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Nachricht vom 17.09.2021
Region
Der Druidensteig: Etappe 6 von Steinebach nach Hachenburg
Das ist sie nun, die letzte der sechs Etappen des Druidensteigs. Von der Grube Bindweide in Steinebach führt der Weg auf knappen 17 Kilometern durch die abwechslungsreiche Landschaft der Kroppacher Schweiz bis nach Hachenburg, der wunderschönen Stadt mit ihrem Barockschloss.
Das Landschaftsmuseum in Hachenburg. (Foto: Christoph Eul)Steinebach. Wer die heutige Etappe des Druidensteigs geschafft hat, kann wahrlich stolz auf sich sein. Über 83 Kilometer und über 2.000 Höhenmeter wurden an den sechs Tagen erwandert und damit die längste Georoute Deutschlands. Dass man sich auf einer Georoute bewegt, wird einem bei den über 30 Info-Tafeln am Wegesrand sicher nicht verborgen geblieben sein. Auch wenn man nicht jede Tafel gelesen hat, so hat man doch sicher das eine oder andere Wissenswerte zur Region, der Kultur und den zahlreichen Bodenschätzen mit ihrem Abbau gelernt. Die Region des Druidensteigs – vom Siegtal bis zum Westerwald – besticht durch seine abwechslungsreiche und vielfältige Landschaft. Außerdem gehört sie zum Nationalen Geopark Westerwald-Lahn-Taunus.

Start der finalen Etappe ist das Besucherbergwerk der Grube Bindweide. Wer es am Vortag noch nicht besichtigt hat, sollte sich überlegen, ob er diese letzte Chance nicht nutzen möchte, bevor er sich auf den Weg nach Hachenburg macht. Los geht es direkt vor dem Eingang zum Bergwerk, von wo aus man oberhalb der Grubenschmiede in den Wald wandert. Gerade dieses erste Stück ist auch besonders schön, denn bis zur Grillhütte von Steinebach läuft man auf einem Waldlehrpfad. Kurze Zeit später überquert man Bahnschienen, bevor man diesen parallel auf einem Wiesenweg entlang des Waldrands folgt. Kurz vor einem weiteren Bahnübergang lädt eine Sitzgruppe mit Blick über Steinebach bis ins Siegerland zu einer ersten Rast ein. Eine Infotafel an dieser Stelle erzählt die Geschichte eines schweren Grubenunglücks der Grube Bindweide, bei welchem einst viele Bergleute ihr Leben lassen mussten.

Über die Steinebacher Höhen geht es auf einem Pfad durch einen jungen Buchenwald und immer weiter den Höhenrücken hinauf. Oben angekommen tritt man aus dem Waldgebiet heraus und steht vor einem der vielen Highlights dieser letzten Etappe – dem Barbaraturm. Das Fördergerüst des Barbaraturms wurde im Jahr 2013 aus dem Harz in den Westerwald gebracht und ist mit seinen 22 Metern heute ein bekanntes Wahrzeichen der Region. Wer hätte gedacht, dass ein Turm einfach so umziehen kann? Auf dem Barbaraturm gibt es eine Aussichtsplattform auf 19 Metern Höhe, welche über 96 Stufen erklommen werden kann. Wer die Kondition und Kraft trotz der noch weiten Reststrecke hat, sollte sich der Stufen auch unbedingt annehmen, denn die Aussicht über den Westerwald und das Bergische Land bis in die Eifel und die Mittelgebirge ist wirklich spektakulär. Auch das Etappenziel, das Barockschloss in Hachenburg, kann man von der Aussichtsplattform sehen. Im unteren Bereich des Turms, dem rekonstruierten Schachthaus, beschreiben zwei Infotafeln den historischen Hintergrund und die weite Reise des Turms.

