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Nachricht vom 21.06.2021
Region
Betzdorfer "Bertha": Was sich nach dem "Brandbrief" geändert hat
Ist der Ruf erst einmal ruiniert: Die Bertha-von Suttner-Realschule plus in Betzdorf kämpft mit Macht darum, ihr Standing in der Öffentlichkeit wieder aufzuhübschen. Die Überlastungsanzeige des Lehrerkollegiums von Anfang des zurückliegenden Jahres zeitigt womöglich immer noch Nachwirkungen.
Die Bertha-von-Suttner-Realschule plus in Betzdorf rückte durch die Überlastungsanzeige des Lehrerkollegiums im vergangenen Jahr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. (Foto: Schule)Altenkirchen. Die Betzdorfer Bertha-von-Suttner-Realschule plus ist im Portfolio des Schulträgers, des Kreises Altenkirchen, das „Sorgenkind“. Zum einen bereitet die Anmeldezahl (22 neue Fünftklässler fürs Schuljahr 2021/22 mit Stand von Ende Mai) Kopfzerbrechen; zum anderen wirkt immer noch die Überlastungsanzeige, der sogenannte „Brandbrief“ des Lehrerkollegiums, nach, die im Januar des zurückliegenden Jahres landesweit für Aufsehen gesorgt und die hektische Betriebsamkeit im Mainzer Ministerium und bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) ausgelöst hatte. Viele „Problemschüler“ bedingten offenbar die Flucht nach vorne. Ist die öffentliche Wahrnehmung der „Bertha“ jetzt Schuld an dieser geringen Akzeptanz? Diese Frage lässt sich wohl eher schlecht als recht beantworten. Dass in den zurückliegenden rund 18 Monaten an vielen Stellen die Hebel angesetzt wurden, um die Lage in den Griff zu bekommen, verdeutlichte Schulleiter Thomas Giehl in der Sitzung des Schulträgerausschusses des Kreistages am späten Montagnachmittag (21. Juni). So führte er eine verstärkte Schulsozialarbeit (zusätzlich wurde vom Kreis eine halbe Stelle bewilligt) und einen intensiveren Unterricht im Fach Deutsch (als Zweitsprache) an. Intern sei zudem eine Steuergruppe ins Leben gerufen worden. „Uns ist oft auf dem kleinen Dienstweg geholfen worden“, freute sich Giehl, „das ist nicht selbstverständlich.“ Cornelia Theis als stellvertretende Schulleiterin ergänzte, dass die Berufsorientierung, die ein wenig „brach“ gelegen habe, stärker in den Fokus gerückt worden sei. Ein „Übergangscoach“ helfe, Jugendliche in die Berufswelt zu vermitteln. „Ab der achten Klasse wird ganz intensiv ein Kompetenztraining absolviert“, berichtete Theis.

Projekte werden ausgeweitet
Schulsozialarbeiterin Katrin Werthebach-Reineck informierte, dass im kommenden Schuljahr Projekte für mehrere Klassenstufen ausgeweitet würden. Sie lege ein großes Augenmerk auf die Ursachenforschung des nicht akzeptablen Verhaltens, um Änderungen zu erreichen. „Allen jungen Menschen müssen Werkzeuge an die Hand gegeben werden, um mit den Herausforderungen des Lebens umgehen zu können“, sagte Werthebach-Reineck, die Schulsozialarbeit beschäftige sich mit allen jungen Menschen, „und alle profitieren davon“. Erster Kreisbeigeordneter Tobias Gerhardus, in dessen Geschäftsbereich die Schulen fallen, forderte, die „Bertha“, die „weiter machen soll“, zur Ruhe kommen zu lassen. „Als Schulträger begleiten wir den Weg und haben Ziele vereinbart. Dazu zählt, dass die Anmeldezahl für das Schuljahr 22/23 mindestens 26, für das darauffolgende mindestens 31 beträgt“, erklärte Gerhardus. Auch die ADD werde den Weg mitgehen. Zudem müsse dafür gesorgt, dass die Konzepte positiv wahrgenommen werden.

