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Nachricht vom 17.02.2022
Region
Altenkirchener Stadthalle: „Ersatz“ vielleicht auf Festplatz im Weyerdamm?
Altenkirchen ohne größeren Veranstaltungsraum nach dem Aus für die Stadthalle? Das geht nicht. Inzwischen kristallisieren sich erste Überlegungen heraus, auf dem Festplatz im Weyerdamm eine wie auch immer geartete „Nachfolgerin“ anzudenken.
Der Festplatz im Weyerdamm könnte Standort eines größeren Versammlungsraumes als Nachfolger der Stadtalle werden. (Foto: vh)Altenkirchen. Die Schockstarre scheint überwunden. Nach dem unabdingbaren Aus für die Stadthalle in Altenkirchen wegen diverser Mängel und daraus resultierender immens hoher Kosten, diese zu beseitigen, reifen die Überlegungen für einen neuen Veranstaltungsort. In der extra ins Leben gerufenen Arbeitsgruppe „Stadthalle“ bestand Einigkeit, dass Altenkirchen eine „Nachfolgerin“ für die „gute Stube“ benötige, welche sich, so eine erste Überlegung, modular unterschiedlichen Veranstaltungsbedürfnissen anpassen soll. Als Standort komme zunächst der Festplatz im Weyerdamm infrage, wie in der Zusammenkunft des Stadtentwicklungsausschusses am späten Donnerstagnachmittag (17. Februar) in der Landjugendakademie dargestellt wurde; auch, weil dieses Areal Teil des integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (ISEK) und das Projekt über das Städtebauprogramm „Wachstum und nachhaltige Entwicklung - Nachhaltige Stadt“, in das Altenkirchen für zehn Jahre aufgenommen wurde, förderfähig ist. Die Überlegungen kreisen derzeit um ein Grundraumprogramm mit einem Saal und Nebenräumen für bis zu 100 Menschen. Der Baukörper solle so angeordnet werden, dass der Saal, angepasst an den Platzbedarf einer Veranstaltung, per Zeltkonstruktion erweitert werden kann.

Sanierung der Stadthalle prüfen
Voraussetzung für eine Förderung eines Neubaus im Rahmen des Stadtsanierungsprogramms sei eine Machbarkeitsstudie inklusive Variantenvergleichs. Eine Prüfung müsse die Sanierung der „alten“ Stadthalle gelten, hieß es. Erst nach Abschluss der Studie könne ein Investorenwettbewerb für die Vermarktung des Stadthallengrundstücks in Angriff genommen werden. Für den Standort Weyerdamm sind eine Machbarkeitsstudie (circa 30.000 Euro) und ein Schallschutzgutachten (circa 7100 Euro) erforderlich, für beide erteilte die ADD jeweils den vorzeitigen Maßnahmenbeginn. Andere Areale (als der Weyerdamm) sind noch nicht ins nähere Blickfeld gerückt.

Teils hitzige Diskussion
Vor einer teils hitzig geführten Diskussion ließ Stadtbürgermeister Matthias Gibhardt noch einmal die beiden Zusammenkünfte der Arbeitsgruppe Revue passieren. Ziel sei gewesen, „grob eine Linie reinzubekommen, was uns wichtig ist“. Mit mehreren möglichen Kooperationspartnern sei gesprochen worden. Dazu zählten die christliche Sport-Organisation SRS, die sich Gedanken macht, eventuell das alte Hallenbad zu übernehmen, um es womöglich in eine Veranstaltungshalle zu verwandeln, und die beiden Kirchengemeinden, um in deren Gotteshäusern Kulturelles anbieten zu können. Beide Varianten seien verworfen worden. Intensiv sei darüber gesprochen worden, wo es den entsprechenden Platz gebe, welche Räume benötigt würden und welche Veranstaltungen denkbar seien - alles Fragen, die „noch offen sind. Es ist schwierig, sich dem Thema ,Stadthalle‘ zu nähern. Die Machbarkeitsstudie gibt die Denkrichtung vor“. Der Prozess sei offen, „im ISEK sind fünf Alternativen grob angedacht.“

