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Nachricht vom 08.07.2021
Region
Spende über 1,6 Millionen Euro fürs neue Hallenbad in Altenkirchen
Unverhofft kommt nicht ganz so oft. Daher ist die Freude umso größer, wenn wirklich etwas total Unvorhergesehenes geschieht: Die Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld freut über eine Spende für den Bau des neuen Hallenbades in Höhe von 1,6 Millionen Euro!
: In unmittelbarer Nähe zur Großsporthalle im Altenkirchener Sportzentrum wird das neue Hallenbad entstehen. (Foto: Archiv vh)Neitersen. Hin und wieder geschehen Dinge, die rauben sogar Menschen, die bereits immens lange im beruflichen Leben stehen, den Atem und machen sprachlos. So skizzierte der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld, Fred Jüngerich, die Situation, als er telefonisch von einer Spende erfuhr, die zweckgebunden in die Finanzierung des neuen Hallenbades auf der Altenkirchener Glockenspitze fließen muss. Die Else-Schütz-Stiftung (Montabaur) überweist 1,6 Millionen Euro (!) für das Projekt, für dessen Umsetzung derzeit Kosten von gut und gerne 16 Millionen Euro angesetzt werden. „Ich hatte mit maximal 750.000 Euro gerechnet. Aber als diese hohe Summe genannt wurde, fehlten mir zunächst einmal die Worte“, teilte Jüngerich, eigentlich nie um einen Kommentar verlegen, den Mitgliedern des Verbandsgemeinderates mit, die in der Sitzung am späten Donnerstagnachmittag (8. Juli) in der Neiterser Wiedhalle einstimmig ihr Okay für die Annahme des unverhofften Geldsegens gaben (geben mussten). „Mir blieb nichts anderes übrig, als mich zunächst einmal einfach nur freundlich zu bedanken“, fuhr er fort, zu mehr sei er in diesem Moment nach Sekunden des Schweigens nicht mehr fähig gewesen.

Stiftung war gut informiert
Der Kontakt zur Stiftung sei über einen ehemaligen Kollegen entstanden, es folgte ein Gespräch in Montabaur. „Die Vertreter der Stiftung waren über unser Projekt bestens informiert“, blickte Jüngerich zurück, „das Treffen ging schon sehr in die Tiefe.“ Der Gegenbesuch ließ nicht lange auf sich warten. Eine Abordnung aus dem Unterwesterwald schaute sich das ins Auge gefasste Baugrundstück im Sportzentrum an, ehe noch der gesamte Komplex für die Sportenthusiasten begutachtet wurde. „Das Arrangement ist halt einzigartig für unsere Region“, gab Jüngerich nicht nur seine Meinung über das Zentrum in Gänze wieder, so dass besagter, die frohe Kunde verbreitender Anruf am vergangenen Freitag (2. Juli) nicht mehr lange auf sich warten ließ. Und das Zweitbeste daran: Die Spende ist förderunschädlich, wie die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) bereits schriftlich mitteilte.

Land bleibt bei 3,75 Millionen Euro
Will nichts anderes heißen: Das Land wird seine zugesagten 3,75 Millionen Euro nicht kürzen (können), nachdem es dieses schon einmal für den Fall in Aussicht gestellt hatte, dass die Verbandsgemeinde eine Bundesförderung anzunehmen gedenke. Ob eine Umsatzsteuerpflicht greift, wird von den Verantwortlichen eher mit „nein“ bewertet. Die Prüfung laufe noch, teilte Jüngerich mit, der bei dem ganzen Prozedere bis hin zur positiven Entscheidung die Arbeit von Sascha Müller (Fachbereich Infrastruktur, Umwelt und Bauen im Rathaus) über die Maßen lobte. Die Stiftung (Schütz-Werke Selters) wurde aufgrund einer testamentarischen Verfügung von Else Schütz von deren Sohn Thomas gegründet. Sie agiert als gemeinnützige Gesellschaft, versteht sich als reine Förderstiftung und unterstützt regionale Projekte im nördlichen Rheinland-Pfalz unter anderem in den Bereichen Jugend- und Altenhilfe, Volks- und Berufsbildung oder Tierschutz und Sport.

