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Nachricht vom 07.06.2021
Region
Orgel und Spieltisch faszinieren in der Konzertkirche Altenkirchen
Am Samstag erlebte die evangelische Christuskirche Altenkirchen, was in der Welt des Orgelspiels höchst selten ist: Insgesamt acht Organisten aus der Region fanden sich in der Konzertkirche ein, um unter Anleitung von Kantor Achim Runge die erweiterte und wieder in Wert gesetzte Orgel mit zwei Spieltischen kennen- und spielen zu lernen.
Kantor Achim Runge, assistiert durch Martin Schmid-Leibrock, führt folgende Organistinnen und Organisten in die neue Spieltisch-Architektur der Konzertkirche ein: Dr. Günther Arbeiter, Ruth Erdmann, Klaus-Erich Hilgeroth, Sabine Stein, Patrick Zillich und Elisabeth Runge. (Fotos: Privat)Altenkirchen. Zwar handelt es sich insgesamt um erfahrene Kräfte der Kirchenmusik, doch die Neuerungen und außerordentlich erweiterten konzertanten Möglichkeiten des Instruments erfordern eine zusätzliche Einweisung. Diese gestaltete der Kantor gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Konzertkirchen-Ausschusses, Martin Schmid-Leibrock, der – entsprechend den Hygiene-Auflagen – die in der Konzertkirche installierte Video-Technik einsetzte, um Spieltisch und Register-Display den Anwesenden vor Augen zu führen. Denn das von der Firma Orgelbau Merten, Remagen, aufgearbeitete Instrument hat es in sich.

Digitalität erweitert Pneumatik
Es erfüllt erheblich erweiterte Ansprüche des modernen Spiels auf einer pneumatischen Orgel. Mit ihren nun 34 Registern verfügt sie über eine elektronische Setzeranlage, die das vormals aufwändige Registrieren im konzertanten Prozess auf einen Finger- oder Fußtipp reduziert. Somit ist in aller Regel kein Registrant mehr erforderlich, also die Person, die ansonsten das Umregistrieren im Spielfluss vornimmt und damit die klanglichen Variationen des Instruments zur Geltung bringt.

Beeindruckt waren die Gäste auch von der digitalen Möglichkeit, per Knopfdruck ein Orgelstück zu transponieren. Dadurch können die Musizierenden die Tonhöhe nach unten oder oben hin verschieben, ohne doch den Fingersatz des Stückes ändern zu müssen. Die drei Manuale und das Pedal ermöglichen somit eine schier unermessliche klangliche Kombinationsvielfalt, die sich erst nach und nach erschließen lässt.

Orgelspiel verlässt auch Kirchenmauern
Eine weitere Neuerung besteht in der Einbettung des Glockenspiels auf dem Kirchturm in die beiden Orgelspieltische. Dies könnte insbesondere dann reizvolle Klangvariationen zu Gehör bringen, wenn der moderne mobile Orgelspieltisch außerhalb der Kirche, zum Beispiel auf dem Schlossplatz oder in benachbarten Räumlichkeiten, bespielt wird, von dort aus die Orgel in der Konzertkirche zum Klingen bringt und ihr Klang dann per Tonanlage übertragen wird.

Mit dieser Möglichkeit, das lebendige Orgelspiel aus einem Gotteshaus oder Konzertsaal auf offenen Plätzen zu präsentieren, kann auch das Weltkulturerbe Orgelbau und Orgelspiel im „Jahr der Orgel“ (2021) verstärkt publik gemacht werden. Darüber hinaus können nun bei Bedarf auch in der Konzertkirche Orgel, Orchester und Chor räumlich näher zusammenrücken, was insbesondere bei Oratorien oder Messen geboten ist.

Dieses wohl weltweite Alleinstellungsmerkmal der Altenkirchener Konzertkirche wurde erst dadurch möglich, dass die EU aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und das Land Rheinland-Pfalz die Erweiterung der Christuskirche zur Konzertkirche fördern und somit auch die Modernisierung und Ausgestaltung der Orgel mitfinanziert haben.

„Königskinder“ fangen Feuer
Durch die Beteiligung am orgelpädagogischen Projekt „Königskinder“ der Deutschen Orgelstiftung konnten bereits Schulklassen und ein Kindergarten an Orgelbau und Orgelspiel herangeführt und dafür begeistert werden. Und weitere Gruppen sollen folgen. Vor allem gegen Ende der umfangreichen Bauarbeiten an der Orgel nutzten die jungen Menschen jeweils nach einer Einführung alle altersentsprechenden Möglichkeiten, der Funktionsweise und der klanglichen Fülle des Instruments auf den Grund zu gehen. So erarbeiteten sie sich unter Anleitung Einblicke und Besonderheiten der Orgel als größtem und sogar begehbarem Instrument.

Die Einführung in die neuen Orgelspieltische hat bei allen Teilnehmenden große Lust und Vorfreude auf mehr, also auf gottesdienstliches und konzertantes Spiel, an dieser Orgel verstärkt. Auch ein Orgelkonzert speziell für jungen Menschen ist geplant. Der Konzertkirchenausschuss wird sich mit entsprechenden Planungen befassen. (PM)
 
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