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Nachricht vom 08.06.2022
Wirtschaft
Einbruchsichere Fenster – darauf kommt es an
Immer häufiger kommt es in der Region zu Einbrüchen. Der Weg über die Fenster ist bei den Einbrechern dabei sehr beliebt. Somit ist der Einbruchschutz an dieser Stelle besonders wichtig.
Das Aufhebeln von ungesicherten Fenstern dauert nur wenige Sekunden. Foto Quelle: pixabay.com / <a href=https://pixabay.com/de/users/mohamed_hassan-5229782/ target=_blank rel=nofollow>mohamed_hassan</a>Warum ist ein Einbruchschutz für die Fenster so wichtig?
Im Jahr 2022 häufen sich die Berichte über Einbrüche in Wohnungen. Im April sowie zuvor im Februar kam es allein in Mudersbach zu mehreren Einbrüchen, bei denen die Einbrecher unter anderem Wertgegenstände entwendeten. Als Einstiegspunkt nutzten diese vornehmlich die Fenster. Um Einbrüche über die Fenster zu verhindern, ist ein guter Einbruchschutz essenziell.

Gewöhnliche Fenster schützen vor Lärm und weiteren Einflüssen. Allerdings bieten sie häufig keinen ausreichenden Schutz vor Einbrüchen, weil sie sich oft leicht aushebeln lassen. So gelang es dem einen oder anderen Einbrecher bereits mit einem Schraubenzieher als Werkzeug, über das Fenster in eine Wohnung zu gelangen.

Besonders attraktiv scheinen Fenster an Einfamilienhäusern auf Einbrecher zu wirken. Je besser diese abgesichert sind, desto eher brechen die Langfinger aber ihre Einbruchsversuche ab und verlassen das lukrativ erscheinende Objekt innerhalb weniger Minuten wieder.

Widerstandsklassen bei Fenstern – geprüfte Sicherheit bei Fenstern
Wohnungs- oder Hausbesitzer, die neue Fenster einbauen lassen möchten, haben zahlreiche Auswahlmöglichkeiten. Wer die Fenster online nach persönlichem Geschmack konfiguriert, sollte dabei nie den Einbruchschutz vergessen. Dazu zählen unter anderem eine 2-fach- oder Sicherheitsverglasung, Sicherheitsbeschläge oder ein Aufbohrschutz.

Beim Kauf können außerdem die sogenannten Widerstandsklassen eine Orientierung bieten. Erst die richtige Fenster-Widerstandsklasse macht ein Fenster einbruchsicher. Dabei gilt: Je höher die Klasse ist, desto sicherer lässt sich ein möglicher Einbruch verhindern.

Auf Grundlage einer europäischen Standardisierung wurden einbruchsichere Fenster einer Normung (DIN EN 1627) unterzogen. Seither gelten sowohl für einbruchsichere Türen und Fenster als auch für Schließanlagen und Schlösser an Fenstern bestimmte Sicherheitsbezeichnungen. Die Bezeichnung Resistance Class (RC) ersetzt seitdem die ursprüngliche deutsche Bezeichnung Widerstandsklasse (WK).

Die Norm DIN EN 1627 prüft die Widerstandsfähigkeit von diversen Fensterbauteilen in ihren Öffnungsarten in sieben Klassen:

1. RC1N: Die unterste Fenster-Widerstandsklasse ist RC1N. Das Kürzel „N“ steht für „national“ und ist eine länderspezifische Ergänzung. Diese bietet lediglich einen geringen Grundschutz gegen Einbruchsversuche. Türen und Fenster dieser Klasse lassen sich voraussichtlich ohne großen Aufwand mit einem Hebelwerkzeug öffnen. Es werden keine Anforderungen an die Verglasung gestellt.

2. RC2N: Diese „Einstiegsklasse“ muss einfachen Werkzeugen standhalten. Dazu zählen beispielsweise Keile oder Schraubendreher. Wie in der Klasse RC1N werden auch hier keine Anforderungen an die Verglasung gestellt. In beiden Klassen spielt lediglich das Rahmenelement eine Rolle.

3. RC2: Hierbei handelt es sich um die vormalige Widerstandsklasse WK2. Einbrüche mit einfachem Werkzeug (Keile, Zange oder Schraubendreher) werden durch einbruchhemmende Elemente erschwert. Während der Prüfung muss das Element einem Einbruchversuch mindestens drei Minuten lang standhalten. In der Regel leistet eine Pilzkopfverriegelung bei dieser Widerstandsklasse den mechanischen Schutz. Beim Glas handelt es sich um einbruchhemmendes und gemäß DIN EN 356 geprüftes Sicherheitsglas.

