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Nachricht vom 31.03.2012
Region
LandFrauentag thematisierte die Bedeutung von Heimat
Rund 300 Frauen durfte die Kreisvorsitzende des LandFrauenverbandes Altenkirchen, Gerlinde Eschemann, am Samstag zum LandFrauentag 2012 in der Stadthalle in Altenkirchen willkommen heißen. Pfarrer Franz Meurer begeisterte die Menge mit seinem Referat „Warum Heimat so wichtig ist!“
Auf der Tagesordnung des diesjährigen LandFrauentages standen traditionell auch wieder die Verabschiedung und Ehrung der ausgeschiedenen Vorstandsmitglieder, denen mit Urkunde und Geschenk für ihre Tätigkeit bei den LandFrauen gedankt wurde. Fotos: Bianca KlüserAltenkirchen. Anlässlich des diesjährigen LandFrauentages fanden sich am Samstag rund 300 Gäste des weiblichen Geschlechts in der Stadthalle der Kreisstadt ein. Mit ihrer musikalischen Darbietung sorgte Florentine Schumacher aus Eichelhardt, die beim Landeswettbewerb „Jugend musiziert“ Rheinland-Pfalz in der Kategorie Musical mit ihrem Gesang des ersten Platz belegte, für große Begeisterung und einen tollen Veranstaltungsauftakt. Dann trat Gerlinde Eschemann, Kreisvorsitzende des LandFrauenverbandes Altenkirchen, ans Rednerpult. „Wenn ich alleine träume, ist es ein Traum. Wenn wir gemeinsam träumen, ist es der Anfang der Wirklichkeit“, so eine brasilianische Weisheit. Gemeinsam seien auch die LandFrauen auf den Wegen der Wirklichkeit und der Heimat unterwegs, so Eschemann und begrüßte alle Anwesenden, darunter Vertreter aus den Bereichen Politik, Gesellschaft sowie Institutionen und Verbänden, aufs Herzlichste zum traditionellen LandFrauentag und dankte ihnen sogleich für ihr Interesse und ihre Verbundenheit. Die LandFrauenverbände, so Eschemann weiter, seien aktiv als Interessenvertretung aller Frauen im ländlichen Raum, in den unterschiedlichsten Bereichen des öffentlichen Lebens, tätig. Ihr Hauptziel bestünde dabei darin, Frauen zu qualifizieren und sie in Beruf und Familie für Gesellschaft und Politik zu stärken. Das Netzwerk von der Bundes- zur Ortsebene ermögliche die Präsenz und Pflege von Kontakten auf einer breiten Fläche mit der Bemühung Frauen zu unterstützen. Auf Bundesebene sei dabei das neu angelaufene Projekt „LandFrauenStimmen für die Zukunft – Faire Einkommensperspektiven sichern“ zu nennen, das Ende Februar bei der UN-Frauenrechtskommission in New York vorgestellt worden sei. In den Landesverbänden sei der „Ernährungsführerschein“ umgesetzt worden, der dazu gedient habe 130000 Schülerinnen und Schülern die Grundlagen der Ernährung zu vermitteln. Das Jahresprogramm biete im Kreis Altenkirchen sowie den einzelnen Bezirken ein breit gefächertes Angebot von Aktivitäten. Die Veranstaltungen behandeln die Felder Gesundheitsvorsorge, Lebenskultur, Stressmanagement, Medienkompetenz, Erziehungsthemen, Pflege und Haushaltsmanagement, Ernährungslehre, Yoga und Rückenschulung. Grundlage für die Zukunftsfähigkeit all dieser Aktivitäten sei dabei die Finanzierung. Die Delegiertenversammlung habe Anfang März eine Beitragserhöhung auf zwei Euro pro Monat beschlossen und sich für die Zulassung von Fördermitteln ausgesprochen. Die jährlichen steigenden Mitgliederzahlen seien ein Zeichen für die Aktualität der Themen und das zunehmende Interesse bei den Frauen. Der LandFrauenverband im Kreis Altenkirchen zähle derzeit etwa 1800 Mitglieder.

