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Nachricht vom 12.09.2021
Kultur
"Hamburg Blues Band" vereinnahmte das Kulturwerk in Wissen
Wenn man zu den Glücklichen sich zählen darf, die das Konzert der „Hamburger Blues Band“ (HBB) in Wissen im Kulturwerk erleben durften, fällt es echt schwer, dass Erlebte in Worte zu fassen. Bereits an dieser Einleitung kann davon ausgegangen werden, dass im Kulturwerk ein magischer Abend geboten wurde.
Ein magischer Abend mit der "Hamburg Blues Band". (Fotos: Wolfgang Rabsch)Wissen. Der Name der Band kommt so unscheinbar daher, Hamburg ja, das könnte eine stinknormale lokale Band sein. Andere nennen sich auch nach ihren Städten oder Regionen, beispielsweise die Zillertaler, die Regensburger Domspatzen oder die Münchener Freiheit. Die Liebe zu Hamburg zeigte HBB auch vor ihrem Auftritt, als Hans Albers „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ trällerte und viele der ergrauten Besucher freudig mit einstimmten.

In der Presse und Fachmagazinen wird HBB gefeiert: „Die Musiker der Hamburg Blues Band gehören zu den Besten der europäische Bluesszene. Die energiegeladenen Veteranen dieser Formation stehen für intensiven, clever arrangierten Roots Blues, der mit seinen genreübergreifenden Anleihen regelmäßig Puristen ins mentale Wanken bringt. Denn die Truppe um den oft mit Joe Cocker verglichenen Sänger Gert Lange vermengt brettharten Gitarren-Bluesrock sowohl spielfreudig als auch traditionsbewusst mit Soul, Psychedelic, Rhythm und Boogie“.

Begeisterte Fans im Kulturwerk
Rund 200 Fans hatten sich im Kulturwerk eingefunden, die begeistert der Band auf ihren heißen Ritt durch die erwähnten Genres folgten. Total blueslastige Songs im Stil von Eric Clapton und B.B. King,und anderen Größen. Die wenigsten dürften gewusst haben, dass Jimi Hendrix sich in seiner leider nur sehr kurzen Karriere auch dem Blues gewidmet hatte. Ihm zu Ehren legte die Band „Foxy Lady“ auf, einen Klassiker von Hendrix. Krissy Matthews, dem Leadgitarristen von HBB, schien der Song auf den Leib geschrieben zu sein, denn seiner Gitarre entlockte er Klänge, die in eine andere Welt führten. Das besondere an seinem Stil ist der Wechsel der Riffs innerhalb eines Songs, mal klingt er frisch und rau, dann wieder schräg und wild. Ein junger Ausnahmegitarrist, der noch eine große Karriere vor sich hat.

HBB, eine Band mit internationaler Erfahrung
Kopf und Gründer von HBB ist Gert Lange, der auf der Bühne eine schier unglaubliche Gelassenheit ausstrahlt. Seine Rhythmusgitarre folgt ihm bedingungslos, gepaart mit einer vom Leben gezeichneten Stimme, rauchig, männlich und stark, muss er nicht auf der Bühne rumspringen, um präsent zu sein.

Bassgitarrist Reggie Worthy ist ein Glücksfall für die Band: Er hat schon mit Ike und Tina Turner auf der Bühne gestanden, das sollte eigentlich Empfehlung genug sein. Ihm zuliebe spielte HBB den Superhit „Nutbush City Limits“, für Lacher sorgte Reggie, als er den Song mit gebrochenem Deutsch ankündigte, dabei sich (absichtlich?) versprach, als er sagte: „Nun wir spielen Cottbus... äh, sorry, Nutbush City Limits“.

Jubel ohne Ende des Publikums, die total aus dem Häuschen waren, belohnte diese ganz spezielle Interpretation. Die Band wurde furios ergänzt von Eddie Filipp, ein Drummer der alten Schule, der in mit einer unglaublichen Seelenruhe seine Trommeln bedient, dabei aber mit Wucht und Präzision den Takt vorgibt, und damit die Band zusammenhält.

Alle genannten Musiker haben in der Vergangenheit in absoluten Weltbands agiert: Unter anderem Drummer Eddie Filipp (Inga Rumpf, Sweet, Clem Clempson Band), Bassist Reggie Worthy (Ike & Tina Turner, Eric Burdon, Stoppok), Gert Lange (Jack Bruce, Chris Farlowe, Mike Harrison, Arthur Brown). Alles in Allem standen im Kulturwerk weit über 100 Jahre Bühnenerfahrung auf der Bühne.

Das heißt aber nicht, dass die Band in Routine erstarrte. Ganz im Gegenteil, nicht mehr die Jüngsten, bis auf Krissy Matthews, dem Gert Lange bescheinigte, er würde den Altersdurchschnitt der Übrigen „versauen“, spielten sich die Mannen von der Waterkant in einen regelrechten Rausch, dem das Publikum nicht entfliehen konnte.

„The god of hellfire“ setzte dem Konzert die Krone auf

Waren die Konzertbesucher schon glücklich und zufrieden mit dem, was sie bisher genießen durften, bahnte sich eine regelrechte Sensation an: Auf der Bühne erschien eine Figur, in einem Fantasy-Kostüm gewandet, ähnlich wie Peter Pan, und ergriff sofort das Mikrofon. Als er zu singen begann, mit einer Stimme, die fast alle Oktaven der Tonleiter schaffte, lichtete sich der Schleier. Es war niemand anderes als „The god of hellfire“, Arthur Brown, der mit „Fire“, seinem absoluten Welthit von 1968, der weltweit auf Platz eins der Charts stand, die Show begann.

Diesen Hit, in einer bluesigen Version, durften die geflashten Besucher erleben, wie ein Unikat, einfach einmalig. Teils fassungslos zuhörend, ob der Orgie der Tonintervalle, manchmal einem Schreigesang ähnelnd, schenkte Arthur gleich noch einen nach: „I put a spell on you“, ein Ohrwurm, den fast jeder Pop-Star gesungen hat.

Mit seinem charismatischen Auftreten, wobei er auch Mut zur Hässlichkeit bewies, vereinnahmte Arthur Brown das gesamte Kulturwerk bis zum Ende des Konzertes. Nach gut zwei Stunden faszinierender Musik, ohne Pausen, Schlag auf Schlag, dargeboten von Musikern auf allerhöchstem Niveau, musste dann auch mal der Stecker gezogen werden. Nicht enden wollender Jubel zwang die Band noch zu einer Zugabe, bevor sie sich zurückziehen durfte.

Anerkennend muss dem Kulturwerk wieder einmal bescheinigt werden, dass dort die Besucher, je nach Geschmack, ein Highlight nach dem anderen auf dem Silbertablett serviert bekommen. Der Reiz liegt im Abwechslungsreichtum der Veranstaltungen, dafür sorgen Dominik Weitershagen und sein Team, das Kulturwerk soll für alle da sein.

Die „Hamburger Blues Band spielte mit: Gert Lange (Gesang, Gitarre), Krissy Matthews (Gesang, Gitarre), Reggie Worthy ( Gesang, Bass), Eddie Filipp (Drums) Johnson Waehneldt (Keys) und last but not least Arthur Brown. (Wolfgang Rabsch)
       
       
       
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