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Nachricht vom 05.09.2021
Region
Bündnisgrüne: Zustand der Radwege immer noch "mehr als unbefriedigend"
Es ist ein Projekt, dessen Verwirklichung Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte, in Anspruch nimmt: die Komplettierung des Siegtal-Radwegs (auch Radweg Sieg) im Kreis Altenkirchen als Leuchtturmprojekt für den allgemeinen Radwegebau. Die Bündnisgrünen im AK-Land haben mit einer Tour per Velo auf die miserable Situation für Pedaleure aufmerksam gemacht.
Froh, nach der ersten und einzigen Etappe wohlbehalten das Ziel am Wissener Regiobahnhof erreicht zu haben: Die Mannschaft der Bündnisgrünen aus dem Kreis Altenkirchen. (Foto: vh)Kreis Altenkirchen. Die einen quäl(t)en sich bei der Vuelta, der Spanienrundfahrt, drei Wochen lang über Straßen, die bisweilen nicht einmal diese Bezeichnung verdienten, aber immer für die Akteure gesperrt waren. Andere versuchten sich am Samstagnachmittag (4. September) auf einer einzigen Etappe, um von Kirchen nach Wissen zu gelangen - teils im dichten Verkehr und teils auf dem nur rudimentär vorhandenen Siegtal-Radweg.

Am Regiobahnhof, dem Ziel in Wissen, waren die Radler froh, unbeschadet das Teilstück hinter sich gebracht zu haben. „Der Zustand der Radwege im Kreis Altenkirchen ist immer noch mehr als unbefriedigend“, zog Kevin Lenz, der Direktkandidat der Bündnisgrünen im Wahlkreis 197 Neuwied/Altenkirchen und gleichzeitig einer von zwei Sprechern der Partei im Kreisverband Altenkirchen, ein Fazit. Die Route von Betzdorf nach Wissen auf und entlang der Bundesstraße 62 sei weder für Touristen noch in Gänze für den Alltagsradverkehr tauglich.

Situation bei Stopps besprochen

„Wir haben bei Stopps auch die Situationen in Kirchen und in Betzdorf besprochen“, ergänzte Anna Neuhof, die zweite Sprecherin, „es ist ein Armutszeugnis. Alle Fraktionen haben schon so viel Herzblut und Hirnschmalz eingebracht, aber es geht kaum voran.“ Sie beklagte, dass Radfahrer nicht damit rechnen könnten, dass die Straßenverkehrsordnung eingehalten werde, „man oftmals von hinten angehupt wird“, und spielte vor allem auf die Situation auf dem Abschnitt zwischen Wallmenroth und Hövels-Niedergüdeln an, auf dem die Pedaleure die vielbefahrene und kurvenreiche Bundesstraße nutzen müssen - in Ermangelung eben einer Ausweichgelegenheit.

„Als Gruppe unterwegs zu sein, ist besser als ein Einzelfahrer“, taten die Biker ihre Erfahrung kund, nachdem sie Sonnenschein und angenehme Temperaturen sowie viel landwirtschaftlich ausgerichtete Mitnutzer begleitet hatten. Schlimmer werde es gewiss bei schlechtem und trübem Wetter, nassem Fahrbahnbelag und höherem LKW-Verkehr. „Wir wollten die Situation einfach nur noch einmal darstellen. Wir würden gerne einige Dinge in Angriff nehmen“, resümierte Neuhof.

Wo auch Radwege fehlen
Aber nicht nur die unvollendete Spezialtrasse durchs landschaftlich wunderschöne Tal der Sieg (die Wege im benachbarten Bundesland Nordrhein-Westfalen sind deutlich besser in Schuss) gaben Anlass zur Kritik. Auch fehlende Radlerspuren beispielsweise zwischen Daaden und Herdorf, Herdorf und Betzdorf, um auf relativ ebenem Gelände beispielsweise den Markt in der Stadt an der Mündung der Heller in die Sieg erreichen zu können, wie Anna Schweitzer aus Herdorf darlegte, oder zwischen Wissen und Morsbach (ideal für Pendler, die im Oberbergischen arbeiten) wurden angesprochen.