Auch nach dem Barbaraturm bleibt einem die Aussicht noch eine Weile erhalten. Über ein Hochplateau mit vielen Wiesen und Feldern wandert man bis nach Molzhain. Erst dann geht es wieder ein ganzes Stück bergab und ins Lehmbachtal. Dem Bachlauf folgend erreicht man nach kurzer Zeit einen privaten Fischweiher, welcher aus dem Bach aufgestaut wurde. Immer weiter talabwärts führt der Druidensteig nach mehreren hundert Metern über eine Holzbrücke, über welche man den Bach schließlich überquert und ihm auf der anderen Seite weiter bis nach Limbach folgt. Limbach ist ein absoluter Wanderort und mit den insgesamt 27 liebevoll geplanten Limbacher Runden bis weit über die Grenzen der Region unter Wanderfreunden bekannt. Durch den Ort gelangt man zu einer beeindruckenden Steinbrücke über die Kleine Nister, welche von Weitem fast aussieht, als sei sie aus alten, knorrigen Baumstämmen. Hier trifft der Druidensteig auf einen anderen sehr bekannten Fernwanderweg – den Westerwaldsteig. In Limbach wartet eine weitere Sehenswürdigkeit der sechsten Etappe, denn es gibt ein Heimatmuseum. Allerlei historische Exponate und Kuriositäten wurden von den Limbachern zusammengetragen und können in dem alten Fachwerkhaus an den meisten Tagen kostenfrei besichtigt werden.

Nachdem man bei einem gemütlichen Besuch des Heimatmuseums etwas verschnaufen konnte, geht es jetzt mit dem nächsten Anstieg auf den Assberg weiter. Über Wiesenwege und zwischen Viehweiden erreicht man erst den Friedhof des Ortes und schließlich den Assberg. Immer wieder lohnt sich ein Blick zurück auf das beschauliche Dorf an der Kleinen Nister. Auf dem Assberg angekommen, führt der Druidensteig in Richtung Süden weiter. Im Norden beim Sportplatz gäbe es mit einer kleinen Abzweigung eine Rastmöglichkeit. In Richtung Süden taucht man erneut in die Wälder ein und nähert sich durch alte Baumbestände der Großen Nister. Auf dem Talrücken oberhalb der Großen Nister gibt es dann das nächste Highlight mit der Dachschiefergrube Assberg. Hier findet man nicht nur eine kleine Schutzhütte für eine Pause, sondern auch eine steile Stahltreppe in einen immer kühlen kleinen Abbau unter Tage. 20 Meter geht es in die Tiefe, und auch hier lohnt es sich, die Zeit dafür zu investieren. Die Schiefer, welche einst aus der Schiefergrube gewonnen wurden, werden einem nämlich auf der weiteren Strecke noch begegnen, denn sie wurden als Dachschindeln im Mittelalter sowohl auf Schloss Hachenburg als auch auf der Abtei Marienstatt verarbeitet. Die Schiefer aus der Grube Assberg stammen übrigens vorwiegend aus der Zeit des Unterdevon und sind somit über 400 Millionen Jahre alt. Sie entstanden aus sich immer weiter verfestigten tonigen Meeresablagerungen, welche sich schließlich mit dem Auffalten des Rheinischen Schiefergebirges zu Schiefern verfestigten. Die Dachschiefer sind dabei noch eine besondere Form, denn bei ihnen ist das Spalten zu großen und dünnen Platten möglich, was nicht jeder Schiefer hergibt. Tipp: Wer gerne singt, sollte in der Halle der Grube unbedingt ein Ständchen wagen, denn die Akustik – so sagt man – muss großartig sein.

Nach den Treppen der Dachschiefergrube geht es über einen steilen Treppenweg in das ehemalige Schiefertagebaugebiet im Nistertal. Am Ufer entlang folgt man dem Druidensteig bis zu einer schmalen Stahlbrücke, wo man den Fluss überquert und durchs Tal in Richtung Kloster Marienstatt wandert. Vor dem weitläufigen Areal des Zisterzienserklosters, welches heute unter anderem auch ein bekanntes Brauhaus und seit 1910 ein Gymnasium mit Internat beheimatet, zweigt der Druidensteig noch einmal ab und man gelangt über einen Waldpfad zu einem Steindenkmal des “Kaiserlichen Friedhof“ aus dem 18. Jahrhundert. Über Waldwege und durch alte Baumbestände geht es durch das Nistertal nun zum Kloster. Eine Info-Tafel berichtet unterwegs vom Felsenstübchen, dem Versuch, eine Burg zu bauen, um sie dem Kloster entgegenzusetzen, der allerdings schon während des Baus wieder aufgegeben wurde. Nun hat man das Kloster auch schon fast erreicht und sieht bereits die steinernen Mauern des Klostergartens. Das Kloster hat übrigens eine ähnliche Geschichte wie der Barbaraturm, denn auch das Kloster entstammt einer Schenkung von Adelheid von Molsberg und wurde im Jahr 1220 von Kirburg ins Nistertal umgesiedelt.

