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Nachricht vom 27.09.2021
Region
Kauf von Luftfiltern für kreiseigene Schulen an Ausschuss überwiesen
Wie kann in der Corona-Pandemie der Herbst und der Winter mit der möglicherweise vierten Infektionswelle den Präsenzunterricht in Schulen nicht gefährden? CO2-Ampeln mit dem Verweis aufs Stoßlüften und Luftfilter sind unterschiedlich wirksame Methoden, der Ausbreitung des Covid-19-Regiments entgegenzuwirken.
Auch im DRK-Krankenhaus Altenkirchen werden die Öffnungszeiten der Bereitschaftsdienstzentrale stark beschnitten. (Foto: Archiv vh) Kreis Altenkirchen. Knapp 570 CO2-Ampeln nennt der Kreis Altenkirchen als Träger von 16 Schulen inzwischen sein Eigen. Die Geräte sollen Hilfestellung geben und anzeigen, wann wieder stoßgelüftet werden muss, um den Corona-Viren die Ausbreitung in Klassenräumen zu erschweren. Die Beratung über einen schnellstmöglichen Kauf von Luftfiltern für alle Kurs- und Klassenräume, von den Bündnisgrünen per Antrag auf die Tagesordnung der Sitzung des Kreistages am späten Montagnachmittag (27. September) im Forum des Altenkirchener Westerwald-Gymnasiums gebracht, wurde einstimmig in eine noch zu terminierende Zusammenkunft des Schulträgerausschusses -womöglich Ende Oktober - „verschoben“. Diese Variante hatte zunächst Benjamin Geldsetzer (SPD) angeregt und sie mit weiterem Beratungsbedarf begründet. Er wollte vor allen Dingen die Fragen geklärt wissen, „wie wir das finanzieren“ und wie die Geräte nach der Pandemie eingesetzt werden sollen. Auch Udo Piske (FDP) sah aktuell eine zu hohe Dynamik: Das Thema könne nicht gerade mal so entschieden werden. Wie Geldsetzer machte er sich Gedanken, aus welchen Topf die benötigten Geldmittel fließen sollen.

Einheitliches Bild in Studien
Kevin Lenz (Bündnisgrüne) versuchte vor der sich abzeichnenden Vertagung, die Wichtigkeit eines umgehenden Votums darzulegen. „Viele Studien bieten ein einheitliches Bild. Sie sprechen sich alle für den Einsatz von Luftfiltern aus“, argumentierte er, die Lautstärke der Einheiten, vielfach als Argument gegen eine Anschaffung der Apparate ins Feld geführt, liege deutlich unter dem Lärm, der durch ein geöffnetes Fenster in den Klassenraum gelangen könne. Auch die ökologische Bilanz sei viel besser gegenüber der, die sich aus Heizen und von außen einströmender Frischluft ergebe. Erster Kreisbeigeordneter Tobias Gerhardus, in dessen Geschäftsbereich die Schulen angesiedelt sind, machte erneut deutlich, dass Bundeszuschüsse für den Kauf solcher Module nur für Klassenräume gelten, in denen Kinder unterrichtet werden, die maximal 12 Jahre alt sind. „Mobile Anlagen werden grundsätzlich nicht bezuschusst“, ergänzte er. Als Lehre aus der Pandemie müssten die Schulbaurichtlinien geändert werden. Landrat Dr. Peters Enders fügte an, dass auch die Impfsituation zu bedenken sei, denn die Europäische Arzneimittel-Agentur werde wahrscheinlich noch im vierten Quartal einen Impfstoff für Kinder ab fünf Jahren zulassen. Hubert Wagner (FWG) berichtete aus seinem Alltag: „Oft werde ich mit der Frage konfrontiert, warum wir denn nichts machen“, obwohl es offenbar finanzielle Programme gebe. Seine Schlussfolgerung: „Wir auf der untersten Ebene können das alles ausbaden. Die Förderung ist eine Mogelpackung.“

„Digitale Modellregion Gesundheit“
In gutem Kreis befindet sich der Kreis, wenn es um die Zukunft der hausärztlichen Versorgung angesichts kontinuierlich sinkender Zahlen von Allgemeinmedizinern geht. Er gehört der „Digitalen Modellregion Gesundheit Dreiländereck“ an, zu der mehrere Gebietskörperschaften in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zählen und die sich jeweils mit unterschiedlichen Aspekten der Heilkunde in gar nicht mehr allzu ferner Zukunft befassen. Im AK-Land ist das Forschungsprojekt „NäPa“ (Nichtärztliche Praxisassistentin) angesiedelt. Eine „NäPa“ unterstützt den Hausarzt bei der Betreuung der Patienten. Der Arzt überwacht deren Tätigkeit und ist jederzeit für sie erreichbar. Nach einem Hausbesuch informiert sie den Mediziner spätestens am nächsten Werktag über die erhobenen Befunde und durchgeführten Maßnahmen. Medizinische Fachangestellte, die diese Aufgabe übernehmen wollen, benötigen eine Fortbildung.

