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Nachricht vom 01.09.2021
Kultur
Betzdorf: Musikgemeinde und Theatergemeinde stellen neues Programm vor
Hochwertige Kultur kann wieder live erlebt werden: Die VHS-Theatergemeinde Betzdorf sowie die Musikgemeinde Betzdorf-Kirchen haben neue Programme für die Spielzeit 2021/22 ausgearbeitet. Bei einem Pressegespräch im Rathaus Betzdorf wurden die neuen Programm vorgestellt.
Die VHS-Theatergemeinde Betzdorf und die Musikgemeinde Betzdorf-Kirchen haben ihre Programme für die Spielzeit 2021/22 vorgestellt. Die Vorstände sowie die Vertreter der Sponsoren stellten sich mit Plakat und Spielzeitheft dem Fotografen. (Fotos: tt)Betzdorf/Kirchen. Es ist schon lange her, dass sich der Vorhang auf der Bühne der Stadthalle Betzdorf geöffnet hat und sich das Licht der Scheinwerfer auf Kulturschaffenden bündelte. Keine konzertanten Klänge streichelten mehr live die Ohren des Publikums, kein Schauspieler berührte mit Dramatik die Emotionen der Zuschauer oder brachte sie mit Komödiantischem zum Lachen und Schmunzeln. Das Warten hat eine Ende – und in der neuen Spielzeit 2021/22 sollen sich die Abonnenten und Besucher wieder bequem zurücklehnen können und Kultur genießen: Die Musikgemeinde Betzdorf-Kirchen sowie die VHS-Theatergemeinde Betzdorf haben ihre Programme zusammen gestellt. Natürlich muss immer die aktuelle Entwicklung in Sachen Pandemie berücksichtigt werden.

„Wir freuen uns, ein hochwertiges Programm vorstellen zu können“, sagte der Betzdorfer Stadtbürgermeister Benjamin Geldsetzer, seines Zeichens Vorsitzender der Musikgemeinde Betzdorf-Kirchen. Es sei kein Ersatzprogramm für das weitestgehend ausgefallene Programm der vorangegangenen Spielzeit 2020/21. Dennoch habe man versucht, nun für einen guten Ersatz zu sorgen. Ein Großteil der Veranstaltungen finde in der Stadthalle Betzdorf statt, sagte er mit Verweis auf die steigenden Inzidenzwerte und stellte zugleich heraus: „Mit dem Stadthallenmanagement sind wir in der guten und komfortablen Lage, die Veranstaltungen unter hygienischen Bedingungen anbieten zu können.“

Dennoch: „Wir müssen schauen, wo die Reise hingeht“, ließ sich der Vorsitzende ein, der auch die Vertreter von drei Sponsoren zur Präsentation begrüßte. Tenor war es auch von dieser Seite: „Wir freuen uns, Kultur wieder live zu sehen und diese zu unterstützen.“ Bei dem Pressegespräch wurde auch hervorgehoben, dass die Musik- sowie die Theatergemeinde eine Bereicherung in der hiesigen Region sind, mit denen ein hochwertiges Kulturangebot in besonderer Weise präsentiert werden könne. Dankbar ist man auch, dass die Zahl der Abonnenten unverändert geblieben ist und „die Menschen uns treu geblieben sind“. Dies sei notwendig, um überhaupt solche Angebote bieten zu können, denn: „Ohne wäre vieles nicht machbar.“

Was in Sachen Musik und Theater machbar ist und geplant ist, das wurde ausführlich präsentiert. Es war an Michael Nassauer, das exzellente Programm und seine Künstler vorzustellen. „Michael Nassauer ist unbezahlbar“, attestierte Geldsetzer und erkannte an: „Michael Nassauer hat immer fertige Ideen.“ Nassauer ist nicht nur der ehemalige Klavierlehrer von Geldsetzer, wie Letzterer schmunzelnd verriet, sondern auch künstlerischer Leiter der Musikgemeinde. Diese Aufgabe hatte seit der Gründung der Musikgemeinde im Jahr 1968 Herbert Ermert mit Leben erfüllt. Nach 30 Jahren gab er 1998 den Stab an Nassauer weiter, der nun weitere 23 Jahre später anmerkte, dass er in der langen Chronik erst der zweite künstlerische Leiter sei. „Das habe ich mir nicht träumen lassen.“

Mit dem gebürtigen Betzdorfer Hornisten, der auch Intendant der Philharmonie Südwestfalen ist, hat die Musikgemeinde einen guten Griff gemacht. „Wir hoffen, dass wir wieder live für die Leute da sind“, blickt Nassauer nach vorne: „Ich halte das für unverzichtbar, und das hat uns gefehlt.“ Das war ein Vorgriff auf das Programm, das er vorstellte. Bereits am Mittwoch, 8. September, möchte die Philharmonie Südwestfalen, von Nabil Shehata geleitet, den Menschen ermöglichen, den Darbietungen auf der Bühne zuzuhören und diese zu erleben. Für den künstlerischen Leiter ebenso wichtig ist es aber auch, dass man „sich auch wieder untereinander trifft“. Dazu besteht am zweiten Mittwoch im September die Gelegenheit. Für das Konzert in der Stadthalle Betzdorf gibt es noch Karten – und: „Auch Nichtmitglieder der Musikgemeinde sind eingeladen“, betonte Nassauer.

