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Nachricht vom 15.03.2011
Kultur
"Dequalifikation" als Jobgarantie für Akademiker
Der Autor Oliver Uschmann las jetzt am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Betzdorf vor mehr als 400 Schülerinnen und Schülern. Er ging bei seiner Lesung aus seinem neuesten Werk unter anderem der Frage nach, warum "gezielte Dequalifikation" für Akademiker eine Jobgarantie sein könnte. Das natürlich mit einem Augenzwinkern.
Betzdorf. "Vor so einem großen Publikum habe ich noch nie gelesen", sagte Oliver Uschmann, der sich bei seiner Autorenlesung am Betzdorfer Freiherr-vom-Stein-Gymnasium einem Publikum von mehr als 400 Schülerinnen und Schülern gegenübersah. Der 1977 in Wesel geborene und im Münsterland sesshafte Schriftsteller las für Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufen 10 bis 13 aus seiner Romanreihe "Hartmut und ich" und bot zudem praktische Lebenshilfe aus der Berufserfahrung eines Autors und Journalisten.
Der Erfahrungshorizont des Schriftstellers weist in der Tat eine große Spannweite auf, ist Uschmann doch nicht nur erfolgreicher Bestsellerautor, sondern unter anderem auch Journalist für Musik-, Videogames- und Literaturmagazine wie "Visions", "GEE" und "Am Erker". Und es ist gerade diese Liebe zu Literatur, Film, Musik und Videospielen, die schnurstracks in die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler eintaucht und den Schriftsteller und seine Werke somit erst richtig interessant macht. "Das war echt mal was anderes", so ein begeisterter Schüler nach der Veranstaltung.
Seit 2005 entwirft der Träger des Förderpreises NRW 2008 mit seiner Frau Sylvia Witt die so genannte "Hui-Welt" (Hui = Hartmut und ich) um eine skurrile Männer-WG, zu der bereits fünf Romane erschienen sind.

Zwei Deutschkurse der Jahrgangsstufe 12 haben zu Beginn des Jahres in einer Unterrichtsreihe zum Thema Popliteratur den zweiten "Hui"-Roman gelesen, "Voll beschäftigt", aus dem Oliver Uschmann während der Lesung hauptsächlich vortrug: Hartmut, studierter Philosoph, der in einem wilden Aktionismus die Welt verändern und verbessern will, lebt zusammen mit "Ich", dem namenlosen Erzähler und Packer bei UPS in einer Bochumer WG. Im gemeinsamen Kampf gegen die Hartz-4-Misere gründen die beiden das "Institut für Dequalifikation". Dort werden arbeitslose, überqualifizierte Akademiker erfolgreich dequalifiziert, indem etwa studierte Musikwissenschaftler und Altphilologen Schritt für Schritt lernen müssen, sich wie richtige Malocher zu benehmen. Dass dies zu urkomischen Situationen führt, ist nur die logische Konsequenz, und somit sorgte der Autor im Publikum für viele Lacher und spontanen Applaus.
Zum Schluss schenkte Oliver Uschmann der Schule noch vier Hörbücher aus der "Hui"-Reihe für die neue Hörbuch-Ecke in der frisch renovierten Bibliothek des Gymnasiums. Im Gegenzug durfte er sich ein "Uschmann-Plakat" mit nach Hause nehmen, welches eine Schülerin der Jahrgangsstufe 12 im Rahmen eines Schülerreferats selbst gestaltet hatte. "Wahnsinn... und dass, obwohl ich noch lebe", so der Autor augenzwinkernd. (Judith Kaiser)
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