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Nachricht vom 16.09.2021
Region
Der Druidensteig: Etappe 5 von Betzdorf zur Grube Bindweide
Kurz, aber oho! So kann man die fünfte und vorletzte Etappe des Druidensteigs wohl beschreiben. Mit etwas über neun Kilometern ist die Strecke zwar recht kurz, aber mit knappen 340 Höhenmetern auf die geringe Distanz hat sie es dennoch ordentlich in sich.
Panorama über Steinebach. (Foto: Christoph Eul)Betzdorf. Der Druidensteig, die längste Georoute Deutschlands, führt auf insgesamt 83 Kilometern in sechs Etappen von Freusburg bis nach Hachenburg und damit durch Teile des Nationalen Geoparks Westerwald-Lahn-Taunus. Über 30 Info-Tafeln entlang des Druidensteigs vermitteln viel Spannendes und Wissenswertes über die Besonderheiten der Region. Die fünfte Etappe ist von allen die kürzeste, aber dennoch nicht weniger anspruchsvoll. Bei der Planung wurde auch bewusst die Distanz so gewählt, da das Ende am Besucherbergwerk Grube Bindweide liegt und man unbedingt die Gelegenheit nutzen sollte, an einer Führung teilzunehmen. Da das Besucherbergwerk nicht täglich geöffnet hat, empfiehlt es sich, bei der Planung die Öffnungszeiten der Website im Blick zu behalten. Mit dieser vorletzten Etappe verlässt man nun auch endgültig das Siegtal und wandert auf dem Rest des Druidensteigs durch die schöne und vielfältige Landschaft des Westerwalds.

Start der beschriebenen fünften Etappe ist Betzdorf. Vom Bahnhofsvorplatz aus führt ein gelb-schwarz markierter Zuweg durch die Fußgängerzone und ein kleines Bachtal bis zum eigentlichen Start, dem Friedhof. Direkt von Anfang an steil bergauf verläuft der Druidensteig zuerst noch durch ein Wohngebiet, bevor er auf einen schmalen Pfad abzweigt. Immer weiter steil nach oben geht es am Waldrand entlang, bis man eine breite Forstweggabelung erreicht. Diese überquert man diagonal und folgt dem breiten Forstweg immer weiter bergauf. Insgesamt gehen die ersten vier Kilometer fast ausschließlich steil bergauf, den anstrengendsten Streckenabschnitt hat man dann kurz vor Dauersberg geschafft. Auf der Anhöhe bei Dauersberg erwartet einen der Lohn für die Strapazen des Aufstiegs und eine fantastische Fernsicht bis Bergische Land lässt einen gebannt innehalten. Wer sich nach diesem harten Stück des Weges eine Pause gönnen möchte, findet in Dauersberg verschiedene Einkehrmöglichkeiten.

Über einen asphaltierten Forstweg wandert man von Dauersberg am Waldrand entlang bis nach Steineroth. Auch hier stehen wieder verschiedene Einkehrmöglichkeiten zur Verfügung, schließlich ist Steineroth ein wahrer Wander-Knotenpunkt. In dem kleinen Ort im Gebhardshainer Land treffen nämlich gleich mehrere Wanderwege aufeinander: der Druidensteig, der Natursteig Sieg, die Fernroute des Sieghöhenwegs und ein Pilgerweg. Sie alle durchqueren die Ortsmitte. In Steineroth findet man eine sandfarbene Bruchsteinkirche. Dieses imposante Gebäude wurde von den Einwohnern selbst finanziert und in viel Eigenleistung erbaut. Bereits auf dem Weg zum nächsten Highlight, dem Steinerother Kopf, beeindrucken die weiten Panoramablicke und entschädigen für den erneuten moderaten Anstieg. Der Steinerother Kopf ist die obere Abbruchkante eines Basaltabbaugebiets. In der bis zu 20 Meter hohen Abbauwand wurde einst unter erheblichen Gefahren und körperlichem Einsatz händisch Basalt gebrochen. Dabei pendelte ein sogenannter “Brecher“ an einem langen Seil vor der Basaltwand und löste mit einer langen Eisenstange und viel Kraft Gestein und ganze Säulenreihen heraus. In den am Fuße gelegenen “Kipperbuden“ warteten die “Kipper“ bereits darauf, mit Hämmern aus dem gewonnenen Material Pflastersteine zu schlagen und diese dann mit Ochsenkarren nach Betzdorf zu befördern. Erst im Jahr 1928 erhielt der Steinerother Kopf einen maschinellen Brecher und wurde an eine Beförderungsseilbahn angeschlossen. Diese Erleichterung kostete allerdings viele Steinbrucharbeiter den dringend benötigten Job. Das seit 1983 ausgewiesene Landschaftsgebiet gehört heute dem Land Rheinland-Pfalz, abgebaut wurde hier bis 1964. Ein kleiner Themenrundweg auf dem Steinerother Kopf erläutert die Geschichte des Areals. Außerdem findet man Picknicktische, um bei dem wunderbaren Weitblick eine Pause einzulegen.

