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Nachricht vom 12.08.2022
Wirtschaft
Kaufmannsessen in Wissen: Attraktive Städte brauchen Zauberformel
Eine attraktive Stadt ist kein Zufall. Vielmehr braucht sie eine Zauberformel, die tagtäglich angewandt wird. Dieser Meinung ist Dr. Hans Hoorn, ehemaliger Stadtplaner der niederländischen Stadt Maastricht, der zum 27. Kaufmannsessen in Wissen referierte. Hierzu hatte in gewohnt guter Organisation die Werbegemeinschaft Treffpunkt Wissen eingeladen.
Dr. Hans Hoorn während seines Vortrages zum Thema "Wie können (Innen-)Städte attraktiver werden?". (Fotos: KathaBe)Wissen. "Wie können (Innen-)Städte attraktiver werden?" Um diese Frage ging es beim 27. Kaufmannsessen im Hotel-Restaurant Germania in Wissen. Auf Einladung der Werbegemeinschaft Treffpunkt Wissen referierte Dr. Hans Hoorn zu diesem Thema. Mehr als 20 Jahre war Hoorn als Städteplaner und Stadt-Soziologe in Maastricht aktiv und verhalf der niederländischen Stadt zu einem modernen Gesicht.

Rund 50 Gäste aus den Reihen der Kaufleute, der Politik und ortsansässiger Geldinstitute, heimischer Unternehmen und Dienstleister konnte der erste Vorsitzende des Treffpunkts, Thomas Kölschbach, neben weiteren interessierten Gästen zu Hoorns Vortrag mit anschließendem Austausch und Imbiss begrüßen. Auch Kristina Kutting, IHK-Regionalgeschäftsführerin, Ulrich Marciniak, in Vertretung für Bürgermeister Berno Neuhoff, sowie Citymanager Uli Noß und der ehemalige Bundestagsabgeordnete Ulrich Schmalz waren zur Veranstaltung gekommen.

Zum Auftakt ging Thomas Kölschbach auf den Hintergrund des abendlichen Themas ein. Wie in den vorangegangenen Kaufmannsessen wolle man auch diesmal wieder Impulse setzen. Die Rathausstraße sei bald fertig gebaut, was aber nicht bedeute, dass man sich jetzt zur "Ruhe setzen" könne. Genauso stellte Ulrich Marciniak in seiner Ansprache die Frage: "Wie geht es in Innenstädten weiter, um sie attraktiver zu gestalten?"

Zauberformel anwenden - Erlebnis, Begegnung, Genuss
Hans Hoorn, der bereits im Vorfeld die Stadt Wissen gemeinsam mit Kölschbach, Noß und Kerstin Roßbach vom Wissener Bauamt in Augenschein genommen hatte, stellte vorab seine Begeisterung von der "wunderschönen Gegend" fest.

"Wenn eine Stadt attraktiv werden möchte, braucht man eine Zauberformel, die jeden Tag umgesetzt werden muss", erläuterte Hoorn. Auf dieser Grundlage formulierte der Städteplaner in seinem mit vielen Fotos geprägten Vortrag zwölf allgemeine Handlungsempfehlungen, die er inklusive vieler Beispiele präsentierte. Gefragt sei zukünftig aus einem "Run-Shopping" (Schnelleinkauf) ein "Fun-Shopping" (Spaßeinkauf) werden zu lassen. Denn Innenstadt bedeute heute: erleben, begegnen, genießen. Davon, was bei einem guten Zusammenspiel aller Akteure möglich ist, begeisterte Hoorn die Zuhörer.

Allem voran sei es wichtig, eine Vision zu haben, die sich unter Einbezug aller Mitwirkenden insbesondere durch das "Mitreden der Bevölkerung" und der Beantwortung der Fragen "Was ist schwach?" und "Was ist stark?" entwickelt. Erst wenn man das wisse, so Hoorn, könnten Lösungen gefunden werden. Dabei sei viel Kreativität gefragt, bei der nicht zuletzt die Suche nach Investoren eine große Rolle spiele.

Unabdingbar hält Hoorn die Notwendigkeit einer Identität, die er auch als "DNA" bezeichnet und stellte die Frage "Welche Identität hat ihre Stadt?". Hoffte gleichwohl, Wissen wisse um ihre Identität und damit auch um die Frage "Welche Stelle nimmt die Stadt in der Welt ein". Viele Städteslogans wie etwa "Stadt xy verbindet" verstehe man nicht und sagten nichts aus.
Bei all dem sei ein wichtiger Eckpfeiler die Rolle der Politik, die "Leadership" zeigen müsse. Hier brauche es Visionäre, die für eine solide Stadt sorgen, nicht "kopflos" sein sollten und untermauerte die Aussage mit negativen Beispiele an verschiedenen Städten.

Als Kennzeichen für attraktive Innenstädte nannte Horn etwa gute Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie und eine gute Wohnraum-Situation, gepaart mit Kultur- und Freizeitangeboten im öffentlichen Raum, wie Fußgängerzonen oder viel öffentlichem Grün allesamt von Sauberkeit geprägt. Von der Visitenkarte und der "Bühne der Stadt" sprach Hoorn, die sich eben in diesem öffentlichen Raum zeige.

Geht es um Kulturveranstaltung denkt Hoorn groß: Events in größerem Umfang seien eine Notwendigkeit. Seien es Konzerte oder Kunstausstellung, die Menschen aus der Ferne anlocken. Denn die "kaufen auch", weiß der Stadt-Soziologe aus Erfahrung.

Nicht zuletzt gehörte in die Zauberformel eine notwendige Klimapolitik kombiniert mit der Verkehrswende als unabdingbare Themen der aktuellen Zeit.

Investoren finden sich, wenn diese sehen, dass eine Stadt tätig ist
In der anschließenden Fragerunde ging Citymanager Uli Noß auf die Thematik des fehlenden Geldes vieler Städte und die Frage ein "Wie findet man Investoren?". Dabei hob er hervor, dass Wissen viel Potential habe, schon viele Hausaufgaben gemacht seien und es nun etwa an der noch fehlenden Außendarstellung zur feilen sei. Zudem hob Noß die gute Zusammenarbeit mit der IHK hervor. Hoorn stellte bei dieser für ihn wertvollen Frage heraus, dass Investoren sähen, wenn eine Stadt tätig und auf dem richtigen Weg sei. Gerne seien dieselben bereit dann "mitzutun", belegen die Beispiele etwa von Maastricht.

Ulrich Schmalz konnte sich durchaus vorstellen, dass Wissen zu einer "Europastadt" werden könne. Wenngleich dies eine anspruchsvolle Vision sei, müsse getreu der Zauberformel die Frage nach der Identität der Stadt und nach Alleinstellungsmerkmalen in Augenschein genommen werden. Genau diese Vision fehle in Wissen noch, so ein anderer Redner und regte in diesem Zusammenhang an, etwa Städtepartnerschaften intensiver aufleben zu lassen, was Hoorn mit "Netzwerke und Lobbypolitik" seien wichtig, untermauerte. (KathaBe)
     
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