Nach einem kurzen Abstecher durch den lehrreichen und wunderschönen Klostergarten geht es auf das letzte Stück in Richtung Hachenburg. Durch das Tal der Großen Nister gelangt man zum gleichnamigen Ort, in welchem man seine Vorräte vor dem letzten und sehr steilen Anstieg noch einmal auffüllen kann. Die letzten Kilometer haben es nämlich ganz schön in sich. Über einen Stahlsteg geht es zuerst über die Nister und dann einen schmalen Waldpfad den Berg hinauf. Dem beschaulichen Tälchen der kleinen Holzbachschlucht folgend wandert man auf die Nisterhöhe, ein Abschnitt, wo der schmale Weg durch zahlreiche Stufen mehr einer Treppe gleicht. Auf der Anhöhe angekommen kann man sich entlang einer Eisenbahnlinie ein wenig erholen. An einer Brücke findet man auch einen letzten Rastplatz. Der Ausblick auf das Nistertal und die Nistermühle lässt einen die vergangenen Kilometer noch einmal Revue passieren, bevor man durch eine Allee zwischen Weiden hindurch auf den Stadtrand von Hachenburg zuwandert. Die letzten Meter zum Landschaftsmuseum Westerwald in Hachenburg, dem Ziel der sechsten Etappe und damit des Druidensteigs, wandert man durch die wunderschöne Stadt. Am Schloss gibt es ein kleiner Ausflug durch den Schlossgarten mit seinen uralten und mächtigen Bäumen, dann hat man es schon geschafft und die heutigen fast 17 Kilometer zurückgelegt. Das Landschaftsmuseum ist nicht nur das Etappenziel, sondern auch eines der Geoinformationszentren des Nationalen Geoparks Westerwald-Lahn-Taunus. Ein Besuch zum Abschluss der schönen und informativen Tage auf dem Druidensteig sollte unbedingt eingeplant werden.

Geschafft! Sechs Etappen, 83 Kilometer, über 2.000 Höhenmeter bergauf, über 30 Info-Tafeln zu den Besonderheiten der Region und einige Schweißtropfen und Muskel-Mühen später hat man ihn komplett erwandert – den Druidensteig. Durch Bach- und Flusstäler, über Anhöhen und Bergrücken und vor allem durch viel Geschichte ist man an den vergangenen Tagen gewandert. Stolz und glücklich kann man jetzt auf die Etappen zurückblicken und für sich selbst überlegen, welche der vielen Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten das ganz persönliche Highlight war.


Tour-Informationen:

Art: Fernwanderweg
Schwierigkeit: schwer
Strecke: 16,7 km
Dauer: 5-6 Stunden
Steigung: circa 380 Höhenmeter
Beschildert: Ja
Beschaffenheit: überwiegend Naturwege und Pfade
Besonderheit: Etappe 6
Startpunkt: Besucherbergwerk Grube Bindweide (Bindweider Str. 2, 57520 Steinebach an der Sieg)
Zielpunkt: Hachenburg

Download GPX-Datei & weitere Infos

Beschreibung Druidensteig Etappe 1

Beschreibung Druidensteig Etappe 2

Beschreibung Druidensteig Etappe 3

Beschreibung Druidensteig Etappe 4

Beschreibung Druidensteig Etappe 5


In unserer Facebook-Wandergruppe "Wandern im Westerwald" gibt es übrigens auch ständig schöne neue Ecken der Region zu entdecken.

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