Fünf von sechs Veranstaltungen sind aus dem für die vergangene Spielzeit geplanten Programm übernommen worden. Dass die Musikgemeinde diese erneut auf den Plan setzt, das erläuterte Nassauer vor einem verständlichem Hintergrund. Er stellte heraus, dass eine Reihe von Künstlerinnen und Künstlern auf dem freien Markt aktiv seien. Und seinerzeit, für die damalige Spielzeit, habe man ihnen versprochen, dass sie bei der Musikgemeinde Betzdorf-Kirchen auftreten können. Neu ins Programm aufgenommen hat man in der Vorweihnachtszeit festliche Barockmusik mit „PhilSW Barock“. Die Leitung übernimmt mit Christian Höppner ein Hochkaräter und Barockmusikspezialist, hob Nassauer hervor, der darauf verweist, dass der Dirigent und Professor Höppner Präsident des Kulturrates war. Bei dem Konzert in der ev. Kreuzkirche in Betzdorf werden am Sonntag, 19. Dezember, unter anderem Werke von Bach und Vivaldi dargeboten.

Nicht nur aus dem vergangenen Programm übernommen, sondern längst zu einem festen Bestandteil des Jahresplanes geworden, ist das Neujahrskonzert der Philharmonie. „Gelegentlich wechselt die Uhrzeit“, schmunzelte der künstlerische Leiter. Olivier Tardy am Sonntag, 2. Januar, ab 18 Uhr der Stadthalle die Musikerinnen und Musiker dirigieren. Als Gast wird die Sopranistin Sophie-Magdalena Reuter zu hören sein. Nassauer machte auf ein Novum an diesem Konzertabend aufmerksam: „Was die Besucher gerade gehört haben, können sie draußen auf CD mitnehmen.“ Kammermusikkonzert mit Vivi Vassileva am Schlagzeug und Lucas Campara Dinzi an der Gitarre steht am Freitag, 8. April, in der ev. Kirche in Kirchen im Programm, und „Spark – die klassische Band“ wird das Programm am Freitag, 10. Juni, in der Stadthalle beschließen – mit „Bach - Berio - Beatles“. Von Barockmusik bis ins 21. Jahrhundert spannt sich der Bogen über vier Jahrhunderte, skizzierte Nassauer die Bandbreite der sechs Konzerte. Ihm liegt besonders am Herzen ein Familiennachmittag am Samstag, 12. Februar, ab 15 Uhr in der Stadthalle, wenn es heißt: „Klassik für Jung und Alt“. Die Philharmonie wird den Nachmittag mit der „grandiosen Schlagzeuggruppe Precossa“ aus den Niederlanden gestalten, machte Nassauer Lust auf das Familienkonzert in Betzdorf . Zuletzt sei man gemeinsam im berühmten Concertgebouw in Amsterdam aufgetreten.

Er hoffe auf eine schöne Saison mit eindrucksvollen Moment, sagte Bürgermeister Andreas Hundhausen, seines Zeichens stellvertretender Vorsitzender der Musikgemeinde. „Wir versuchen Kultur für Jedermann anzubieten und so Türen und Tore zu öffnen“, sagte Hundhausen. Für ihn steht fest, dass dies nicht ohne die Sponsoren machbar sei. Als Eckpfeiler bezeichnete er den Energieversorger Rhenag und die Sparkasse Westerwald-Sieg. Auch von dieser Seite hofft man, dass die Konzert wie angedacht buchstäblich über die Bühne gehen können. Es kann jedoch immer nur in einem überschaubaren Rahmen von rund vier Wochen nach vorne geschaut werden, hieß es. Deshalb auch im Programmheft zu jedem Konzert der Hinweis darauf, die kurzfristigen, coronabedingten Hinweise auf der Homepage musikgemeinde.de zu beachten. 3G-Regel, Kontakterfassung und Sitzplätze nach einem Schachbrettmuster im Saal gehören in diesen Zeiten auch dazu, wenn Kultur angeboten und erlebt werden soll.

Ähnlich verhält es sich auch bei der Theatergemeinde. Auch hier dürfen nach aktuellem Stand 350 Besucher in die Stadthalle, und das Sitzprinzip erinnert auch hier an ein Schachbrett. Konrad Schwan, stellvertretender Vorsitzender der VHS-Theatergemeinde Betzdorf machte auf eine personelle Änderung aufmerksam. Martin Becker hat mit dem Einstieg in den Ruhestand seine Aufgabe als VHS-Geschäftsführer auf eigenen Wunsch Ende Juli beendet. Verwaltungsmitarbeiterin Diana Köhler ist nun beauftragt, die Geschäfte für den Verein weiterzuführen, sagte Schwan. Wenn es möglich ist, soll es eine Mitgliederversammlung geben. Das Programm der Theatergemeinde sei immer eng mit dem Namen Martin Becker verbunden gewesen, und auch an der aktuellen Zusammenstellung habe er noch in hohem Maße mitgewirkt, sagte Schwan.

