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Nachricht vom 31.05.2021
Region
Chefarzt appelliert zum Weltnichtrauchertag am 31. Mai an Familien
In der Jugend werden die Weichen für das Alter gestellt. Das gilt in vielen Bereichen des Lebens, ganz besonders aber bei der Gesundheit. Gerade das Rauchverhalten im Jugendalter ist von besonderem Belang, da hier die Weichen für den Tabakkonsum im späteren Leben gestellt werden.
Doktor Gebhard Buchal. Fotos: DRK-Kinderklinik Siegen gGmbHSiegen. Laut den Daten der letzten KiGGS Welle 2 (Erklärung KiGGS Welle 2 (2014 bis 2017): Mit KiGGS Welle 2 wurden die Datenerhebungen der „Studie zu Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland“ fortgesetzt. Während bei KiGGS Welle 1 (2009-2012) ausschließlich Befragungsdaten erhoben wurden, fanden in KiGGS Welle 2 wieder körperliche Untersuchungen und Tests wie in der Basiserhebung statt.) „rauchen 7,4 Prozent der 11- bis 17-jährigen Mädchen und 7,0 Prozent der gleichaltrigen Jungen zumindest gelegentlich. Mit zunehmendem Alter steigt der Anteil der Kinder und Jugendlichen, die rauchen.“ Allerdings ist seit dem Jahrtausendwechsel laut Studienvergleich der Anteil der 11- bis 17-Jährigen, die rauchen, von 21,4 Prozent auf 12,4 Prozent (2009 – 2012) und schließlich auf 7,2 Prozent (2014 – 2017) zurückgegangen.

Anlässlich des Weltnichtrauchertag 2021 am 31. Mai nimmt Chefarzt Doktor Gebhard Buchal das Thema auf und appelliert an die Familien, Kinder und Jugendliche möglichst positiv zu beeinflussen, damit diese erst gar nicht das Rauchen anfangen. Denn trotz dieses positiven Trends ist das Rauchen nach wie vor die führende Ursache vorzeitiger Sterblichkeit. Grundsätzlich konsumieren rund 25 Prozent der Erwachsenen Tabak. Zudem geben aktuell 73 Prozent der in einer Studie befragten Jugendlichen an, gelegentlich oder regelmäßig E-Zigarette oder Shisha zu konsumieren.

Laut Doktor Buchal gibt es eine Vielzahl an Krankheiten, deren Entstehung oder Fortschreiten durch das Rauchen begünstigt wird: „Vor allem Herz-Kreislauf-, Atemwegs- und Krebserkrankungen bei älteren Menschen werden durch das Rauchen begünstigt und führen im Verlauf vielfach zum Tode. Laut den verfügbaren Daten sterben jährlich über 7 Millionen Menschen an den Folgen des Tabakgenusses, in Deutschland führt man über 120.000 Todesfälle pro Jahr darauf zu-rück. Das ist aus meiner Sicht ein guter Grund, jungen Menschen nochmals die Gefährlichkeit dieses Rauschmittels gerade zu Beginn ihres Lebens klarzumachen.“

Zudem ist das aktive und das passive Rauchen von Eltern stark belastend für beispielsweise ein ungeborenes Kind und stellt darüber hinaus ein erhöhtes Risiko für den plötzlichen Kindstod bei Neugeborenen sowie für die vermehrte Infektanfälligkeit im Kindesalter dar. Schon junge Kinder als Passivraucher leiden häufig unter Atemwegsbeschwerden. Zudem verzögert sich das Lungenwachstum und es verringert sich die Leistungsfähigkeit der Lunge. Dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Asthma und die körperliche Leistungsfähigkeit ist deutlich niedriger als bei Nichtrauchern. Bei Mädchen, die rauchen und die Pille einnehmen, ist die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer Thrombose deutlich erhöht. Langes Rauchen über viele Jahre verkürzt die Lebenserwartung eines Menschen um durchschnittlich 10 Jahre, im Einzelfall sogar um deutlich mehr als 20 Jahre.

In den meisten Fällen erfolgt ein Einstieg in den Konsum solcher Genuss- und Rauschmittel vor dem 18. Lebensjahr. Gerade der Organismus von Heranwachsenden ist besonders empfänglich für Rauschmittel, aber auch besonders anfällig für Schädigungen durch die toxischen Substanzen des Tabakrauches. Außerdem verringert ein früher Einstieg die Chance eines erfolgreichen Rauchausstiegs im späteren Leben. Oder anders gesagt – je früher die Abhängigkeit erfolgt, umso schwieriger ist das Abgewöhnen im späteren Leben.

Doch nicht nur den Tabakkonsum in Form von Zigaretten sieht der Chefarzt der Abteilung Kinder- und Jugendmedizin der DRK-Kinderklinik Siegen als kritisch an. „Auch das inzwischen gängige Rauchen von E-Zigaretten oder Shisha birgt ähnliche Risiken. Selbst wenn die konsumierten Stoffe andere sind, sind die Auswirkungen auf den Körper durchaus gefährlich“, erklärt der erfahrene Mediziner. Immer wieder werden auch Jugendliche mit einer CO²-Vergiftung zur Behandlung eingeliefert. Und nicht nur der eigentliche Konsum, sondern allein schon der Habitus birgt Gefahren und macht abhängig. Ob Jugendliche mit dem Rauchen beginnen, hängt von vielen Faktoren ab. Besonders begünstigend wirkt leider der Tabakkonsum von Eltern, Geschwistern oder Gleichaltrigen. Daher kommt gerade den Familienangehörigen eine besondere Verantwortung zuteil.

„Wenn es uns gemeinsam gelingt, Kindern und Jugendliche durch mehr kritische Aufmerksamkeit auf das Thema und die Spätfolgen, davon abzuhalten, mit dem Rauchen zu beginnen oder wieder aufzuhören, dann haben wir doch schon viel erreicht“, betont Doktor Buchal zum Abschluss. (PM)
   
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