Abkehr vom AK-Land entgegenwirken
Mit Projekten, Veranstaltungen und Maßnahmen, so erfuhr das Gremium, versucht die Wirtschaftsförderung, der überdurchschnittlich hohen Abwanderung von jungen Menschen nach der Schule und damit der Abkehr vom AK-Land entgegenzuwirken. „Darauf legen wir und unsere externen Dienstleister ein besonderes Augenmerk“, erläuterte Lars Kober als Leiter des Teilbereichs innerhalb der Verwaltung, „wir haben doch sehr attraktive Unternehmen im Kreis.“ Der Fachkräftemangel mache sich deutschlandweit bemerkbar. Er nannte Beispiele fürs Engagement: Westerwälder Naturtalente, AzubiMobil, futureING, Metall-Erlebnistag, Zukunftswerkstatt oder Westerwälder Holztage 2021 (virtuell).

Um zwei Mitarbeiter aufgestockt
Um zwei Mitarbeiter aufgestockt wurde der Bereich IT an Schulen. Neben Owe Pauly kümmern sich nunmehr auch noch Steffen Zentner und Fabian Schlüter um bessere Anbindungen ans weltweite Netz und um die Ausstattungen der einzelnen Schule für eine gute IT-Zukunft. Sie gehen, wie Pauly darlegte, in dieser Reihenfolge vor: Verkabelungsmaßnahmen (fünf Schulen abgeschlossen, eine in der Ausführung, eine in der Ausschreibung, eine in Planung, eine in der Pipeline), Netzwerkkomponenten (fünf abgeschlossen, eine in Planung), digitale Tafelsysteme (sechs abgeschlossen/begrenzte Stückzahl) und Kauf von Endgeräten nach abschließendem Kassensturz. Pauly stellte den Bruttoauftragswert mit einer Million Euro vor und machte auf Kostensteigerung für Verkabelungen aufgrund gestiegener Materialkosten aufmerksam. Angestrebt werden Synergieeffekte durch die Vereinheitlichung von Schulinfrastrukturen (Firewallsysteme, LAN/WLAN etc.).

Sternenwarte reaktivieren?
Weithin sichtbar ist der Aufsatz auf dem Dach der IGS Betzdorf-Kirchen: Die alte Sternenwarte, seit rund zehn Jahren außer Dienst, soll wieder mit Leben und Teleskopen gefüllt werden, um hin und wieder in die Unendlichkeit des Weltraums blicken zu können. Diese Idee stellte eine Abordnung der Schule vor und weiß die Uni Siegen, das Kopernikus-Gymnasium Wissen und das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium Betzdorf gleichfalls hinter dem Wunsch stehend. Das große Aber folgte auf dem Fuße: Zwar ist das Teleskop noch in der Schule gut eingelagert, aber viele Dinge müssten instand gesetzt werden. Derzeit werden die Außenwände trockengelegt. Ursprünglich waren Kosten in Höhe von rund 30.000 Euro angesetzt. „Die Summe ist nicht mehr zu halten“, konstatierte Gerhardus, „in diesem Jahr wird daraus nichts.“ Dennoch sei es ein wichtiges Signal für den Schulträger, dass an solch einem Schritt Interesse bestehe. Aus dem Gremium, das einen Mehrwert für die gesamte Schullandschaft zwischen Willroth und Niederschelderhütte sah, kamen Anregungen, wie weiteres Geld zusammengetragen werden könnte: Crowdfunding, Sponsorenakquise und Förderverein.

Zwei neue Angebote rund um den IT-Bereich
Axel Karger vom Kreismedienzentrum stellte zunächst den Kreis als Regionalpartner der MINT-Region Neuwied (MINT = Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) vor, die die Angebote bündelt und zugänglich macht, und präsentierte zwei neue Offerten aus dem IT-Bereich: KiTec (Kinder entdecken Technik/Grundschule) und IT2School (Gemeinsam IT entdecken/Orientierungs- bis Mittelstufe). Es gehe darum, mit IT zu gestalten, verdeutlichte Karger, auch fachfremde Lehrer könnten einsteigen. Zudem gebe es Fortbildungen. Das Kreismedienzentrum stehe ebenfalls unterstützend zur Seite. Im nächsten Jahr sollen Unternehmen mit ins Boot geholt werden. So könnten auch die MINT-Fächer gefördert werden. Bewerbungsschluss ist Freitag, 2. Juli. Interessenten wenden sich ans Kreismedienzentrum unter Tel. 02681/810 (Kreisverwaltung) oder per Mail an axel.karger@kreis-ak.de (vh)
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