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Nachricht vom 24.01.2023
Region
Altenkirchener „Heimat-Shoppen-Tage“: Mehr sichtbare Werbung gefordert
„Nach dem ,Heimat shoppen’ ist immer vor dem ,Heimat shoppen’“: Das abgewandelte Zitat des ehemaligen Fußball-Bundestrainers Sepp Herberger gilt auch für die deutschen Industrie- und Handelskammern, die am zweiten September-Wochenende eines jeden Jahres bundesweit mit einer Extra-Aktion den lokalen und stationären Einzelhandel stärken möchten.
Die nächsten „Heimat-Shoppen-Tage“ können können, wie diese Runde deutlich sichtbar ausdrückt. (Foto: vh)Altenkirchen. Dieser Termin ist in jedem Jahr gesetzt: Am zweiten September-Wochenende unterstützen die Industrie- und Handelskammern (IHK) bundesweit den lokalen und stationären Einzelhandel mit ihrer Aktion „Heimat shoppen – Vielfalt in der Region“. Sie zielt darauf ab, die Geschäftswelt vor Ort zu unterstützen, deren Leistungsstärke herauszustellen, um Kundenfrequenz und Umsatz zu erhöhen als auch den Internetriesen wie Amazon & Co. die Stirn zu bieten. „Die Anmeldefrist für die Teilnahme endet am 28. Februar“, betonte Kristina Kutting als IHK-Regionalgeschäftsführerin für die Landkreise Altenkirchen und Neuwied mit Blick auf den 8. und 9. September bei einem Round-Table-Gespräch in Altenkirchen am Dienstagmittag (24. Januar). Es gelte, erneut alle Akteure in der Innenstadt wieder einzubinden, selbst diejenigen könnten sich beteiligen, die nicht Mitglied im Aktionskreis der Kreisstadt seien. Getreu des Zitats „Nach dem ,Heimat Shoppen’ ist immer vor dem ,Heimat Shoppen’“, das auf den ehemaligen und längst verstorbenen Fußball-Bundestrainer Sepp Herberger zurückgeht („Nach dem Spiel ist immer vor dem Spiel“), kamen aus der Runde auch Anregungen, wie die nächste Auflage noch intensiver promotet werden kann. Solveig Prusko (Wäller Buchhandlung) erhoffte sich eine bessere sichtbare PR für die beiden Tage und nannte als Beispiel „kleine Wimpelchen“, die die Straßen zieren könnten. „Wir müssen positiv aggressiv werden“, meinte sie und will mit dem Vorurteil aufräumen, dass es beim „Heimat Shoppen etwas Billiges gibt“. Sie regte zudem eine Online-Kampagne per Videosequenzen an, „wir müssen die Menschen aus dem Internetkauf in die Städte locken“. Durchaus vorstellen konnte sich Prusko sogar, per TV-Spot die „Propaganda“ anzukurbeln.

Bewegte Bilder als PR-Maßnahme
Volker Hammer (Wäller Sport) kritisierte, dass zum „Heimat Shoppen“ jeder sein eigenes Ding mache, und mahnte mehr Geschlossenheit an. Auch er präferierte als unterstützende Maßnahme bewegte Bilder, die in den Sozialen Netzwerken geteilt werden müssten. Zudem schlug Hammer vor, bei den Kollegen der Aktionsgemeinschaft Betzdorf um Hilfe in Form von Tipps zu bitten, denn „die organisieren ja ein richtiges Event an diesen Tagen, das sie auf eine Woche ausweiten“. Altenkirchens City-Manager Bastian Prieß berichtete, dass viele Leute nach wie vor vor Ort einkaufen wollen, diese Entscheidung jedoch vom Online-Marketing abhängig machten. Zudem gebe es für die Kunden die Möglichkeit, bei einem Einzelhändler ein Produkt bei „größerer Auswahl und besserer Qualität“ zu bestellen, das innerhalb kürzester Zeit geliefert werde und das „genauso schnell wie von Internetanbietern“. Besonders wichtig war es für Petra Schwarzbach (Dekorationen „Stilecht“), dass „auf die Vielfalt vor Ort hingewiesen wird“. Ob sich das, was sich hinter „Heimat Shoppen“ verbirgt, inzwischen bei Kunden in Fleisch und Blut übergangen ist, bezweifelte Nadine Grifone (La Piccola - vino e più): „Ich muss immer jedem Kunden darlegen, was ,Heimat Shoppen’ ist.“ Auseinander gingen die Ansichten übers das Fazit der Kampagnen-Tage. Cordula Heck (Modehaus Koch) lobte beispielsweise den Freitag des vergangenen Jahres, während Prusko und Hammer jeweils per Kopfbewegung ein Umsatzplus nicht vermeldeten.

