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Nachricht vom 22.04.2022
Politik
Bauen statt Container – Deshalb will Scheuerfeld lieber in Schulanbau investieren
Die prekäre Raumsituation an der Kolbe-Grundschule in Scheuerfeld mildern zwei Containerklassen. Das kostet der Kommune jährlich allein 21.000 Euro an Miete - plus die energetischen Kosten für die Heizung. Geld, das Gemeinderat und Ortsbürgermeister lieber in eine dauerhafte Lösung stecken würden.
Seit Herbst 2020 stehen zwei Containerklassen auf dem Schulhof. Aus Scheuerfelder Sicht sollte man die Ausgaben für Miete und Heizung lieber in eine "feste Lösung", also einen Anbau investieren. (Fotos: tt)Scheuerfeld. Es könnte im Ortsgemeinderat in diesem Jahr zum Schwur kommen, und zwar wenn es um die Frage nach einer festen Lösung für die angespannte Raumsituation der Maximilian-Kolbe-Grundschule geht. Es geht darum, ob ohne eine Förderung in Anspruch zu nehmen ein Anbau errichtet oder eben weiterhin jährlich Geld ausgegeben werden soll, um Containerklassen anzumieten. Für den Schulunterricht müssen diese zudem elektrisch beheizt werden, was weitere Kosten verursacht.

Für den Ortsgemeinderat und Bürgermeister hätte diese Frage schon vor mehr als zwei Jahren abgehakt sein sollen. Damals war jedoch eine Förderung von der Aufsichts- und Dienstleistungsbehörde (ADD) Trier abgelehnt worden. Damit waren die Pläne der Ortsgemeinde als Schulträgerin und des Ortsgemeinderates zunächst ad acta gelegt. Bei der kürzlichen Ortsbegehung des Bauausschusses war die Raumsituation erneut aufs Tapet gekommen, von Ortsbürgermeister Harald Dohm angesprochen.

Rückblick: Das Problem der Raumnolt war schon vor Corona auf der Agenda. Wobei dem Wörtchen Problem durchaus "Luxus" vorangestellt werden kann. Entgegen dem Trend wächst die Siegtalgemeinde. Allein im Jahr 2021 kamen 51 neue Einwohner hinzu – und das sind eben auch Kinder. Mädchen und Jungen, die aktuell oder aber zumindest in den nächsten Jahren beschult werden wollen und sollen. Dohm und die Ratsleute hatten sich mehrfach und intensiv mit der unzureichenden und unbefriedigenden Raumsituation an der Schule befasst. Die einhellige Meinung im Bauausschuss und dem Gemeinderat war es schon im Schuljahr 2019/20: "Wir bauen an." Auf dem Schulhof, zwischen zwei Eingängen.

Nach den damaligen Plänen könnte so Raum für zwei Schulklassen geschaffen werden. Über einen Flur ist alles an den bestehen Gebäudetrakt anzuschließen. Die Notwendigkeit hatte Dohm immer wieder mit den voraussichtlichen Einschulungszahlen untermauert. Der Gemeinderat hatte den Grundsatzbeschluss, eine "feste Lösung" in Form eines Anbaus zu verfolgen, längst gefasst. Auch unter dem Aspekt, was die angemieteten Containerklassen jährlich an Ausgaben verursachen. Geld, dass einfach weg ist. Die damalige Planung für das Neubaugebiet Hanfsland – dessen Erschließung sieht man inzwischen entgegen – spielte auch eine Rolle. Denn das Bauland wird weitere junge Familien – und damit Kinder – in den Ort holen.

Es kam aber anders: Die ADD in Trier lehnte eine Förderung eines Anbaus ab. Stattdessen sollten Containerklassen aufgestellt werden. Die Raumnot war ja vorhanden. So wurde seinerzeit beispielsweise die vierte Jahrgangsstufe im PC-Raum unterrichtet. Im Herbst 2020 wurden die Containerklassen aufgestellt. Seither werden zwei Schulklassen in den elektrisch beheizten Container unterrichtet. Ohne die energetischen Kosten fallen alleine jährlich 21.000 Euro für die Miete an. Die Elemente auf dem Schulhof wurden zunächst für zwei Jahre angemietet, mit der Option um zwei Jahre verlängern zu können.

Schon damals war man in der Ortsgemeinde nicht erfreut, dass statt der Anbau-Lösung die Anmietung von Containerklassen der Vorzug gegeben werden sollte. Die derzeit anzunehmenden Einschulungszahlen, die Dohm nun dem Bauausschuss präsentierte, zeigen die offensichtliche Notwendigkeit, eine dauerhafte Maßnahme anzustreben. "Eventuell wird unsere Grundschule ab 2023 voll zweizügig sein", sagte Dohm. Darauf würden zumindest die nun vorliegenden Zahlen wiedergeben.