Mit dem aktuellen Spielzeitheft beweise man bei der Theatergemeinde Mut und Hoffnung, sagte Köhler: „Hoffnung, dass wir Stück für Stück einen Weg in eine neue Normalität erlangen. Und Mut, da wir uns trotz der pandemiebedingten Ausfälle wieder gewagt haben, ein hochkarätiges Programm auf den Weg zu bringen.“ Von sechs Stücken sind drei Nachholstücke, erläuterte Köhler. Es sind drei Komödien, zwei Krimikömödien und eine Tragikkomödie, führte sie auf und konstatierte: „Also eher keine ,schwere Kost'.“ Nach der harten Zeit der vergangenen Monate habe man sich bewusst für diese Genres entschieden. Aufgrund der Corona-Pandemie konnte in der Spielzeit 2020/21 nur ein Theaterstück aufgeführt werden. Köhler lenkte den Blick auch auf die Altersstruktur. Das Durchschnittsalter der „klassischen Theaterbesucher“ wird immer höher, schilderte Köhler: „Junge Menschen interessieren sich kaum noch für diese Form der Kultur.“ Dem versucht man mit einer ansprechenden Auswahl an Stücken entgegenzuwirken, um auch ein jüngeres Publikum anzusprechen und für das Schauspiel auf einer Livebühne zu begeistern. Um hier Veränderungen vornehmen und auf Wünsche eingehen zu können, sei man auf Anregungen aus der Bevölkerung angewiesen, ermutigte sie, sich an die Theatergemeinde zu wenden. Man hofft, dass das neue Programm Jung und Alt gleichermaßen anspricht.

Apropos Jung und Alt: Auch darum geht es, wenn am Mittwoch, 22. September, die Spielzeit los geht. Das Theatergastspiel Fürth wird dann die Tragikkomödie „Harold and Maude“ von Colin Higgens auf die Bühne bringt. „Das Theatergastspiel Fürth erzählt in dieser zeitlosen schwarzen Komödie eine zarte Liebesgeschichte, jongliert humorvoll mit gesellschaftlichen Tabuthemen und ist ein klares Ja zum Leben“, skizzierte Köhler das Bühnenwerk – der gleichnamige Streifen aus den 1970er-Jahren ist längst zum Kultfilm avanciert. Das Stück wird um 20 Uhr in der Stadthalle aufgeführt. Der Plan sieht für Montag, 22. November, ein erneutes Gastspiel des Enselbmles aus Fürth vor: Es soll die Komödie „Celine“ von Maria Pacome aufgeführt werden, unter anderem mit Christine Neubauer, Christine Urspruch und Moritz Bäckerling. Ende Januar, am Dienstag, 25. Januar, steht mit der schwedischen Kultkomödie „Patrick 1.5“ von Michael Druker ein Nachholstück aus der Saison 2020/21 präsentiert. „In dieser turbulenten Komödie geht es um eine homosexuelle Ehe mit einem Adoptivkind“, umriss Köhler bei dem Pressegespräch den Inhalt: „Aktueller kann Theater nicht sein. Das ist ein modernes Zeitstück, witzig, freilich, nachdenklich – was will Theater mehr?“

Ein Nachholstück ist auch die Komödie „Die Niere“ von Stefan Vögel, die am Freitag, 4. März aufgeführt wird. Auch die Kriminalkomödie „Acht Frauen“ stand bereits im Spielzeitheft 2020/21. Nun ist das Schauspiel für Montag, 4. April, neu angesetzt – und dann werden die „Acht Frauen“ auch die Lieder singen, die der Theaterkomponist Franz Wittenbrink komponiert hat. Die Spielzeit endet mit dem Schlosstheater Neuwied, das am Donnerstag, 28. April, mit der Krimikomödie „Escape Room“ in die Stadthalle Betzdorf kommen wird.

Eintrittskarten und Abos für die Theatergemeinde gibt es im Bürgerbüro Betzdorf unter Telefon (0 27 41) 29 19 00 und per E-Mail buergerbuero@vg-bg.de, Mankelmuth, Stadthalle Telefon (0 27 41) 91 07 40 und per E-Mail info@stadthalle-betzdorf.de und über die Homepage www.theatergemeinde-betzdorf.de. Für die Musikgemeinde gibt es zusätzlich noch die Vorverkaufsstellen Decku in Kirchen und das Bürgerbüro in Kirchen unter Telefon (0 27 41) 68 80 und per E-Mail vg-kirchen@kirchen-sieg.de. „Da die Corona-Vorschriften sich im Laufe der Saison wahrscheinlich immer wieder ändern werden, werden wir den Vorverkauf höchstwahrscheinlich immer erst circa vier Wochen vorher öffnen, damit wir auch auf die Personenbegrenzungen reagieren können“, informierte Köhler. (tt)
 
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