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Nachricht vom 30.07.2021
Region
Steigende Zahl illegaler Entsorgungen: Grünabfälle gehören nicht in die Natur
Neben Unrat, Bauschutt und weiterem Müll in der Natur gehört auch illegal in Wald und Flur entsorgter Grünschnitt in die Kategorie des Müllfrevels und stellt eine Ordnungswidrigkeit dar. In Wissen haben sich nun Vertreter der Kommunen und der Hatzfeldt-Wildenburg´schen Verwaltung zu dem Thema ausgetauscht
Grünabfälle gehören nicht in den Wald. Gemeinsam wollen sie sensibilisieren: v.l. Ulrich Marciniak, Michael Heinze, Dr. Franz Straubinger und Thomas Richard Schreitz. (Fotos: KathaBe)
Wissen/Region. Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass auch unsachgemäß entsorgte Gartenabfälle dem empfindlichen Ökosystem Schaden zu fügen können. „Wir brauchen die Bürger in dieser Angelegenheit“, so Dr. Franz Straubinger von der Hatzfeldt-Wildenburg´schen Verwaltung anlässlich eines Treffens am Donnerstag, 29. Juli, mit Vertretern der Wissener Verwaltung, inklusive des Ordnungsamtes und der Unteren Abfallbehörde des Kreises.

Das Thema: Mengen von illegal entsorgtem Grünschnitt im Wisserland. Jahr für Jahr kämpfen die Kommunen mit illegalem Müll-Deponien in Wald und Flur. Gemeinschaftlich möchte man die Bevölkerung in dieser Angelegenheit sensibilisieren und zur Mithilfe anhalten. Denn anders als viele vielleicht vermuten: Unsachgemäß entsorgter Grünabfall schadet dem empfindlichen Ökosystem.

Zudem begeht jeder, der seinen Gartenabfall im Wald oder der freien Landschaft entsorgt, eine Ordnungswidrigkeit, die mit Bußgeldern von bis zu 1500 Euro geahndet werden kann. Grundsätzlich verboten, ist auch das Verbrennen von Gartenabfällen.

Zunahme von Müllfrevel - auch Gartenabfälle gehören dazu
Durch Corona haben die wilden Müllhalden an Bauschutt und auch normalem Hausmüll nochmals stark zugenommen. Dazu wurde vielmals
berichtet
.

Die Fachleute schätzen, dass sich Ordnungswidrigkeiten im Bereich des Müllfrevels im Vergleich zum Vorjahr bereits jetzt nochmals um fast das fünffache angestiegen sei. Kreisweit gestalte sich die Situation ähnlich.

Witterungs- und jahreszeitlich bedingt kommt aktuell eine Vielzahl von Grünschnitt dazu, der in Wald und Flur entsorgt wird. Allein im Wisserland, so Straubinger, liegt die Zahl bei etwa 30 bis 40 Stellen, wo regelmäßig Gartenabfälle abgeladen werden. Dabei handelt es sich nicht um eine Schubkarre - nein, ganze Anhänger werden Abhänge hinunter gekippt, landen in Bächen oder Flüssen, liegen an Wegrändern oder mitten im Wald.

So zeigt Dr. Straubinger während des Treffens einen der Hotspots, den sogenannten „Hunertsbruch“ in Schönstein: Gleich mehrer Grünabfall-Stellen, die teilweise den steilen Abhang bis hinunter zum Elbbach reichen. Das Gebiet gehört zum Landschaftsschutzgebiet, wie viele weitere im schönen Wisserland.

Welche Schäden richtet Grünschnitt-Müll in der Natur an?
Zu Grünschnitt gehören Äste, Rasen-, Baum- und Strauchschnitt, sowohl Pflanzenreste und Laub. Werden sie im Ökosystem Wald abgeladen, schädigen sie die genau aufeinander abgestimmte natürliche Lebensgemeinschaft und verursachen durch Verrottung einen veränderten Nährstoffhaushalt im Boden. Nitrate gelangen in das Grundwasser, schaden somit der Wasserqualität und am Ende der Gesundheit. Da sich oft Plastikgegenstände wie Pflanztöpfe gleich mit in den Gartenabfällen befindet, werden Mirkopartikel ebenfalls mit ins Grundwasser gespült, zudem besteht Verletzungsgefahr für die Wildtiere.

