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Pressemitteilung vom 27.06.2022
Region
Offene Gemeinde Heilig-Kreuz in Neuwied: Wie die Klimakrise unser Leben verändert
"Die nächsten sechs bis zehn Jahre entscheiden, ob unsere Kinder und Enkelkinder in einer lebenswerten Welt leben können", eröffnete Christoph Bals seinen Vortrag über Klima, Kirche und Gesellschaft vor 30 interessierten Zuhörern in der Offenen Gemeinde Heilig-Kreuz in Neuwied
Christoph Bals sprach in der Offenen Gemeinde Heilig-Kreuz über die Klimakrise. (Fotos: Privat)Neuwied. Bals ist politischer Geschäftsführer der Umwelt- und Entwicklungsinitiative Germanwatch, die sich für globale Gerechtigkeit und den Erhalt der Lebensgrundlagen einsetzt. Über 11.000 Jahre gab es auf der Erde ein stabiles Klima, das ab Beginn der Industrialisierung um 1850 sich zunehmend erwärmte. Jetzt stehen wir vor der Herausforderung, die Erwärmung unter der Gefahrenobergrenze von 1,5 Grad Erwärmung im Vergleich zum Stand von 1850 einzudämmen, um nicht eine Verkettung der Zerstörung unseres Weltklimas und der davon abhängigen Ökosysteme und menschlichen Gesellschaften riskieren wollen.

Schon jetzt müssen wir damit leben, dass wir eine Krise nach der anderen bekommen werden, die alle miteinander in Verbindung stehen: Der Verlust der Artenvielfalt und das Vordringen der Zivilisation in die Tierwelt haben beispielsweise die Corona-Pandemie mit herbeigeführt, indem zunehmend Viren von Wildtieren auf Menschen überspringen können. Der Ukrainekrieg ist eng verflochten mit der europäischen Abhängigkeit von russischem Öl und Gas. "Wir stehen", so Bals, "vor der doppelten Herausforderung, dass Unbewältigbare zu vermeiden und das Unvermeidbare zu bewältigen."

„Fernflüge sind desaströs.“
Einen großen Raum im Vortrag und in der Diskussion nahm die Frage nach Handlungsmöglichkeiten der Einzelnen ein, die Christoph Bals unter den Stichworten Fußabdruck und Handabdruck zusammenfasste. Der ökologische Fußabdruck bezieht sich auf den persönlichen nachhaltigen Lebensstil. Dabei geht es insbesondere um das Aussteigen aus Kohle, Öl und Gas im persönlichen Leben, auch im Hinblick auf Mobilität und Heizung in der Wohnung. Für die Mittelschicht gelte gerade auch ein Überdenken der Urlaubsflüge: „Fernflüge sind desaströs für die Umwelt.“ Geldanlagen etwa für die Altersvorsorge sollten in nachhaltige Entwicklung investiert werden.

Der ökologische Handabdruck zielt sich auf die Veränderung der Rahmenbedingungen, damit nachhaltiges Verhalten leichter oder überhaupt möglich wird. Sich gesellschaftlich zu engagieren könne den politisch Verantwortlichen deutlich machen, dass es eine Bereitschaft zur Veränderung gibt. Angesichts des Ukraine-Kriegs stehen wir jetzt vor fundamentalen Weichenstellungen: Wird jetzt wegen der Energiesicherheit viel in Kohle und Flüssiggas investiert oder werden jetzt alle Möglichkeiten der Förderung von Energieeffizienz und erneuerbarer Energie genutzt, die angesichts der hohen Gas, Öl- und Kohlepreise wettbewerbsfähiger denn je ist? Wenn Getreide knapp wird, könnte jetzt eine Umsteuerung dahingehend erfolgen, dass ein Anteil des Getreides, das an Tiere verfüttert wird oder als Ökosprit im Tank landet, für Regionen zur Verfügung gestellt wird, wo sonst Menschen hungern würden. Wenn jetzt angesichts des Ukraine-Kriegs auf Kohlekraftwerke zurückgegriffen werden soll, müsse das innerhalb von zwei, drei Jahren durch beschleunigten Ausbau von erneuerbaren Energien und durch Energieeffizienz, aber auch durch persönliches Einsparen verringert werden. Aber es müsse Druck auf die Politik gemacht werden, damit sie Anreize zum Energiesparen so fördert, dass wir Kohlekraftwerke nur kurzfristig als Reserve für absolute Ausnahmesituationen im Winter vorhalten. (PM)

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