4. RC3: Bei dieser Widerstandsklasse untersucht der Prüfer das Fensterelement im Labor fünf Minuten lang auf Schwachstellen. Überdies verwendet er als zusätzliches Werkzeug ein Brecheisen beziehungsweise eine Brechstange. Die Verglasung muss ein einbruchhemmendes Sicherheitsglas sein, das der DIN EN 356 entspricht.

5. RC4 bis RC6: Diese Fenster-Widerstandsklassen kommen im privaten Bereich weniger zum Einsatz. Die Fertigung von Türen und Fenstern dieser Klassen ist umständlich und kostenintensiv. Die Fensterprofile werden zumeist aus Metall hergestellt, um das schwere Glas fassen zu können. Zudem sind die Anforderungen an die Montage und das Mauerwerk deutlich höher, was ebenfalls sehr teuer wird.

Für das private Wohnumfeld genügen in der Regel die Widerstandsklassen RC1 bis RC3. Letztere kostet etwas mehr als die beiden ersten Klassen und ist sinnvoll, wenn die Einbruchwahrscheinlichkeit sehr hoch und die Wohnung oder das Haus mit wertvollem Inventar ausgestattet ist.

Wichtig zu wissen ist, dass die jeweilige Sicherheitsstufe entsprechend der Fenster-Widerstandsklassen nach DIN EN 1627 nur dann gewährleistet ist, wenn die Fensterelemente fachgerecht in die vorgesehenen Gebäudeöffnungen eingesetzt werden. Deshalb sollte den Einbau nach Möglichkeit ein Fachunternehmen durchführen.

Einbruchsicherheit durch Nachrüsten der Fenster
Nicht immer ist ein Neukauf erforderlich. Befinden sich die Fenster im Haus noch in einem guten Zustand, ist alternativ eine Nachrüstung möglich. Auch hierfür bestehen verschiedene Möglichkeiten. Wichtig ist, dass die eingesetzten Produkte über eine Prüfung gemäß DIN 18104 für die Nachrüstung verfügen.

Zu den wesentlichen Anforderungen zählen die Anzahl und die richtige Positionierung der Nachrüstprodukte. Dabei kommt es vor allem auf die korrekte Montage an. Außerdem stellt die DIN Anforderungen an aufschraubbare Sicherungen wie Bändersicherungen oder Zusatzschlösser.

Wichtige Sicherheitselemente bei Fenstern aller Art sind:

Schlösser und Riegel: Diese eignen sich für alle Fenster, auch für Dachfenster.
Fenstergriffe: Griffe, die sich verschließen lassen, sind sinnvoll, wenn der Schlüssel im Anschluss entfernt wird.
Fenstergitter: Gitter für Fenster sollten aus einem stabilen Material (zum Beispiel Stahl) gefertigt und sicher verankert sein.
Rollladen: Der Panzer von Rollläden sollte aus stabilem Holz, Stahl oder Aluminium, keinesfalls aber aus Kunststoff bestehen. Automatische Rollladensysteme bieten einen guten Einbruchschutz, sofern sie mit einer Hochschiebehemmung versehen sind. Weist diese einen Widerstand von 100 Kilogramm auf, geben die Einbrecher ihren Einbruchsversuch in der Regel nach wenigen Minuten auf.

Nachrüstprodukte im Fensterfalz sind leicht zu handhaben und weisen eine dezente Optik auf. Vor allem in Verbindung mit einem Zusatzschloss beziehungsweise abschließbaren Fenstergriffen bieten Nachrüstbeschläge einen guten Schutz vor vielen Einbruchsversuchen. Voraussetzung ist, dass sie mit wertigen Schließblechen und in ausreichender Menge angebracht werden. Die DIN 18104 schreibt für Nachrüstprodukte im Fensterfalz unter anderem einen abschließbaren Griff, umlaufende Sicherungen und einen Anbohrschutz vor.

Allgemeiner Hinweis zum Einbruchschutz: Gekippte Fenster sind nach Ansicht von Versicherungen und der Polizei immer offene Fenster. Einbrecher suchen oft gezielt danach. Mittlerweile sind Beschläge erhältlich, die die Belüftung mit einem Einbruchschutz verbinden. Die Grundlage für einbruchssichere Fenster bilden aber nach wie vor einbruchhemmende Verglasungen und Rahmen. (prm)

Autor: Till Gechter
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