Auch Kleinstlebewesen und Mikroorganismen werden beeinträchtigt: Schimmel- und Gährungsprozesse führen zu ihren Absterben, wodurch der natürliche Nährstoffkreislauf unterbrochen wird. Wie Thomas Schreitz von der Kreisverwaltung erklärt, kann die Hitzeentwicklung während der Gährungsprozesses im schlimmsten Fall zur Selbstentzündung des Abfallberges und damit zu Waldbränden führen.

Durch Gehölzschnitte können zudem Pilzkrankheiten auf Waldbäume übertragen werden. Gleichzeitig bringen die Gartenabfälle oftmals viele Arten von Pflanzen mit in die Natur, die sich als invasiv zeigen und eigentlich nicht in die hiesigen Regionen gehören. Das sind unter anderem der Japanische Staudenknöterich, der Riesen-Bärenklau, aber auch der Kirschlorbeer macht immer mehr zu schaffen.

Da sich zudem viele Tiere von solchen Ablageplätzen, die sich oft am „urbanen Rand“ befinden, angezogen fühlen, kommt es nicht selten dazu, dass diese mittlerweile auch häufig in Ortschaften anzutreffen sind. Hierbei seien besonders Waschbären und auch Ratten genannt, berichtet Dr. Straubinger.

Nicht zu verkennen ist der Aspekt, dass der Wald von vielen Menschen als Ort der Erholung aufgesucht wird. Das Naturerlebnis wird geschmälert und jeder ärgert sich über Abfall und Müllhaufen, denn der Wald ist schließlich keine Deponie. „So etwas ist keine Visitenkarte für ein doch sonst hochentwickeltes Land“. Ganz zu schweigen von insgesamt unsozialen und umweltschädlichen Verhalten, so Straubingers Meinung.

Die Entsorgung zahlen am Ende alle
In Deutschland gibt es viele Möglichkeiten, Müll und Abfälle kostenlos oder kostengünstig auf Wertstoffhöfen und Deponien zur Entsorgung abzugeben. So auch beim Grünabfall, der in die Bio-Tonne gehört. Für jedes an die Abfallentsorgung angeschlossene Grundstück besteht im Landkreis Altenkirchen die Möglichkeit, fünf Mal jährlich bis 2 Kubikmeter Grünabfall je Abfuhrtermin kostenlos zu entsorgen.
Außerdem besteht die Alternative, ebenfalls fünf Mal im Jahr Grünabfälle am kommunalen Betriebs- und Wertstoffhof in Nauroth ohne vorherige Anmeldung kostenlos anzuliefern.

Informationen dazu gibt es auf der Internetseite des Abfallwirtschaftbetriebes. Alternativ bietet sich eine gute Kompostierung im eigenen Garten an.

So wie in den aufgezeigten Fällen in den Wäldern der Hatzfeldt-Wildenburg´schen Forstverwaltung sehen sich auch die Kommunen und Städte immer häufiger der Frage gegenüber, wer sich um die Entsorgung des illegalen Mülls kümmert und wer hierfür aufkommt. Dabei fallen hohe Kosten an.

Denn durch wilden Müll, wozu auch der Grünabfall gehört, entsteht sowohl ein ökologischer als auch ein ökonomischer Schaden, der oftmals am Ende von allen Bürgern über Steuern und Gebühren beglichen werden muss. Die Müllsünder selbst können leider in den seltensten Fällen ermittelt werden. Thomas Schreitz bemerkt allerdings auch, dass es zunehmend häufiger vorkommt, dass Menschen bei der Unteren Abfallbehörde im Kreishaus anrufen und solche Fälle offen melden. Das bestätigen auch Marco de Nichilo (VG Wissen, Bereich Soziales und Sicherheit), wie auch Michael Heinze vom Ordnungsamt.

Auch wenn, wie Ulrich Marciniak (Erster Beigeordneter der VG Wissen) anfügt: „Vielen ist die Tragweite gar nicht bewusst", ist Müllfrevel in der genannten Form illegal und wird geahndet. (KathaBe)
   
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