Mit Nachdruck begleiten
Dr. Olaf Gaus von der Lebenswissenschaftlichen Fakultät der Uni Siegen freute sich, dass der Kreis diese „initiale Aufgabe“ übernommen habe, Hausärzte sich bereit erklärt hätten, „das zu unterstützen“. Das Projekt greife auf alle anderen Regionen über. Er beschäftigte sich mit Aspekten, was Patienten beispielsweise selbst an Messungen leisten könnten, wie Behandlungsrisiken zu vermeiden seien, wie Hilfenetzwerke gegründet werden könnten, wie Daten erfasst und gesichert werden müssten - vor dem Hintergrund, dass die „Kommunikationsstruktur viel besser werden muss“. Enders fasste zusammen: „Es geht um die Delegation ärztlicher Leistungen. Wir werden das Projekt mit großem Nachdruck begleiten.“

Arzt mit Fahrer unterwegs
Noch immer nicht ganz abgeschlossen hatte das Gremium mit der teils drastischen Reduzierung der ärztlichen Bereitschaftsdienste (ÄBD) in den DRK-Krankenhäusern Altenkirchen und Kirchen vom 4. Oktober an, während die Öffnungszeiten der Klinik in Hachenburg, so von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz gewollt, unangetastet bleiben. Als „Ersatz“ führt die KV den „aufsuchenden ärztlichen Bereitschaftsdienst“ ein, bei dem der Mediziner mit seinem Fahrer abends, nachts, an Wochenenden und an Feiertagen über die Telefonnummer 116117 angefordert werden kann. Dr. Klaus Kohlhas (FDP) ließ zunächst einmal pauschale Vorwürfe gegen die KV nicht gelten. Rheinland-Pfalz stehe im Bundesgebiet an vorletzter Stelle bei der Zahl der Medizinstudenten. Grundsätzlich könne er der Umstrukturierung zustimmen. Es werde nicht die letzte Reform des ÄBD sein. Kritisch zu hinterfragen sei, warum sich in Hachenburg nichts ändere. Michael Wäschenbach (CDU) merkte an, dass die KV nicht über Nacht eine solche Tatsache schaffen könne. „Ich habe nicht gewusst, dass die Reform zu Lasten von Altenkirchen und Kirchen geht“, erklärte er. Der Patient möchte wissen, wo er dran sei.

Gibhardts große Empörung
Seine Empörung gegenüber der KV sei immer noch groß, ereiferte sich Matthias Gibhardt (SPD). Er als Stadtbürgermeister von Altenkirchen hätte ein Recht auf eine Begründung dieser Entscheidung gehabt. „Die KV hat eine politische Verantwortung gegenüber dem Kreis und seinen Bürgern. Ich möchte, dass wir ernst genommen werden“, erklärte Gibhardt und spielte wieder auf die Art und Weise an, wie die KV die Entscheidung in einer Videokonferenz ohne Nachfragemöglichkeit präsentiert hatte. Anna Neuhof (Bündnisgrüne) bemerkte: „Die KV muss Kommunikation lernen. Es muss eine Erklärung geben. Es kann nicht nur verkündet werden.“ Eine Resolution fand schließlich das einstimmige Okay des Kreistages - verbunden mit der Aufforderung an die KV, mit einem ihrer Vertreter in einem der Kreisgremien über den Sachverhalt zu diskutieren und Hintergründe dargelegt zu bekommen.

Personelle Änderungen
Die Zusammensetzung des Gremiums und damit auch der Ausschüsse (einstimmig gebilligt) änderten sich: Für Bernd Brato rückte Anka Seelbach und für Walter Strunk Daniela Hillmer-Spahr in die SPD-Fraktion auf. Kurt Korte, einst für die AfD und nach dem Austritt aus der Fraktion als „ungebundenes“ Mitglied tätig, wurde von Heiko Schäfer abgelöst, der als Nachrücker nunmehr der AfD-Fraktion angehört. (vh)
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