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Pressemitteilung vom 23.12.2021
Region
Das "Spurwechsel"-Bildungsangebot des Vereins "Neue Arbeit" läuft Ende Dezember aus
Wehmut ist unverkennbar: Zum Jahresende wird das seit 2010 laufende Projekt "Fit für den Job – Spurwechsel", ein Dauerbrenner im Bildungsangebot des gemeinnützigen Vereins Neue Arbeit für jeweils bis zu 28 junge Menschen mit und ohne Schulabschluss, aus dem breitgefächerten Angebot genommen.
Anleiter Jan Schmidt (2. v.r.)und die Pädagogin Katharina Meier (r.), bei der Übergabe der selbstgebauten Vogelhäusern. Gudrun Neumann (2.v.l.), Marie Leidig (l.) und zwei Kindergartenkinder nahmen die Spende im Namen des Waldorfkindergartens Betzdorf-Kirchen entgegen. (Foto: Privat)Wissen. Obwohl die aktuelle 2021er-Auflage des Spurwechsel-Projekts (11. Durchführung) wegen der Corona-bedingten Einschränkungen für alle Beteiligten die meiste Zeit unter nie dagewesenen Bedingungen im Ausnahme-Modus lief, ist die Projektverantwortliche Kim Prieur mit dem, was sie zum Jahresende als Abschlussbilanz vorweisen kann, „mehr als zufrieden“. Demnach haben bisher insgesamt 68 junge Menschen im laufenden Jahr ihre Chance erkannt, um im Projekt Spurwechsel die für eine berufliche Qualifikation oder die sogenannte Beschäftigungsfähigkeit entscheidenden Hilfestellungen zu einem persönlichen Spurwechsel zu nutzen.

In Zahlen: Von den zurzeit 27 der insgesamt 68 jungen Menschen, die die letzten Projekt-Wochen bis Ende Dezember nicht mehr dabei sind oder "ausmündeten", wie es im Amtsdeutsch heißt, haben fünf eine Ausbildung in einem Ausbildungsbetrieb aufgenommen. Elf haben einen Arbeitsplatz gefunden, und neun sind im Laufe des Jahres in andere Qualifizierungsmaßnahmen (zum Beispiel Sprachkurs, Schule, berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme/BvB, betriebliche Einstiegsqualifizierung für Jugendliche/EQJ) gewechselt. Prieur: „In puncto Vermittlung haben wir in diesem Jahr wieder einen großen Schritt nach vorne getan.“

Die Durchführung war eine Herausforderung, die sowohl durch die Kollegen wie auch die Teilnehmenden gut gemeistert wurde. Das Projekt musste im ersten Halbjahr 2021 nahezu komplett ohne Präsenz-Unterricht oder Präsenz-Veranstaltungen auskommen, da die Teilnehmenden erst ab Juni nach und nach wieder in die Walzwerkstraße kommen durften, um sich einzeln oder in je zwei 14er-Gruppen zweimal die Woche jeweils montags und dienstags oder mittwochs und donnerstags zu treffen und betreuen sowie schulen zu lassen. Prieur: „Den Freitag haben wir uns bewusst freigehalten, um an einem Tag mit allen das Homeschooling zu forcieren und sicherzustellen, dass das digitale Lernen auf unserer hausinternen, datenschutzkonformen Online-Schulungsplattform weiterhin fokussiert wird. Das hat - wie das Homeschooling überhaupt – ganz gut funktioniert, weil wir unter den ausschließlich jungen Frauen und Männern viele EDV-Interessierte und Digitalaffine haben, die auch ohne einen eigenen PC und nur mit ihrem Handy das Beste aus der schwierigen Homeschooling-Phase gemacht haben.“

