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Nachricht vom 29.08.2022
Kultur
Altenkirchener Spiegelzelt: Frontm3n begeistern Fans vieler Oldies, but Goldies
Männer-Trios hinterlassen bisweilen Spuren in kulturellen Belangen. Da waren einst in einem Schwarz-Weiß-Streifen "Die Drei von der Tankstelle", die Band "Trio" mit ihrem Minimalismus oder "Die drei ???", die ebenfalls auf Bühnen zu sehen sind. "Frontm3n" bilden in Altenkirchen keine Ausnahme und so den umjubelten Auftakt für die Spiegelzelt-Wochen.
"Frontm3n" zeigen in Altenkirchen eine unbändige Spielfreude (von links): Robert Hart, Pete Lincoln und Mick Wilson. (Foto: vh)Altenkirchen. Der Blick ins nostalgische Rund des Spiegelzeltes beweist. Vielfach sind es Herrschaften in gesetzterem Alter, die Tische und Stühle okkupieren und einen Hinweis geben, dass das, was gleich zu hören sein wird, doch schon einige Jährchen auf dem Buckel hat. Selbst die Protagonisten passen sich ihrem Publikum an. Der eine, Pete Lincoln, ist 66, Mick Wilson 59, und Robert Hart bringt es auf 63 Jahre. Zusammen spielen sie als "Frontm3n" nur mit ihren Gitarren gecoverte Oldies, but Goldies der 1960er- und 1970er-Jahre bekannter Bands wie "The Sweet", "Smokie", "10cc", "Manfred Mann’s Earth Band" oder "Bad Company" unter dem Motto "An exclusiv acoustic Night". Auch eigene Kompositionen, auf zwei Scheiben bislang fixiert, fließen in den Abend ein. Richtig: Eigentlich ist Peter Howarth der Dritte im Gründungsbunde, aber eine Tourneeverpflichtung mit "The Hollies" macht ihn für diesen Gig unabkömmlich, so dass ihn Hart "vertritt". Der gut zweistündige Auftritt am Sonntagabend (28. August) wird schließlich zum fantastischen Start der Spiegelzelt-Festspiele auf dem Schlossplatz in Altenkirchen, die am 23. September enden.

Zuhörer werden erst langsam "warm"
Es dauert doch einige Zeit, genauer gesagt die erste "Halbzeit" und die Pause, bis Frontm3n und die nur rund 150 Zuhörer sich aufeinander einlassen, zueinanderfinden, der schon oft zitierte Funke in beide Richtungen überspringt. Will aber nicht heißen, dass Durchgang eins in Sachen Qualität deutlich hinter den Erwartungen zurückbleibt. Schon mit dem recht intensiv interpretierten "Love is like Oxygen" (The Sweet) deutet sich der Weg zu mehr intensiverer Interaktion an. "Fox on the Run" (The Sweet) und Lincoln, ehemals Frontmann von The Sweet, aus deren Feder der Song stammt, legen endlich die Schalter auf beiden Seiten auf deutlich mehr Emotionen um. Nunmehr im Stehen rhythmisch klatschend, zeigen die Fans, dass sie Text und Musik noch längst nicht aus dem Gedächtnis verbannt haben, zumal das Geburtsjahr des Hits 1974 ist. Bei "Davy’s on the Road again" brilliert Hart - kein Wunder, denn als Sänger bei Manfred Mann steht er mit dem Titel auf Du und Du. Ein wenig schraubt Wilson mit "I’m not in love" (10cc) die Euphorie zurück, lässt bei dem ein oder anderen die Erinnerung an Abende und Nächte in einer Disco aufkeimen, als das Lied Mitte der 1970er-Jahre dazu geeignet war, (sehr) eng umschlungen zu tanzen, ehe die Post wieder abgeht. "The Ballroom Blitz" (The Sweet) und "Rubber Bullits" (10cc) bedeuten absolute Partystimmung und lassen den Wunsch reifen, dass der Auftritt sich doch gerne noch ein wenig in die Länge ziehen dürfte, zumal Wilson mit einem Augenzwinkern erklärt, wie sich der geneigte Besucher zu verhalten habe, um in den Genuss einer Zugabe zu kommen. Und die hat es in sich. Mit "Pretty Flamino" und "Mighty Quinn" (Hart/Manfred Mann) und "Dreadlock Holiday" (Wilson/10cc) setzt das Trio ein ungemein fulminanten und rockigen Schlusspunkt - denn (ein wenig abgewandelt): "I don’t like Altenkirchen, I love it!"

Musikalische Perfektion
Einmal mehr zeigen Frontm3n, wie bereits schon im Januar 2019 in der Stadthalle, dass sie ihr Metier bestens verstehen. Da ist zum einen die musikalische Perfektion, zum anderen die, gepaart mit den unverwechselbaren Stimmen, von einer unaufgeregten und authentischen Art der Gentlemen-Group begleitet wird. Die drei gestandenen Herren sprühen (immer noch) so vor Spielfreude - nicht nur bei den Coverversionen, sondern auch bei den eigenen Kompositionen ("Open Up", "Angels and Demons", "Fall for you" und "All at sea"), entnommen zweier CDs, die es bislang auf den Markt geschafft haben. Schon gar niemand nimmt es Wilson übel, dass er hin und wieder auf die Möglichkeit verweist, an einem kleinen Stand Devotionalien zu erstehen, das Geld sei für die Kinder, erklärt er mit erhobenem Zeigefinger, "für unsere". Und er ist es auch, der den Abend im Nachklapp als "great" in dem wunderschönen Veranstaltungsort klassifiziert. Selbst die vermeintlich geringe Zuschauerzahl habe ihn nicht gestört, sei für ihn nicht langweilig gewesen: "Die Zuschauer haben gelacht, haben Freude gehabt. Wenn du spielt, spielst du für eine Person. Es macht keinen Unterschied ob, du für einen, 150 oder Tausende spielst." Lincolns Bemerkung in Richtung Publikum, dass die Musik aus einer Zeit stamme, "bevor ihr geboren wurdet", wird mit einem Schmunzeln zur Kenntnis genommen, wohl wissend, dass das nicht zu einhundert Prozent zutrifft.

"Ersatzmann" Hart passt hervorragend
Und es ist schon beeindruckend zu erleben, wie Hart in dieses Trio passt. "Wir haben im Februar oder März herausgefunden, dass wir diesen Schritt gehen mussten", erklärt Wilson, "wir sind mehrere Male zusammengekommen, um das nach und nach zu schaffen." Als er dann wieder nach Hause gefahren sei, habe er alle CDs mitgenommen, um sich vorzubereiten. "Aber Robert ist halt auch ein Profi", fügt er und fragt: "Haben Sie irgendwelche Probleme gehört? Er hat einen sehr guten Job gemacht." Das Gastspiel in Altenkirchen war das letzte im Rahmen der aktuellen Tour. Frontm3n starten Anfang des kommenden Jahres ihre nächste Serie von Auftritten in Deutschland, die unter dem Titel "Enjoy the Ride" am 14. Januar in Friedberg (Hessen) beginnt. (vh)

Das weitere Programm des Spiegelzeltes unter www.spiegelzelt-altenkirchen-westerwald.de
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