Beweis lebendiger Fusion
Frank Bettgenhäuser (SPD) brachte es auf den Punkt: „Diese Satzungen sind ein weiterer Baustein für eine gelebte Fusion und zeigen, dass wir Dinge geräuschlos tun. Wir machen unseren Job beim Zusammenwachsen der beiden ,alten‘ Verbandsgemeinden.“ So war es nur logisch, dass die neuen Regelungen, die sich mit der betreuenden Grundschule, der Kostenbeteiligung an der Mittagsverpflegung an Ganztagsschulen, Elternbeiträgen und der Kostenbeteiligung an der Mittagsverpflegung in den Kindertagesstätten (Kitas) ohne Widerspruch angenommen wurden. Fehlten in der Alt-VG Altenkirchen schriftlich fixierte Abmachungen (die es in der Alt-VG Flammersfeld bereits gab), wird nunmehr bei der Kostenermittlung für die Teilnahme an der Mittagsverpflegung die Spitzabrechnung (nur was verzehrt wird, wird berechnet) greifen, wie in der Alt-VG Altenkirchen bereits lange Zeit usus, während die pauschalierte wie in der Alt-VG Flammersfeld ausgedient hat.

Sehr hoher Standard
„Wir haben mit unseren 6 Grundschulen, davon 3 im Ganztagesbetrieb, und 15 Kindertagesstätten einen sehr hohen Standard in der Infrastruktur für Familien mit Kindern. Das ist etwas Gutes“, bemerkte Jüngerich. Diese „Preise“ (Elternbeiträge) gelten vom 1. September an - Betreuung Grundschule: bis zu einer Stunde täglich 10 Euro monatlich und bis zu zwei Stunden täglich 20 Euro monatlich; Kinder in der Ganztagsschule (nur freitags) bis zu einer Stunde 2,50 Euro im Monat und bis zu zwei Stunden 5 Euro im Monat. Ein Mittagessen kostet 3,69 Euro und wird Eltern mit 3,47 Euro in Rechnung gestellt. Die Differenz (22 Cent) trägt die Verbandsgemeinde (6100 Euro Zuschussbedarf im Jahr); Kindertagesstätten: Die Betreuung von Kindern über zwei Jahre ist kostenfrei, unter zwei Jahre vom Einkommen der Eltern abhängig. Laut neuem Kita-Gesetz hat jedes Kind einen Anspruch auf eine mindestens sieben Stunden umfassende Betreuung am Tag inklusive eines Mittagessens. Auch hier gilt: Ein Essen kostet 3,69 Euro, der Elternanteil liegt bei 3,47 Euro, so dass die VG jährlich rund 14.000 Euro „zuschießen“ muss, „moderat“, wie Jüngerich einstufte.

Keine kommunale Aufgabe
Die Diskussion, wie Schulen und Kitas mit Lüftungsanlagen vor dem möglicherweise dramatischen Anstieg der Corona-Inzidenz in den, dem Sommer folgenden Monaten ausgestattet werden könnten, hat gewaltig an Fahrt aufgenommen. Für Jüngerich, um „alles einmal deutlich zu machen“, stand fest: „Wir kriegen bis Herbst keine Lösung hin, die zur Glückseligkeit gereicht.“ In der VG müssten 66 Klassenräume in Schulen und 50 Gruppenräume in Kitas aufgerüstet werden, wobei Jüngerich, der keine „medizinische Beurteilung“ abgeben wollte und auch nicht konnte, herausarbeitete: „Das Gesundheitswesen ist keine kommunale Aufgabe!“

Vier Varianten
Dennoch entwarf er vier Varianten und präsentierte die Kosten für Schulen und Kitas in VG-Trägerschaft: 1. Fenster auf und zu (kostenlos); 2. zentrale Raumlüftungstechnik (Gerät im Keller) 5,3 Millionen Euro; 3. dezentrale Raumlüftungstechnik (Geräte an Fenstern) 2,9 Millionen Euro, 4. mobile Luftreinigungsgeräte (Kosten pro Stück 4000 Euro, Wartungskosten im Jahr zweimal 660 Euro), wobei für ihn „mobile Geräte das Lüften nicht ersetzen“. Ob die VG mit den Kosten allein gelassen werde, wusste Jüngerich nicht: „Es gibt bestimmt Förderungen.“ Inwieweit es für die Realisierung der zweiten Variante überhaupt genug Ingenieure gebe, stellte er infrage. So klassifizierte Jüngerich diese und die dritte als „nicht leistbar“. Bislang habe die VG rund 212.000 Euro an coronabedingten Ausgaben zu Buche stehen und noch „keinen müden Euro“ vom Kreis erhalten, bei dem Mittel aus Mainz für die Bekämpfung der Pandemie aufgelaufen seien. (vh)
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