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Nachricht vom 24.01.2022
Politik
So erlebte der CDU-Vorsitzende im Kreis Altenkirchen die Wahl von Friedrich Merz
"Ich bin tief beeindruckt", kommentierte CDU-Kreisvorsitzender Michael Wäschenbach das Ergebnis für die Wahl des neuen Bundesvorsitzendenden Friedrich Merz. In der Kreisgeschäftsstelle in Betzdorf hatte Wäschenbach als Delegierter der CDU im AK-Land an dem digitalen Parteitag teilgenommen – wie vor einem Jahr.
CDU-Kreisvorsitzender Michael Wäschenbach nahm in der Kreisgeschäftsstelle in Betzdorf am digitalen Bundesparteitag teil. Friedrich Merz spricht hier zu den Delegierten. (Fotos: tt)Betzdorf. "Heute ist es für mich der zweite digitale Parteitag", sagte Kreisvorsitzender Michael Wäschenbach am Samstagmorgen (22. Januar) in der CDU-Kreisgeschäftsstelle in Betzdorf. Vor sich hatte er sein Laptop aufgebaut. Auf dem Monitor war "digitaler Plenarsaal" zu lesen. Darunter das Standbild vom CDU-TV-Studio im Konrad-Adenauer-Haus in Berlin. Der 34. Bundesparteitag hatte noch nicht begonnen. Rechts auf dem Bildschirm war ein Chat geöffnet. "Das ist das ,Café Konrad", erläuterte Wäschenbach. Der Kreisvorsitzende hatte für die weiteren Chatteilnehmer einen Gruß aus dem AK-Land eingepflegt: "Guten Morgen aus dem Norden Rheinland-Pfalz, dicht an NRW." Der Kreischef hatte das Delegierten-Paket ausgepackt. Auf dem Tisch lagen eine Tafel Aufkleber, Schokolade, Notizblock und Kartenspiel. Und eine Tasse mit dem Slogan "Starke Basis. Klarer Kurs." "Das bekommt man auch bei einem Präsenzparteitag": Wäschenbach deutete auf die Gaben, die für diesen Parteitag mit der Post an die summa summarum 1.001 Delegierten versandt wurden. Auch die Mund-Nasen-Schutz-Maske mit dem CDU-Logo. Den Delegiertenausweis am Band baumelt an Wäschenbachs Jacket.

Was natürlich bei einem digitalen Bundesparteitag fehlt, das sind beispielsweise die Parteifreunde und Delegierten auf den Nachbarplätzen und die Stimmen im Saal. Und auch nach Reden und Wahlgängen der zu erwartende Beifall. Dann war der noch amtierende Generalsekretär Paul Ziemiak auf dem Bildschirm zu sehen, und auch der scheidende Bundesvorsitzende Armin Laschet sprach. Andacht und Totengedenken. Nach nur einem Jahr hatten die Delegierten erneut einen Bundesvorsitzenden zu wählen – und einen neuen Parteivorstand. Wäschenbach ist einer von drei Delegierten der CDU im Kreis Altenkirchen. Dr. Josef Rosenbauer und Jessica Weller saßen bei sich zu Hause. "Es ist nicht so wie live", meinte Wäschenbach. Um sich mit Rosenbauer und Weller austauschen zu können, hatte der Kreisvorsitzende mit beiden eine Whatsapp-Gruppe eingerichtet.

Wäschenbach hätte sich lieber einen Präsenz-Parteitag gewünscht, "weil wir gerade eine Krise haben und vor einem Neuanfang stehen" - aber: "Es in Präsenz zu machen, das geht derzeit nicht." Und so saß Wäschenbach in der Kreisgeschäftsstelle an der Wilhelmstraße und verfolgte aufmerksam am Laptop den Parteitag. Es gehe diesmal um personelle Dinge. Wenn man über Sachanträge berate, dann sei ihm ein Präsenzparteitag wichtig. Den soll es im Herbst in Bremen geben. Der Kreisverband Altenkirchen habe bereits für den 34. Bundesparteitag drei Anträge eingebracht. Diese sind ein Ergebnis der Zukunftskonferenz im November in der Stadthalle Betzdorf, als es darum ging, wie ein Neuanfang im Kreis-, Landes- und Bundesverband gestaltet werden könnte. Es geht zum Beispiel darum, neue Beteiligungsformen zu finden, etwa mit einer Satzungsänderung bezüglich einer Mitgliederbefragung, berichtete Wäschenbach. Die heimischen Christdemokraten möchte auch eine Neuausrichtung der EU-Politik beraten wissen. Die CDU müsse wieder eine Führungsposition übernehmen, um die EU zu einigen, meinte Wäschenbach. In der vergangenen Woche habe sich die Antragskommission gemeldet und gefragt, ob die Anträge verschoben werden können. Die Anträge wurden zurückgezogen, denn auch Wäschenbach begrüßt es, die Themen in Präsenz zu beraten.