Was Radwege angehe, liege der Stand in der Alt-VG Gebhardshain fast bei Null, lautete ein weiteres Manko. Karin Kohl, Fraktionsvorsitzende der Bündnisgrünen im Wissener Stadtrat und gleichfalls auch im Verbandsgemeinderat aktiv, zeigte die Planung für den derzeit „ziemlich erbärmlichen“ Siegtal-Radweg rund um den Zielort der einzigen Etappe auf. Der Abschnitt werde bewusst durch die City geführt, „damit Radler auch mal Cafés besuchen können“. Aktuell bezeichnete sie das Segment im Bereich eines Baumarktes als „kriminell“.

Siegquerung bei Etzbach am Horizont
Aktuell voran geht es zumindest beim Thema „Siegquerung bei Etzbach“. Das Planungsbüro Stadt-Land-plus GmbH (Boppard) übernahm für 148.719 Euro laut Beschluss des Kreisausschusses am 12. Juli die baufachliche Projektsteuerung für den Lückenschluss zwischen Oppertsau und Pirzenthal bei Etzbach. Die Siegquerung soll mit einer einseitig abgehängten Hängebrücke vollzogen werden. Baubeginn könnte Mitte des Jahres 2023, die Fertigstellung Ende 2024 sein.

Das Projekt kostet 4,08 Millionen Euro, Projektträger ist das Bundesamt für Güterverkehr. Das Projektbüro neulandplus Gmbh & Co KG (Aulendorf) widmet sich für 49.656 Euro der Erstellung einer Lokalen Integrierten Ländlichen Entwicklungsstrategie (LILE) zur Umsetzung des LEADER-Ansatzes durch die Lokale Aktionsgruppe (LAG) Westerwald-Sieg in den Jahren 2021 bis 2027. Die LILE ist erforderlich, um vom Land Rheinland-Pfalz als Förderregion anerkannt zu werden.

20 Planungsabschnitte im AK-Land
Die Etappe des Siegtal-Radweges im AK-Land ist aktuell in 20 Planungsabschnitte eingeteilt. Nur wenige sind inzwischen fertiggestellt. Dazu zählen beispielsweise die 3,75 Kilometer zwischen Niederhövels und Niedergüdeln oder die rund 250 Meter zwischen der Blähausstraße und dem Bereich Hufenhardt (bei Wissen), die im Jahr 2018 „ihrer Bestimmung" übergeben wurden.

Der Sieg-Radweg ist auf dem Gebiet des Landkreises Altenkirchen größtenteils als weitestgehend unselbstständiger Radweg entlang der B 62, lediglich der knapp drei Kilometer lange Abschnitt „SR 2 Etzbach-Pirzenthal“ als eigenständiger Radweg abseits der Bundestraße geplant. Planungshoheit hat hier der Landkreis Altenkirchen, während üblicherweise diese bei Bund oder Land und als Folge dessen beim LBM liegt. Zur Erklärung: Ein „unselbstständiger" Radweg ist immer ein Radweg, der bei einer Straßenplanung quasi mitgezogen wird, also mehr oder weniger parallel auf, mit oder neben einer Straße verläuft. Ein „selbstständiger" Radweg ist zum Beispiel einer über einen Wirtschaftsweg und damit losgelöst von einer Straßenführung.

Insgesamt 162 Kilometer lang
Der Siegtal-Radweg (Radweg Sieg), der laut Wikipedia 162 Kilometer lang ist und die Quelle des Flusses im Rothaargebirge bei Netphen-Walpersdorf mit dessen Mündung in den Rhein bei Niederkassel-Mondorf momentan nur auf dem Papier in einem Rutsch verbindet, ist in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Rhein-Sieg bereits komplett befahrbar, inzwischen hüben wie drüben identisch beschildert und wird einmal im Jahr ein Teil der Bühne bei der Großveranstaltung "Siegtal pur". (vh)
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