Veranstaltungen gezählt
Zudem, so Gibhardt, sei eine Liste der Veranstaltungen der zurückliegenden 20 Jahre erstellt worden - mit dem Ergebnis, dass über die Zeit die Nutzung ähnlich, aber nach und nach reduzierter erfolgt sei. Er erwähnte gleichfalls ein Sanierungskonzept aus dem Jahr 2010, für das damals schon 2,5 Millionen Euro veranschlagt worden waren. Grundsätzlich ist es wichtig zu wissen, dass das ISEK nicht unbedingt für reine Neubauten steht und dass sich nach Feststellung der aktuellen Sanierungskosten ergeben muss, dass sich eine Aufpäppelung kostentechnisch nicht lohnt, wenn eine fuschmoderne Variante billiger ist.

Bedarfsanalyse gefordert
Ralf Lindenpütz (CDU) forderte vehement, eine Bedarfsanalyse zu erstellen, während sich Daniela Hillmer-Spahr (SPD) nicht anmaß zu definieren, „welche Veranstaltungen hier hin kommen“. Ganz wichtig war ihr, die Bürger zu beteiligen. Für sie war die modulare Version der „kleinste gemeinsame Nenner“, auf den sich die Arbeitsgruppe verständigen konnte. „Es gibt niemanden, der uns sagen kann, was in 15 Jahren sein kann“, erklärte Peter Müller (Bündnisgrüne), es gebe Entwicklungen, „die gehen so schnell, die bekommt man kaum mit.“ Jürgen Kugelmeier (FWG) nahm den Bau eines Eigenheimes als Vergleich: „Ich gebe vor, was ich haben will. Und ich gebe vor, was es kosten soll und was die Unterhaltung kosten darf. Wir sollen auch in die Vereine hinein hören, was sie in dieser Halle machen wollen.“ Wie bereits Hillmer-Spahr forderte Doris John (CDU) die Beteiligung von Bürgern und Vereinen, um den Bedarf zu ermitteln, um eine breite Basis zu schaffen. Claudia Leibrock (Bündnisgrüne), Nicht-Mitglied der Arbeitsgruppe, stufte die Wortgefechte als „Fundamentalopposition“ ein, „ich wusste nicht, was hier passiert“. Nunmehr wird sich die Stadt einen externen Fachmann an die Seite holen, um per moderiertem Prozess, ein „belastbares Ergebnis“ zu bekommen, wie es Gibhardt darstellte, denn „die Arbeitsgruppe hat sich für uns nicht bewährt“. Dass schließlich das Geld für eine neue Versammlungs- und Veranstaltungsstätte nicht unbegrenzt zur Verfügung steht, machte er zudem deutlich: „Welche finanzielle Leistungsfähigkeit hat die Stadt?“, fragte Gibhardt in die Runde.

Im Juli 2021 geschlossen
Die Stadthalle Altenkirchen war am 31. Juli 2021 zunächst dauerhaft geschlossen worden, wie der Stadtrat einstimmig entschied. Damit endete die gut 37 Jahre währende Geschichte der „guten Stube“, die am 14. April 1984 eingeweiht worden war. An gleicher Stelle hatte die erste Version gestanden, die 1924 in Betrieb gegangen war und dem Neubau hatte weichen müssen. Lediglich das Büro des Stadtbürgermeisters in Parterre ist so lange geöffnet, bis das neue Domizil im ehemaligen Postgebäude in der Bahnhofstraße hergerichtet ist. Für einen Weiterbetrieb in alt bekannter Weise hätte die Stadt eine Menge Geld in die Hand nehmen müssen. Vorsichtige Schätzungen für vordringlichste Maßnahmen beliefen sich auf mindestens 800.000 Euro, weil Sanierungen an allen Ecken und Kanten erforderlich gewesen wären, zudem eine Asbestbelastung in Klappen der Lüftungsanlage festgestellt worden war. Überhaupt waren viele Ratsmitglieder beispielsweise wegen des Standortes oder fehlender ausreichender (Bus)Parkmöglichkeiten eher unglücklich. Finanziell bringt die Schließung eine Einsparung von rund 120.000 Euro im Jahr. Die Defizite, die die Stadthalle verursacht(e), pendeln in zwölf Monaten um rund 150.000 Euro. (vh)
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