Werbung soll früher geliefert werden
Hatten die von der IHK produzierten Werbematerialien im zurückliegenden Jahr erst spitz auf Knopf die Adressaten erreicht, so gelobte Lars Lettau (IHK-Regionalgeschäftsstelle Altenkirchen) Besserung. Er hoffe, dass alles drei bis vier Wochen vor dem eigentlichen Termin ausgeliefert sei. Kutting versprach ihrerseits, den von der IHK bislang praktizierten Umfang der Berichterstattung im Vorfeld beizubehalten. „Die Grenze ist erreicht, was wir beitragen können. Wir stellen die Plattform und sagen: Macht was draus!“, erklärte sie und fügte an, dass für sie nach wie vor die Werbegemeinschaften die Ansprechpartner seien und die alles nach eigenem Gusto händeln könnten und dürften. Die IHK werde auch weiterhin via Radio (RPR1 oder bigFM) aufs „Heimat Shoppen“ hinweisen. Darüber hinaus sollen am 13. Juni unter freiem Himmel alle Innenstadtakteure Altenkirchens zusammenkommen, um Marketing-Gedanken weiter zu vertiefen, damit die Frequenz in der City erhöht werden könne. Ideen, der niedrigen Besucherzahl grundsätzlich zu Leibe zu rücken, blieben nicht aus. Grifone führte „planbare Events“ an, die nicht „so viele Ausgaben“ bedingten. Die Stadt sei zudem aufwendig saniert worden, nunmehr gelte es, die drei vorhandenen Plätze mehr zu bespielen. Prieß brachte „niederschwellige Angebote“ ins Spiel, die auch über die Micro-Kulturförderung der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld finanziert werden könnten.

Kritik an der Politik
„Die Politik sieht den Einzelhandel als nicht mehr so wichtig an“, lenkte Hammer schließlich den Fokus der Diskussion auf einen aus seiner Sicht grundsätzlichen Aspekt, so dass ihm Prusko zur Seite springen konnte: „Es wird nichts mehr für den Einzelhandel gemacht.“ Schon oft (lautstark) diskutiert, nannte Hammer einen Sachverhalt, der speziell in Rheinland-Pfalz zum Tragen kommt und in direkter Nachbarschaft zu Nordrhein-Westfalen eine Wettbewerbsverzerrung darstellt: das RLP-Verbot, Geschäfte an Adventssonntagen im Dezember zu öffnen. „Kein Politiker hat den Arsch in der Hose, das Problem anzugehen“, ereiferte er sich als Teilnehmer bereits unzähliger Gespräche mit diesem Themenschwerpunkt, die bislang alle zu keinem, für den Handel zufriedenstellenden Ergebnis geführt hatten. „Es sind viele dicke Bretter zu bohren“, beschrieb Kutting die Situation aus IHK-Sicht. Der Vorschlag von Prieß, ein Late-Night-Shopping an einem Wochentag im Advent als adäquaten Ersatz für einen verkaufsoffenen Sonntag zu organisieren, erntete nicht unbedingt die breite Zustimmung, zumal es vor Jahren schon einmal einen solchen Versuch unter dem Titel „Himmlische Nacht“ in Altenkirchen gegeben hatte. (vh)
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