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Nachricht vom 14.03.2023
Region
Lesermeinungen zum geplanten Nahversorgungsfachmarkt in Pracht
Ist ein Nahversorgungsfachmarkt in Pracht sinnvoll? Grundsätzlich ja. Jedoch wurden bereits in den vergangenen Jahren viele angesiedelte Märkte geschlossen. Nun wurde die geplante Ansiedlung ohne Bezugnahme der Anwohner auf die Tagesordnung des Gemeinderates gesetzt. Die Einwohner Prachts haben bezüglich dessen große Bedenken.
LESERBRIEF. "Ein Versorgungsmarkt in Pracht wäre grundsätzlich zu begrüßen. Leider sind in den vergangenen Jahren die einst vorhandenen Märkte, Böcking Niederhausen, Richter Pracht, Böcking Pracht, um nur die mit den größten Verkaufsflächen zu nennen, geschlossen worden. An der Lage der Märkte zum Ortskern Pracht kann es nicht gelegen haben, ein Großteil der Einwohner konnte die Standorte fußläufig erreichen.

Auch die Angebote der Märkte waren durchaus akzeptable und auf den täglichen Bedarf ausgerichtet. Haben die Bürger das Angebot nicht angenommen oder gab es im Ort nicht genügend Einwohner, um die Märkte gewinnbringend zu betreiben? Nun steht die Planung im Raum einen "NAHVERSORGUNGSMARKT" in Pracht zu installieren. Nicht im Zentrum, am äußersten Zipfel der Gemeinde, das letzte Grundstück an der L 267 Richtung Weißenbrüchen. Fußläufig? Wohl nicht! Das Grundstück hat keine Erschließung zur Hauptstraße, der L 267.

Schon 1982 hat die Verbandsgemeinde eine Bebauung westlich von Wickhausen ausgeschlossen. Die Gemeindewasserwerke begründeten mit der technisch nicht ausreichenden Versorgung mit Trinkwasser die Ablehnung. Es ist vorgesehen, eine Fläche von rund 4000 Quadratmetern zu versiegeln. Hier handelt es sich um wertvolle landwirtschaftliche Nutzfläche, auf der in der Vergangenheit Getreide und Kartoffeln angepflanzt wurden und vielleicht auch wieder angepflanzt werden sollten. Die Natur hat hier einen Wildwechsel eingerichtet, der von Rehwild und Schwarzwild rege benutzt wird. Zunehmende Fahrzeugverkehr würde für Mensch und Wild zu ernster Gefahr werden. Wir sollten unsere Natur schützen!

Eine Bebauung ist aus technischer und landschaftlicher Sicht nicht zu empfehlen. Die Versorgung mit Wasser ist fraglich, beziehungsweise nur mit erheblichen Mitteln zu realisieren. Das Niederschlagswasser müsste über das vorhandene Abwassersystem entsorgt werden, geht das? Die Versorgung mit Energie ist ebenfalls fraglich. Das Gelände hat zum Teil eine Neigung von zehn Prozent, was einem Bodenausgleich von rund vier bis sechs Metern entsprechen würde, um ein horizontale Bau-und Parkfläche zu erhalten. Wenn die Unternehmer des Marktes sich die Frage der Gesamtkosten nicht stellen, sollte dies die Gemeinde machen und damit die Einwohner. Vielleicht Umlagen?

Bürger der Gemeinde Pracht sind bisher über die geplanten Baumaßnahmen nicht informiert worden. Ein Beschluss in der Gemeinderatssitzung am 15. März wäre voreilig und sollte noch einmal überdacht werden."

Klaus-Peter Bergerhoff, Pracht

Da dieses Thema die Bürger Prachts in Atem hält, haben wir noch eine zweite Lesermeinung erhalten.

"Ein Nahversorgungsfachmarkt in Pracht wäre grundsätzlich zu begrüßen! Jedoch ist die Käuferschaft zu gering und der Markt hätte dadurch keinen langen Bestand. Zurück bliebe nach einem vorherigen massiven Eingriff in die gewachsene Landschaft nur noch ein Betonriese. Der angedachte Standort zwischen Nachtigallenstraße, Höhenweg und L 267 ist verkehrstechnisch nicht geeignet.

Die enormen Erdaufschüttungen im unteren Bereich müssten durch einen mehrere Meter hohen Wall abgesichert werden. Die Wassermassen, die bei starken Regenfällen durch die Bodenversiegelung und den großen Dachflächen entstehen, können nicht durch die Kanalisation aufgefangen werden. Für den normalen Kaufhausbetrieb ist der Wasserdruck in den Leitungen nicht ausreichend zu gewährleisten.

Aus diesem Grunde wurde bereits im Jahre 1982 eine Erweiterung des Baugebietes in Wickhausen abgelehnt. Auch unter den dorfarchitektonischen Aspekten eines Straßendorfs wäre der geplante Betonklotz ein Fremdkörper. Neben dem einmaligen Verkauf der landwirtschaftlichen Nutzfläche hätte die Gemeinde Pracht keine weiteren Einnahmen zu erwarten.

Die Bürger sind über dieses geplante Bauvorhaben vom Gemeinderat in keiner Weise informiert worden. Deshalb sollte bei der Gemeinderatsitzung am 15. März kein vorentscheidender Beschluss gefasst werden."

Helmut Schimkat, Pracht
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