Unter anderem führte er das derzeitige zweite Schuljahr an. Die i-Dötzchen waren im Sommer 2020 mit 21 Kindern eingeschult worden. Inzwischen ist die Klasse im zweiten Schuljahr auf 23 angewachsen – und: Aufgrund von erwarteten Zuzügen wird die Kinderzahl die Schwelle überschreiten, an der eine Teilung der Klasse möglich wäre. Auch ansonsten hören sich die voraussichtlichen Einschulungszahlen in den kommenden Jahren nicht schlecht an. Bis zum Schuljahresbeginn 2027 sollen jährlich zwischen 18 und 22 Kinder dazu kommen. Im August 2026 sollen es sogar 28 sein, was zwei Einschulungsklassen entspricht.

Und 2028? Da deuten die Geburtenzahlen jetzt schon auf wenigstens ein Dutzend neue ABC-Schützen hin. Bei den vom Ortsbürgermeister angeführten Zahlen sind weder potenzielle Zuzüge noch die Erschließung des "Hanfsland" berücksichtigt, ebenso nicht Flüchtlingsentwicklung. Klar sprach sich der Ortsbürgermeister dagegen aus, den Mehrzweckraum zu teilen, um dort Klassenräume zu schaffen. Bei einer Schulgemeinschaft mit mehr als 100 Kindern plus Kollegium müsse ein so großer Raum zur Verfügung stehen. Aus seiner Sicht könne beispielsweise der PC-Raum mit seiner ureigenen Funktion nicht für Unterrichtszwecke wegfallen, und auch hier stand er mit sein er Ansicht nicht alleine da. Für die derzeit von 37 Kindern besuchte Ganztagsschule müsse man ebenfalls Raumkapazitäten für die Betreuung in zwei Gruppe vorhalten.

Der Grundsatzbeschluss bauen zu wollen, denn habe man ja bereits damals gefasst, erinnerte Dohm, der dann ganz konkret wurde: "Entweder wir bauen ohne einen Zuschuss in Anspruch zu nehmen oder aber wir warten, warten, warten." Er führte das Stichwort familienfreundliche Gemeinde an, dass man sich ja gemeinsam auf die Fahnen geschrieben habe, um den Ort lebens- und liebenswert zu machen. In der Tat: Das ist etwas, an dem der Gemeinderat mit großer Entschlossenheit seit Jahren gemeinsam arbeitet, ob nun in Sachen Kita, Straßenausbau oder eben auch Schule. Das ist sicher auch ein Aspekt, der dazu führt, dass Scheuerfeld eine prosperierende Kommune ist und zum Beispiel im Vorjahr mit 51 Neubürgern auf 2142 Einwohner angewachsen ist.

Im Bauausschuss gab es keine Gegenrede zu einem Anbau. Ganz im Gegenteil. Die damals bereits weit gediehenen Entwürfe für einen Anbau wurden erweitert: So kann man sich im Ausschuss auch vorstellen, unter einem potenziellen Anbau in der Tiefe weiteren Raum zu schaffen. Christdemokrat Eberhard von Weschpfennig meinte, dass eine Unterkellerung allemal Raum bieten könnte, etwas zu schaffen, wofür kein Tageslicht unbedingt nötig wäre. Auch der Gedanke auf dem Anbau zusätzlichen Raum entstehen zu lassen, wurde angeregt. Bedauert wurde im Ausschuss, dass man erst im dritten Quartal überhaupt einen Förderantrag stellen könne. "Es wird ja alles teurer", meinte Christdemokrat Bernhard Raab (CDU). SPD-Sprecher Klaus Bürschel befürchtet, dass eine Containerlösung am Ende teurer kommen könnte und bezeichnete es als bedauerlich, dass das Land hier nicht vorankomme. Er hinterfragte, ob das Feuerwehrgerätehaus, das ja unmittelbar an die Schule angrenze, nicht auch mit dem Schulungsraum genutzt werden könnte? Ortschef Dohm entgegnete, dass das für schulische Zwecke aus Gründen des Datenschutzes nicht möglich sei. Allenfalls denkbar wäre dieses Provisorium für die Betreuung im Rahmen der Ganztagsschule. Gerade unter dem Aspekt der Einschulungszahlen und der zu erwartenden Mietdauer für Container und deren Beheizung, die auf elektrische Art die Kosten zu Buche schlagen lässt, wurde auch immer wieder die Amortisierung eines Anbaus herausgestellt. Christdemokrat Ralf Schröder dürfte allen aus der Seele gesprochen haben, als er es auf einen kurzen Nenner brachte: "Bauen!"

Die Verwaltung soll nun eine Wirtschaftlichkeitsberechnung ausarbeiten, die dann im Bauausschuss beziehungsweise Ortsgemeinderat eine weitere Grundlage für die Beratung sein soll. Im Haushalt sollen Mittel für einen Anbau eingestellt werden, was mit rund 300.000 Euro beziffert wurde. "Unsere Gemeinde steht und fällt mit dem, was wir den Leuten vorgeben, das macht unseren Ort interessant und lebenswert", sagte der Ortsbürgermeister, der auch darauf hinwies, was er in diesem Jahr noch auf die Tagesordnung setzen will: Das soll die Beratung über einen Aufstellungsbeschluss für das "Hanfsland II" sein. (tt)
 
Nachricht vom 22.04.2022 www.ak-kurier.de