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Pressemitteilung vom 21.09.2021
Politik
„Wald leidet massiv“ in Region Daaden-Herdorf wegen Motocrossfahrern und Mountainbikern
Das Forstamt Altenkirchen übt in einer Pressemitteilung deutliche Kritik an Motocrossfahrern und Mountainbikern, die im Wald der Region Daaden-Herdorf auf nicht dafür vorgesehen Wegen fahren. Die illegalen Aktivitäten gefährdeten Mensch und Tier. Außerdem leide das Ökosystem Wald massiv. Nun nimmt das Forstamt die gesamte Gesellschaft in Verantwortung.
Durch Motocrossfahrer angerichtete Schäden. (Fotos: Forstamt Altenkirchen) Region. In den letzten rund 40 Jahren hat sich in der Region Daaden-Herdorf laut dem Forstamt Altenkirchen eine „regelrechte Szene“ von Motocrossfahrern etabliert, die im Wald auch abseits der Forstwirtschaftswege und sonstiger Erschließungslinien „aktiv“ seien. Diese Aktivität nehme in jüngster Vergangenheit stark zu, insbesondere auch bedingt durch eine enorm wachsende Anzahl an Fahrern von Mountainbikes und E-Bikes – die teilweise zu jeder Tageszeit quer durch den Wald unterwegs seien.

Dabei entstünden erhebliche Gefährdungslagen für Mensch und Tier. Zudem leide das Ökosystem Wald massiv. Zu einem großen Teil kämen die Motocrossfahrer von außerhalb der Verbandsgemeinde Daaden-Herdorf, zum Beispiel aus dem Bereich Gummersbach, Siegerland.

Nun hat das Forstamt genug: „Wurden die illegalen Aktivitäten bisher trotz bereits erheblichem Umfang stillschweigend hingenommen, gebietet der Schutz des Waldes und die Beachtung der Rechtsgrundlagen darauf hinzuwirken, dass diese Freizeitnutzung auf legale Parcours (Beispiel MSF Wissen) etc. gelenkt und der Wald fortan verschont wird. In Anbetracht der Dimension stellt dies eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe dar!“

Auswirkungen
Die Folgen dieser illegalen Aktivitäten scheinen massiv und umfangreich zu sein, wie in der Auflistung des Forstamts deutlich wird.

• Die komplexe und sensible Lebensgemeinschaft Wald leide unter den Zweiradfahrern, die bis ins Innere der Habitate rücksichtslos vordrängen. So seien beispielsweise Jungtiere, Gelege selbst und deren Bauten oder Nester gefährdet. Die meisten Waldgebiete seien Vogelschutzgebiete gemäß Natura 2000, außerdem gebe es zahlreiche FFH-Gebiete (Europäische Schutzgebiete für Natur und Landschaft). Als Kardinalpunkte nennt das Forstamt: Lärm, Abgase, Reifenabrieb und vor allem intensive Bodenverwundung sowie Zerstörung der Vegetation.

• Durch vermehrte Starkregenereignisse komme es häufiger zu Erosionen auf von Zweirädern verursachten Fahrrinnen, die wiederum dazu führten, dass Schlamm, Geröll und Schotter auf öffentliche Straßen verfrachtet werden. Hierdurch entstehen laut dem Forstamt „eklatante Gefährdungslagen für Verkehrsteilnehmer“. Das führe zu finanziellen Belastungen des Straßenbaulastträgers beziehungsweise Waldbesitzers, die die Straße reinigen und zusätzliche wasserabführende Gräben anlegen müssten.

• Forstwirtschaftswege würden durch die oben beschriebene Erosionsschäden und Erdreichverfrachtungen erheblich beschädigt. Teilweise sei die Nutzung eingeschränkt und eine kostenintensive Instandsetzung erforderlich.

• Mitunter würden bis zu fünf Meter breite Fahrbahnen angelegt – hier sei ein Aufwuchs von jungen Bäumen nicht möglich. Baumwurzeln würden beschädigt und die Bäume somit in ihrer Vitalität beeinträchtigt –
aufkommende und bestehende Verjüngung werde zudem stark beschädigt oder gar zerstört.

• Eine „normale“ und sichere jagdliche Bewirtschaftung ist kaum möglich laut Forstamt. Wieso? Weil ständig mit plötzlichem Zweiradverkehr zu rechnen sei.
„Hier sind vor allem die relativ leisen Fahrradfahrer problematisch, die unvermittelt, auch nachts, aus der Dickung auftauchen (Selbstgefährdung!).“

• Fußgänger im Wald seien durch schnelle und mit teils aggressiver Fahrweise agierende Zweiradfahrer Gefahren ausgesetzt. Auch Reiter stark dem Forstamt zufolge gefährdet, wenn das Pferd wegen dröhnender Motorräder scheut.

• Der Westerwald und das Daadener Land möchten sich touristisch weiterentwickeln, zahlreiche zertifizierte Wanderwege verlaufen durch die Reviere. „Diese Art von Beeinträchtigungen sind auch für Wanderer nicht zumutbar“, so das Forstamt in seiner aufrüttelnden Erklärung abschließend.

(Pressemitteilung des Forstamtes Altenkirchen)
     
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