Wie haben die praxisorientierten Anleiter Daniela Schmidt (zuständig für den Praxisteil Gartenbau, für Ernährungslehre und Naturpädagogik), Jan Schmidt (Holzbearbeitung), Guido Schelbach (Metallbearbeitung), Bodo Richter (Allgemeinbildung/Bewerbungstraining), Carsten Dahlke (Bewerbungstraining) und Katharina Becker (Allgemeinbildung) die Lockdown-Phase gemeistert? Prieur: „Mit viel Aufwand, mit mehr Aufwand, weil vieles nur auf dem analogen Weg, also nur per Post, möglich war oder möglich gemacht werden konnte. Selbst Haustür-Besuche oder Einzelgespräche waren ja lange Zeit nur unter Corona-Vorgaben und unter Einhaltung der AHA-Regeln möglich. Wir haben sogar ein Extra-Team gebildet, das unsere Teilnehmenden in die tagesaktuellen Corona-Vorgaben eingewiesen hat.“

Auch praktisch konnten sich die Teilnehmenden erproben. Im Bereich Holz entstanden unter anderem selbstgebaute Vogelhäuser, welche dem Waldorfkindergarten in Betzdorf-Kirchen (Struthof) übergeben wurden. Die fünf Häuser wurden von den Spurwechsel-Teilnehmenden „mühsam, aber liebevoll in aufwendiger Handarbeit“ (Schmidt) gefertigt, für Jan Schmidt war es als Spurwechsel-Anleiter das erste offizielle Projekt mit Außenwirkung.

Wie hat sich diese Zeit auf die Motivation der jungen Einzelkämpfer ausgewirkt? Prieur: „Corona hat an der persönlichen Motivation oder dem Antrieb des Einzelnen mitzumachen, nicht viel verändert. Die Teilnehmenden, die wir vorher mit unserem Angebot nicht erreicht haben oder die es hier bei uns nicht wahrgenommen haben, haben wir auch in Zeiten der Kontaktsperren nicht erreicht.“

Wie ist aktuell die Praktikumssituation, nachdem bisher 21 Praktika angeboten werden konnten? Prieur: „Seit der Lockerung der Kontakt-Beschränkungen ist eine deutliche Besserung in Sicht. Davon, dass die Heime, Pflegeeinrichtungen und Werkstatt-Betriebe wieder ihre Türen geöffnet hatten, profitieren jetzt die interessierten Teilnehmenden."

Gibt es schon ein Nachfolge-Projekt? Prieur: „Ja, am neuen Bildungsangebot JobAction wird noch gefeilt. Das Konzept steht seit Längerem, das Projekt zur ESF-Förderung hat grünes Licht bekommen, und vom Jobcenter erwarte ich in Kürze die Verdingungsunterlagen, um am 1. Januar loslegen zu können. Wir haben also nicht viel Zeit, um dem Projekt Spurwechsel nachzutrauern. Für mich persönlich war es trotz aller Corona bedingten Neuerungen ein super Projekt: Denn es ist besonders für junge Erwachse ohne richtige Berufserfahrung, aber oftmals bereits vielen negativen Erlebnissen in Bezug auf Schule und Ausbildung sehr hilfreich und förderlich, wenn sie auf Gleichaltrige und Gleichgesinnte treffen, die mit sehr ähnlichen Wünschen, Gefühlen und Problemen beim Berufseinstieg zu uns kommen. So fällt es uns als Anleiter und Pädagogen deutlich leichter den Gruppenzusammenhalt zu formen und darüber unter anderem die Motivation der einzelnen Teilnehmenden zu stärken. Die Gruppe schafft so eine weitere Orientierungshilfe und hilft uns, die jungen Menschen bei den ersten Schritten ins Berufsleben zu begleiten und zu unterstützen, sodass sie sich bei uns und mit uns im Berufsleben ausprobieren können.“

Das Projekt "Fit für den Job - Spurwechsel" wurde durch das rheinland-pfälzische Ministerium für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) und durch das Jobcenter im Kreis Altenkirchen gefördert. Mehr unter www.ak-neuearbeit.de .

(Pressemitteilung Verein Neue Arbeit)
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