Im Anschluss richtete Landrat Michael Lieber sein Grußwort an die Gäste. „Gerne überbringe ich Ihnen die Grüße des Kreises Altenkirchen“, so Lieber und entrichtete den LandFrauen seinen Dank für die gute Zusammenarbeit auf allen Ebenen. Besonders sei dabei ihr Mitwirken bei der Partnerschaft zwischen dem polnischen Landkreis Krapkowice und dem Kreis Altenkirchen hervorzuheben. Die Landfrauen verkörpern ein Stück weit Heimat, so Lieber.
Als nächster sprach Heinz Düber, erste Beigeordneter der Verbandsgemeinde Altenkirchen, stellvertretend für Stadt- und Verbandsbürgermeister Heijo Höfer, sein Grußwort. Der Kreis wäre, so Düber, ärmer ohne die LandFrauen. Sie haben zwar ihren alten Namen beibehalten, haben jedoch neue Rollen für sich gefunden.
Volker Rudloff, Dienstleistungszentren ländlicher Raum Montabaur, sagte ebenfalls ein paar Worte des Grußes. Dankbar zeigte er sich für die Einladung, die er als Zeichen der alten Verbundenheit der LandFrauen zur Institution wie auch zu ihm selbst anerkenne. „Ich war heimatlos“, so Rudloff und ließ einige Phasen seines Lebens Revue passieren. Als Flüchtling in den Westen gekommen, habe er oft über den Begriff „Heimat“ nachgedacht. Er wisse nicht, was Heimat ist. Für die Zukunft wünsche er dem LandFrauenverband weiterhin gute Ideen und deren Gelingen.
Als letztes Grußwort folgte das von MdEP Christa Klaß, Landesvorsitzender des LandFrauenverbandes Rheinland-Nassau. Der LandFrauenverband erfülle sie mit Stolz. Dort passiere viel und das sei beispielgebend. Es sei wichtig, die Anliegen der Frauen in der Öffentlichkeit weiter zu tragen, so Klaß und wünschte den LandFrauen auch für die Zukunft alles Gute.

Nach einem weiteren musikalischen Intermezzo von Florentine Schumacher folgte das Referat von Franz Meurer, Pfarrer im Kölner Arbeiterviertel Köln-Vingst, zum Thema „Warum Heimat so wichtig ist!“, das auf packende Art und Weise und unter Einbeziehung berühmter Zitate den Frauen die Bedeutung von Heimat vor Augen führte. „Heimat ist etwas, was man verschenkt“, so Meurer und verwies sogleich auf eine Zitat des italienischen Philosophen Umberto Eco: „Von deiner Geburt kannst du nie erzählen.“ Der Mensch werde sich geschenkt, um sich selbst zu begreifen. Heimat sei die Frage nach der Kontur und der Ästhetik, nach der Wahrnehmung der Welt. Das Aussehen der Stadthalle beispielsweise treffe eine Aussage über die Kultur des Ortes. Oft trete der Fall ein, dass es in Familien keine Heimat gebe. Um Heimat zu finden, müsse der Mensch erst lernen zu sprechen, zu denken, sich zu bewegen. Ein diesen Umstand fördernder Prozess sei das Vorlesen. 1756 Stunden bekommen Kinder in Deutschland durchschnittlich vorgelesen, bevor sie in die Schule kommen. Für die Entwicklung des Denkens und Sprechens sei dies ungemein wichtig. Einen anderen Schweif wagte Meurer mit seinem Blick auf die Gefängnisinsassen der heutigen Zeit. Wichtig sei es, diesen Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten, um vorzubeugen, dass sie rückfällig werden. „Wer keine Zukunft hat, hat keine Angst vor Strafe“, so Meurers Auffassung. Auch Wohlstand sei hier ein wesentlicher Faktor. Armut sei Heimlosigkeit, den die sie führe zu Ausgeschlossenheit, zu Verwahrlosungsphänomenen. „Gefährlich ist, wer nichts zu verlieren hat“, so Meurer weiter. Heimat entstehe durch Akzeptanz. Ohne Vorbilder sei Lernen nicht möglich, es gebe dann keine Selbstdisziplin. Lernen sei die Vorfreude auf sich selbst. Wer Heimat schaffen wolle, der müsse Freude am Lernen schaffen. Dazu bedürfe es der Festlegung gewisser Regeln. Eine gemeinsame Pflege des öffentlichen Raums sei maßgeblich und so rief er dazu auf, hinzuschauen, was bei jedem Einzelnen der Anwesenden vor Ort in seiner Heimat passiert. Nur so könne der Käuflichkeit von Heimat endlich ein Ende gesetzt werden. Denn Heimat bedeute Zugehörigkeit ohne Leistung. Für die Bildungsentwicklung seien neben Elternhaus und Schule auch die Viertel wichtig, die Identifikationsmuster liefern. Barmherzigkeit sei die Macht des Einzelnen und das Privileg der Harmonie. In diesem Zusammenhang verwies er auf ein Zitat aus der Harry Potter Reihe: „Wichtig sind nicht die Fähigkeiten, sondern die Entscheidungen, die wir treffen.“ Weiter stellte er in den Vordergrund, was es bedeute „Mensch“ zu sagen: die Zuerkennung von Würde und sich auf die gleiche Augenhöhe zu begeben. „Meine These ist: die meisten Menschen sterben den sozialen Tod mitten in diesem Leben“, so Meurer. Zusammenhalt sei wichtig, denn allein können der Mensch weit weniger. Er könne sich nicht selbst trösten oder kitzeln. Die Gruppe sei stets stärker als der Beste in der Gruppe. Eine Hierarchisierung der Gesellschaft müsse aufhören. Denn jeder schaffe mit seinem einzelnen Beitrag etwas für die Gemeinschaft.
Als Dankeschön für das packende Referat überreichte Kreisvorsitzende Gerlinde Eschemann ihm eine Spende für sein laufendes Projekt, zu deren Erhöhung eine Spendenbox bereit stand, sowie einer Buch über den Kreis Altenkirchen.

