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Nachricht vom 12.03.2012
Region
Denkmal für die Menschen einer ganzen Region
Die Heimkehr von "Schnapper" und "Doppler", den großen Stahlskulpturen aus der meisterlichen Hand des Bildhauers Arnold Morkramer und seines Mitstreiters Schmiede- und Schlossermeister Friedhelm Biernard wurde im Kulturwerk Wissen gefeiert. Deutlich wurde: es ist ein Denkmal für die Menschen an der Sieg, nicht für Konzerne und deren Machenschaften. Erinnern an die schwere Arbeit der Menschen im "Eisenland" sollen die Skulpturen, und gegen das Vergessen des Ursprungs des Wohlstandes einer ganzen Region Zeugnis ablegen.
Bildhauer Arnold Morkramer (links) und Schmiede- und Schlossermeister Friedhelm Biernard arbeiteten mehr als 1000 Stunden an den Skulpturen, die an die Arbeit der Menschen im ehemaligen Walzwerk erinnern. Ein Denkmal zum Nachdenken. Fotos: Helga Wienand-Schmidt Wissen. Zum Frühschoppen und zur öffentlichen Präsentation kamen am vergangenen Sonntag mehr als 300 Gäste ins Kulturwerk Wissen, sie alle schauten sich die fast drei Meter großen Stahlskulpturen an und waren überwiegend begeistert. Eingeladen hatte die Wissener eigenArt und der Förderverein Kulturwerk Wissen mit dem Ziel, die Skulpturen der Öffentlichkeit vorzustellen und vor allem Spenden zu sammeln.

Es gelang, Vorsitzender Berno Neuhoff zeigte sich überglücklich, als das Spendenbarometer verlesen wurde und es am Ende mehr als 12.000 Euro waren. Zu den großen Spenden der heimischen Banken kamen auch viele kleinere Spenden und manche ganz spontan. Hubert Brendebach überreichte im Namen der Einwohner der Altstadt 300 Euro, hier im "Wissener Ei", dem Kreisverkehrsplatz in der Altstadt, werden die Skulpturen ihren Standort haben.
Bildhauer Arnold Morkramer und Schmiede- und Schlossermeister Friedhelm Biernard schufen die ausdrucksstarken Figuren, die jeweils eine Arbeiterfunktion (Schnapper/Doppler) im ehemaligen Walzwerk darstellen. Für beide Männer sind diese großen Kerle mit ihren 400 Kilo Gewicht auch eine Premiere. Morkramer und Biernard sind zufrieden mit ihrem Werk, es sei eine große Herausforderung gewesen.
„Wir haben eine Senioren-Kunstkommune in Kamp-Bornhofen gegründet“, schmunzelte Morkramer. Der 82-jährige Bildhauer und der 74-jährige Schmiede- und Schlossermeister arbeiteten ein halbes Jahr, täglich 6 bis 7 Stunden. So kamen locker rund 1000 Arbeitsstunden zusammen, bilanzierte Biernard im Gespräch im dem AK-Kurier. Im Inneren ist ein Tragegerüst, gleich dem Skelett des Menschen. Das Material ist Corten-Stahl, dieser Stahl legt eine Patina an, rostet aber nicht durch. Eingesetzt wird dieser Stahl auch im Hochwasserschutz.
Morkramer: "Es geht um die geschichtliche Erhaltung der Akteure, um ein Denkmal für die Menschen der Region, die mit ihrer schweren Arbeit ihre Familien ernährten und zum Wohlstand einer ganzen Region beitrugen. Viele wissen nicht mehr was gestern war, die beiden Kerle sollen auch zum Nachdenken (Denkmal) anregen und dem allzu schnellen Vergessen entgegenwirken". Morkramer ließ keinen Zweifel aufkommen, dass er ohne den Schmiede-und Schlossermeister sowie Freund Biernard und seine besonderen metallurgischen Kentnisse sowie desse Mithilfe das Werk nicht allein geschafft hätte. Die Größe war eine Herausforderung für den Bildhauer, der zwar Kunstwerke in mehr als 70 Orten, vor allem Kirchen in Deutschland schuf, aber eben nicht aus dem Material Corten-Stahl. "Ich hoffe sehr, dass die Menschen die Skulpturen gut annehmen und das damit kein Unfug geschieht", sagte der Bildhauer.

Im Grußwort ging auf das Thema Denkmal auch Bürgermeister Michael Wagener ein. Im Publikum saßen viele ehemalige Walzwerker, ihnen galt der besondere Gruß. Die Skulpturen mit den beiden Funktionen „Schnapper“ und „Doppler“ erinnern an die harte Arbeit der Menschen im Werk, wo zu Spitzenzeiten 3000 Menschen arbeiteten. Ihrer Hände Arbeit habe die Region zu Wohlstand geführt. Es sei kein Denkmal für Konzerne in der wechselvollen Geschichte des Werkes.
Der Stadtrat beschloss vor geraumer Zeit, dass die Kosten für eine Skulptur von der Stadt übernommen wird. Wagener dankte für das Engagement der Spender, denn ohne dieses bürgerschaftliche Engagement wäre so etwas nicht möglich. "Der Tag heute ist der Start für die kommenden Jahre, wo es gilt, die Geschichte des Siegtales lebendig werden zu lassen", freute sich Wagener. Dabei gehe es immer um die Menschen in der Region, nicht um Kult für Firmen. Letztlich hätten schwer arbeitende Menschen den Wohlstand an die Sieg gebracht und das möglich gemacht, wovon heute lebende Generationen zehren und profitieren.
Am Samstag werden voraussichtlich die Stahlskulpturen ihren Platz erhalten. Damit sie nicht gestohlen werden können – auch nicht von fahrenden Altmetallhändlern - wird es eine besondere Sicherung geben. Mit Blick auf die Gäste aus dem Wissener "Unterdorf" meinte Wagener schmunzelnd, dass sie dort bestens geschützt werden.
Als der Arbeitskreis Kultur der Zukunftsschmiede Wissen gegründet wurde und die Wissener eigenART entstand war Arnold Morkramer von Anfang an dabei. Sein Wirken wurde von den Mitstreitern besonders gewürdigt. Der Verein hatte intern in den eigenen Reihen gesammelt, um dem Künstler am Tag der Präsentation 2000 Euro zu überreichen. Arnold Morkramer ist kein Mann der großen Worte, aber er freute sich sichtlich.
Zum musikalischen Frühschoppen gab es die passende Musik. Den Auftakt machte die Band „Schräglage“, weiter ging es mit der Bergkapelle "Vereinigung" Birken-Honigsessen und zum Finale sang der Männerchor "Zufriedenheit" Köttingerhöhe.
(hws)
       
   
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