Vom Steinerother Kopf geht es erst einmal eine Zeit lang bergab nach Molzhain. An einer Kapelle verlässt der Druidensteig den bequemen Feldweg und führt steil und auf Schotter bis hinunter ins Elbbachtal. Nach Überquerung einer Landstraße wird der Weg wieder breiter und es geht weiter abwärts bis zur Dickendorfer Mühle. Diese historische Mühle ist technisch voll funktionsfähig. Sie befindet sich in Privatbesitz, allerdings kann man sie über das Mühlencafé der Eigentümer auch besichtigen. Wer die Zeit hat, sollte auch die Gelegenheit nutzen und einen Blick in den liebevoll gestalteten Garten werfen, bevor man sich weiter auf den Weg hinauf zum Weißen Gaul macht, wie der zu erklimmende Höhenrücken genannt wird. Auf der Strecke zum Weißen Gaul fallen am Wegrand und dem Gelände tiefe Gräben und Vertiefungen auf. Diese sind Pingen, welche noch aus Zeiten des Erz-Schürfens stammten. Bei Pingen wurde oberflächennah nach den Mineralien gegraben, bis man auf Grundwasser oder andere Blockaden stieß. So wurden einst die Gebiete abgegrenzt. Betreten sollte man diese Pingen allerdings nicht, denn die tatsächliche Tiefe ist meist weder bekannt noch ersichtlich.

Vom Weißen Gaul aus geht es nun entlang von Wald und Wiesen bis nach Steinebach, dem heutigen Etappenziel. Dieses ist konkret das Besucherbergwerk der Grube Bindweide, welches man unbedingt besuchen sollte. Die ersten Tagebauanlagen befanden sich übrigens dort, wo heute der Ort Steinebach ist, so standen am heutigen Sportplatz beispielsweise einst große Röstofenanlagen, zu welchen kleine Lorenzüge die in der Grube Bindweide abgebauten Erze brachten. Mit einer solchen Lore fährt man bei einer Besichtigung des Bergwerks bis tief in die Grube Bindweide, und kann von der Entstehung der Erze bis hin zum Endprodukt die einzelnen Schritte verfolgen. In einer Besucher-Schmiede kann man nach vorheriger Terminabsprache sogar selbst Hand anlegen und sich eine Erinnerung schmieden. Die Grube Bindweide ist außerdem der einzige zertifizierte Heilstollen in ganz Rheinland-Pfalz. Ein Besuch lohnt sich also wirklich. Nicht weit von der Grube Bindweide gibt es außerdem noch das Westerwald Museum Motorrad und Technik, welches das eine oder andere sehenswerte Objekt bereithält.

Da es in Steinebach selbst kaum ein gastronomisches Angebot gibt, kann man über einen ebenfalls wieder gelb-schwarz markierten Zuweg nach Gebhardshain weiterwandern. Hier findet man verschiedene Einkaufs-, Übernachtungs- und Einkehrmöglichkeiten. Damit hat man die vorletzte Etappe geschafft und es bleibt nur noch eine Abschlussetappe, welche allerdings eine der beiden längsten ist. Darum sollte man sich noch einmal mit genügend Verpflegung und Wasser eindecken, um auch die letzte Etappe gut zu meistern.


Tour-Informationen:

Art: Fernwanderweg
Schwierigkeit: mittel
Strecke: 9,1 km
Dauer: 2,5-3 Stunden
Steigung: circa 340 Höhenmeter
Beschildert: Ja
Beschaffenheit: überwiegend Naturwege und Pfade
Besonderheit: Etappe 5
Startpunkt: Betzdorf (Bahnhofsvorplatz / Friedhof, 57518 Betzdorf)
Zielpunkt: Besucherbergwerk Grube Bindweide (Bindweider Str. 2, 57520 Steinebach)

Download GPX-Datei & weitere Infos

Beschreibung Druidensteig Etappe 1

Beschreibung Druidensteig Etappe 2

Beschreibung Druidensteig Etappe 3

Beschreibung Druidensteig Etappe 4


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