Der gescheiterte Kanzler-Kandidat und Noch-CDU-Vorsitzende Armin Laschet spricht beim Bundesparteitag in die Kameras und damit zu den Delegierten und allen, die sich zugeschaltet haben. Laschet habe eine gute Rede gehalten, meinte Wäschenbach: "Offen und ehrlich, und versöhnliche Worte mit Friedrich Merz." Aus seiner Sicht seien keine Wunden offengeblieben, so der Kreisvorsitzende. "Friedrich Merz war nicht mein Kandidat", blickte Wäschenbach auf den Bundesparteitag 2021 zurück. "Ich musste ihn wählen, weil die Kreis-CDU mehrheitlich für ihn gestimmt hatte", sagte Wäschenbach und betont: "Da bin ich Demokrat genug." Mittlerweile gelte Merz als geläutert. Vorher sei nur Wirtschaftspolitisches gesehen worden. Inzwischen habe Merz "deutlich soziale Positionen vertreten", sagte Wäschenbach: "Als Sozialpolitiker achte ich darauf, dass die Sozialpolitik nicht zu kurz kommt." Er traue Merz mit seiner "kämpferischen und polarisierenden Art" zu, "dass er uns auf neue Wege bringt". In den vergangenen 16 Jahren habe man immer Kompromisse machen müssen, blickte der heimische Christdemokrat zurück: "Wir konnten nicht machen, was die Parteiseele wollte. Jetzt können wir frei von der Leber reden." Im Oktober hätten die Kreisvorsitzenden sich darauf verständigt, dass man das Ergebnis der Mitgliederbefragung akzeptieren werde. Im Kreisverband habe es eine klare Mehrheit für Merz gegeben.

"Nach der Mitgliederbefragung schlägt der Bundesvorstand Friedrich Merz vor" war aus dem "digitalen Plenarsaal" zu vernehmen. Der Sauerländer war am Rednerpult zu sehen und zu hören. "Hat mir gefallen, die Rede", sagte schließlich Wäschenbach. Er konstatierte einen klaren und kraftvollen Kurs und soziale Verantwortung. In einer "digitalen Wahlkabine" geben die Delegierten ihre Stimme geheim ab. "Eine tolle Ansprache": Rosenbauer hatte sich in der WhatsApp-Gruppe gemeldet, was Wäschenbach weitergibt. Nun wartete er gespannt auf das Ergebnis. "85 Prozent sollten es werden, besser wäre eine Neun vorne", sagte der Kreisvorsitzende. "Es bleibt doch noch ein bisschen spannend", schmunzelte Wäschenbach, als Hendrik Wüst, seines Zeichens Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen, noch bei einer Videoeinspielung zu hören ist. Dann hat das Warten ein Ende: Ziemiak verkündete das Ergebnis: 94,6 Prozent vereinte Merz hinter sich und wird damit der neue Bundesvorsitzende der CDU. Eine Briefwahl muss das Ergebnis noch bestätigen. "Ich bin tief beeindruckt", sagte Wäschenbach. Er wünscht sich nun Zusammenhalt und keinen Streit. Inhaltlich müsse man sich klar darauf fokussieren, die Regierung zu stellen. Es müsse eine Teamlösung angestrebt werden – denn: "Wir haben die Chance, uns nicht mit Kompromissen zu verwässern und solche schließen zu müssen." Er sei erleichtert. Der AK-Christdemokrat erwartet auch Klarheit über den Vorstand in der Bundestagsfraktion. "Wir müssen jetzt politisch arbeiten können, personelle Sachen müssen jetzt mal abgeschlossen sein und hintenangestellt werden."

Eine ruhige Kugel wird Wäschenbach nach dem Bundesparteitag auch nicht schieben: Es müsse unter anderem die Übergabe der Kreisgeschäftsstelle organisiert und "meine Nachfolge" als Kreisvorsitzender vorbereitet werden, sagte der Christdemokrat. (tt)
 
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