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Nachricht vom 29.04.2022
Region
Drei junge Riesen stehen im Westerwälder Dreikreiseck
Ein neues Projekt der Regional-Initiative „Wir Westerwälder“ mit besonderer Symbolkraft für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Landkreise Altenkirchen, Neuwied und Westerwaldkreis wurde am 29. April im Wald bei Oberdreis realisiert: Drei „junge Riesen“ wurden von den Landräten an den Ort gepflanzt, an dem die drei Landkreise aneinandergrenzen.
Sie enthüllten den rekonstruierten Grenzstein und die Informationstafel. Von links: Dr. Peter Enders, Achim Hallerbach, Sandra Köster und Achim Schwickert. Fotos: Wolfgang TischlerOberdreis. Dieser Punkt musste erst einmal gefunden werden. Wie Landrat Achim Hallerbach im Namen seiner Amtskollegen Dr. Peter Enders und Achim Schwickert erläuterte, waren bei der Vorbereitung des Pflanzprojekts zahlreiche Helfer involviert, daher konnte er viele Menschen im Wald begrüßen. Die Bürgermeister der anstoßenden Verbandsgemeinden: Gabriele Greis aus Hachenburg, Volker Mendel aus Puderbach und Fred Jüngerich für Altenkirchen-Flammersfeld, die Ortsbürgermeister Wilfried Öttgen (Roßbach), Ralf Engel (Oberdreis) und die Forstvertreter Rainer Kuhl und Markus Follmann, die im „Katastrophengebiet Käferwald“ den roten Teppich in Form von Splittbelag ausgelegt hatten sowie den Junior-Chef des Pflanzenhofs Schürg, Stifter der Linden-Bäume.

Die Linden stammen aus dem Projekt „Junge Riesen“ der landeseigenen Stiftung Natur und Umwelt, für das 2012/2013 Saatgut von alten Naturdenkmälern gesammelt und vermehrt wurde, um dieses Saatgut genetisch zu erhalten. Die daraus gewachsenen jungen Pflänzchen wurden an Partnerbaumschulen zur Aufzucht übergeben und seit 2020 wurden die ersten Bäume an ihre endgültigen Standorte ausgepflanzt.

Die Westerwälder Grenzland-Bäume sind zehnjährige Ableger der alten Linde aus Hilgenroth im Kreis Altenkirchen. Sie kamen in guten Boden und sollen fortan die enge gedeihliche Verbindung der Region „Wir Westerwälder“ symbolisieren.

Der Pflanzort ist auch ein geschichtlich bedeutsamer Platz, wie Wilfried Göbler aus Rückeroth, Wanderführer des Westerwaldvereins erläuterte. Mit seinen Kollegen Manfred Holl und Rainer Lemmer erkundete er seit 2012 Meter für Meter die nassauisch-preußische Grenze anhand des Ur-Protokolls der Grenzsteinsetzung von 1830. Auf 150 Kilometern Grenzverlauf, beginnend in Koblenz wurden damals 174 Steine gesetzt, von denen circa 80 Prozent noch erhalten sind. Diese Funde wurden fotografiert, dokumentiert und mit denkmalrechtlicher Genehmigung wieder aufgestellt. Der wichtige Stein Nummer 75 wurde nicht gefunden, aber die Nummer 74 war in sehr gutem Zustand und der Stein Nummer 76 steht unweit der Motte in Roßbach. Der fehlende Stein Nummer 75 wurde rekonstruiert und „an dem unwirtlichen Ort mit besonderem Reiz durch seine regionale und geschichtliche Bedeutung“ aufgestellt, wo er seit heute nicht abgrenzt, sondern die gemeinsame Geschichte aller Westerwälder dokumentiert.

Eine Informationstafel der Gemeinschaftsinitiative „Wir Westerwälder“, entstanden durch Mithilfe von Barbara Sterr und Martin Götz, informiert die Wanderer über die Historie der Grenzsteine, die drei jungen Riesen und weitere Sehenswürdigkeiten in der Region. Eine schöne Holzbank lädt zudem ein, eine Ruhephase oder Brotzeit einzulegen und Ruhe, Luft, Bäume und den Grenzstein zu genießen.

Nach der Enthüllung von Informationstafel und Grenzstein gingen die Landräte und Vorständin Sandra Köster mit Spaten ans Werk und setzten die drei Linden an den symbolträchtigen Standort. Alle Anwesenden hoffen, dass den attraktiven Pflanzen allzeit ausreichend Wasser zur Verfügung stehen wird. (htv)
       
       
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