhandenen digitalen Whiteboards mit veralteter Beamer-Technik durch einheitliche neue LCD-Geräte ersetzt bzw. bisher nicht ausgestattete Schulen oder Klassenräume erstmals ausgerüstet. Für die Erich-Kästner-Schule sind die neuen Smart-Boards bereits geliefert und montiert, für die Lahrer Herrlichkeit ist die Bestellung erfolgt. Über das Landesprojekt „Medienkompetenz macht Schule“ hatten bereits alle Schulen iPads zur digitalen Unterrichtsgestaltung im Einsatz. Allerdings belief sich der Bestand bisher nur auf 15 bzw. maximal 18 Geräte pro Schule. Über das „Sofortausstattungsprogramm“ des Bundes und den Nachtragshaushalt des Landes konnten Ende 2020 weitere 215 Geräte angeschafft werden. Diese kommen momentan Corona-bedingt als Leihgeräte im Home-Schooling zum Einsatz.

Pro Jahrgangsstufe einen iPad-Klassensatz
„Wenn der Bedarf an Leihgeräten entfällt und die Schulen wieder regulär geöffnet sind, sind diese Geräte für den Einsatz im Unterricht vor Ort vorgesehen. Alle Schulen planen im Rahmen des Digitalpaktes, weitere iPads anzuschaffen“, stellte Rabsch dar. An den größeren Schulen, die entsprechend viele Leihgeräte aus dem Sofortausstattungsprogramm erhalten haben, werde es gelingen, pro Jahrgangsstufe einen vollständigen Klassensatz der handlichen Rechner vorhalten zu können. Eine „unbegrenzte“ Beschaffung weiterer iPads über den Digitalpakt ist allerdings nicht möglich, da die Mittelverwendung für mobile Endgeräte wie Tablets oder Notebooks auf maximal 20 Prozent der Gesamtsumme (für alle Schulen), höchstens jedoch auf 25.000 Euro pro Schule, begrenzt ist. (vh)
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