Im Anschluss folgte die Verabschiedung der Vorstandmitglieder, denen für ihre Zeit und Kraft, ihren Mut und ihre Freude, die sie bei den LandFrauen eingebracht haben, mit einer Urkunde und einem Geschenk gedankt wurde.

Geehrte wurden folgende ausgeschiedene Vorstandmitglieder der Bezirksvorstände:
Für zwei Jahre Vorstandsarbeit:
Regina Heuser, Wissen-Mittelhof
Für vier Jahre Vorstandsarbeit:
Annegret Höfer, Katzwinkel
Susanne Hombach, Friesenhagen
Bärbel Ortmann, Katzwinkel
Martina Schroth, Katzwinkel
Ulrike Wienold, Katzwinkel
Ursula Schwahn, Wissen
Für acht Jahre Vorstandarbeit:
Rita Baldus, Gebhardshain
Alexandra George, Flammersfeld
Marlene Orthen, Friesenhafen
Elisabeth Reifenröther, Gebhardshain
Marianne Ross, Weyerbusch
Ursula Schmidt, Gebhardshain
Christel Schneider, Friedewald
Christine Zissener, Gebhardshain
Für zwölf Jahre Vorstandsarbeit:
Helene Solbach, Gebhardshain
Für 20 Jahre Vorstandsarbeit:
Rita Damm, Hamm
Karin Klein, Hamm
Doris Kölbach, Hamm
Karin Oesterheld, Friesenhagen
Ursel Reider, Hamm
Birgit Voigt, Hamm

Weiterhin waren fünf Bezirksvorsitzende zu verabschieden:
Agathe Becher, Wissen-Mittelhof
Brigitte Kretzer, Weyerbusch
Rita Müller, Gebhardshain
Birgit Pfeiffer, Hamm
Margret Zibuschka, Katzwinkel

Es folgte die Vorführung unterschiedlicher Showtänze des Tanzstudios „Step-In“ Altenkirchen, die großen Beifall bei den Frauen ernteten. Nach dem Schlusswort der zweiten Kreisvorsitzenden, Ruth Bruchertseifer, waren die Gäste zum gemeinsamen Abendessen eingeladen, noch die eine oder andere Stunde zusammen zu verbringen. (bk)
       
     
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