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Nachricht vom 26.06.2022
Region
Beste Stimmung bei Abi-Jubiläumsfeier am Betzdorfer Freiherr-vom-Stein Gymnasium
Die rund 100 ehemaligen Schülerinnen und Schüler der Abiturjahrgänge 1952, 1957, 1962, 1972, 1982, 1992 und 1997 freuten sich sichtlich über ein Wiedersehen und konnten sich auf Einladung des Vereins der Freunde und Förderer auf eine wahrlich interessante Zeitreise begeben.
Alle Abijubilare gemeinsam. (Foto: Gaby Wertebach)Betzdorf. Für die musikalische Umrahmung sorgte die Jazzband des Gymnasiums unter Leitung von Annett Uebe in gewohnt temperamentvoller und gekonnter Weise. Schulleiterin Simone Löcherbach begrüßte die Anwesenden und dankte allen, die bei der Gestaltung der Feier geholfen hatten - insbesondere Egbert von Wasen, dem langjährigen Schatzmeister des Vereins der Freunde und Förderer, der in mühevoller Kleinarbeit die Adressen herausgesucht hatte, aber auch allen anderen, die sich um das Gelingen der Feier bemüht hatten.

"Es ist schon eine herausragende Situation, hier zu stehen und in der Summe auf fast 250 Jahre Abitur an einem Ort zu blicken", so Simone Löcherbach. Einzigartig sei das traditionelle Treffen im Kreis. "Heute können Sie zurückblicken und darüber sinnieren, wer Sie waren, wer Sie sein wollten und was Sie noch werden wollen." Schule sei Erinnerung, ein Teil des Lebens und Erinnerungen erlebten einen steten Wandel, würden neu ausgelegt und neu bewertet. Löcherbach hatte sich die Mühe gemacht, die Chroniken und die alten "Spektrums" zu studieren und markante Ereignisse sowie Zahlen in Form von Zitaten aus den Abiturjahrgängen herauszusuchen. So erfuhren die Anwesenden, dass es im Abiturjahrgang 1952 insgesamt 502 Schüler gab, wovon gerade mal 51 weiblich waren. Dagegen hatte der Jahrgang 1997 ganze 528 Schülerinnen bei insgesamt 959 Schülern. Die Schulleiterin wünschte den Anwesenden ganz viele "Weißt-du-noch"-Momente, die ein Lächeln ins Gesicht zaubern können.

Die Erste Vorsitzende des Vereins der Freunde und Förderer, Anja Brinkmann, stellte den am 14. November 1956 ins Vereinsregister eingetragenen Verein. Gab es auch in den letzten beiden Jahren wenige öffentlichkeitswirksame Auftritte, so konnte dennoch die größte Spendensumme in der Vereinsgeschichte mit fast 50.000 Euro an die Schule übergeben werden. Heute bilde die Digitalisierung einen dringenden Schwerpunkt der Investitionen und Förderprojekte. Dort, wo der Staat sich mehr und mehr zurückhaltend zeige, sei private Initiative wichtiger denn je, so Brinkmann, welche die dringende Hoffnung äußerte neue, Mitglieder gewinnen zu können. Denn der Mitgliederverlust werde nur noch gerade so durch Neuzugänge kompensiert.

Betty Berg-Bronnert, die Stammkursleiterin des Abiturjahrgangs 1997 und Stephan Hintze, Abiturjahrgang 1962, konnten als Redner gewonnen werden. Eine Rede zu halten sei für Hintze nicht ganz so einfach, weil so viele Generationen anwesend seien. Da erfuhren die jüngeren Semester staunend, dass Englisch damals noch keine tragende Rolle spielte. Die erste Fremdsprache war Französisch, darüber freue er sich heute noch, so der Senior unter dem Applaus der Anwesenden. Hintze erzählte außerdem, was die heute 80-Jährigen in den letzten 60 Jahren bewegt habe. Sie hätten die 68er Jahre mitgestaltet, die Jahre des Kalten Krieges, den Mauerfall, die Wiedervereinigung und den Zusammenbruch der Sowjetunion erlebt. Damals habe er gedacht: "Jetzt beginnt der ewige Frieden", was aber ein Traum gewesen sei. Heute gebe es einen Krieg vor unserer Haustüre, den Klimawechsel, den zurückgekommenen Nationalismus und eine unglaubliche Brutalität, die in der Welt herrsche. "Dabei sind wohl die Wahrung unseres Wohlstands und der Datenschutz momentan unsere größte Sorge", so Hintze ironisch. Trotz aller Düsternis hätten die modernen Kommunikationsmittel aber auch gute Seiten, da sie auf schnelle und unkomplizierte Weise die Pflege von Freundschaften ermöglichten.

Betty Berg-Bronnert verließ mit dem Abi-Jahrgang 1997 die Schule und wurde Schulleiterin der IGS Betzdorf-Kirchen. "Hat Schule Sie vorbereitet, haben sich Ihre Befürchtungen bezüglich des privaten und beruflichen Lebensweges gelegt?", fragte sie ihre damaligen Schüler und äußert gleichzeitig ihre Bedenken bezüglich erfolgter Reformierung. Die Schule stehe in einem Fadenkreuz politischer und religiöser Interessen. Man sehe an ihr die Bedeutung von Geld, das im Mittelpunkt stehe und wodurch stattgehabte Reformen zur Kostensicherung im Bildungswesen gerechtfertigt würden. Dabei würde Schule getragen vom Miteinander. Nur gegenseitiger Respekt könne zu einem gemeinsamen Weg und zu angemessenen Leistungen führen. Berg-Bronnert wünschte allen ein Leben in Freiheit und Frieden.

Nach der Ausgabe der Urkunden und der Originale der Abiturarbeiten gab es im Anschluss an die Feier bei einem Umtrunk mit Imbiss die Gelegenheit zum gegenseitigen Austausch und es bestand die Möglichkeit zu einer Führung durch das Gymnasium. (ma)
       
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