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Nachricht vom 01.05.2025 |
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Region |
Streckensanierung bei der Bahn und Sperrung der B 62: Das Verkehrschaos bleibt vorprogrammiert |
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Die Meldung kam überraschend, die Auswirkungen werden mit Schrecken erwartet: Ab Dezember 2026 will die Deutsche Bahn 30 Wochen lang die Siegstrecke zwischen Siegen und Troisdorf generalsanieren. Für diesen Zeitraum ist auch die Sperrung der Bundesstraße 62 geplant. Die Bahn hält sich bedeckt, wie die Maßnahmen koordiniert werden sollen. |
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Region. Sieben Monate lang soll die Siegstrecke zwischen Siegen und Troisdorf gesperrt werden. Der Grund ist eine umfangreiche Sanierung. Das bestätigte die Deutsche Bahn gegenüber dem AK-Kurier, weitere Einzelheiten wollte der Bahnsprecher aufgrund der langen Vorlaufzeit bis Dezember 2026 aber nicht nennen. Ebenso bedeckt hält sich das Unternehmen im Hinblick auf die Frage, wie die umfangreiche Maßnahme mit der geplanten Sperrung der Bundesstraße 62 zusammenpasst, denn in genau diesen Zeitraum fällt auch die Sanierung der B 62 in der Ortsdurchfahrt Niederschelderhütte. So kann man von der Straße nicht auf die Scheine ausweichen, von der Schiene nicht auf die Straße. "Diese Situation ist für die Bevölkerung nicht vermittelbar", betonten bereits heimische Politiker. Landrat Dr. Enders erklärte, der Ausfall beider Verkehrswege komme einem Kollaps gleich. Insgesamt kritisierten Politiker und Bürger gleichermaßen öffentlich die fehlende Abstimmung zwischen der Deutschen Bahn und den Verantwortlichen der Straßenbaumaßnahme, denn "das, was hier droht, kann man keinem rational denkenden Menschen erklären", so Enders. Er hat angekündigt, sich bei den Bahnbevollmächtigten für Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz für eine Verschiebung der Sanierung der Siegstrecke einzusetzen. Nach Auskunft der Kreisverwaltung hat er bisher allerdings keine Rückmeldung von der Deutschen Bahn erhalten.
LBM wusste nichts von den Plänen der Bahn
Der Landesbetrieb Mobilität (LBM) macht auf Anfrage klar, er habe von dem Bauvorhaben der Deutschen Bahn keine Kenntnis gehabt, "leider war es uns daher nicht möglich, im Rahmen unserer Straßenbaustelle auf verschiedene Problematiken einzugehen." Dies nachträglich noch zu tun, ist jetzt aber auch nicht möglich, erklärt der LBM: "Da sich unsere Baumaßnahme bereits in der Vergabephase befindet, können wir den Bauzeitenplan nicht mehr anpassen."
Dazu muss man wissen, dass die Pläne des LBM lange bekannt waren. Bereits 2013 haben nach Aussage des Betriebs Gespräche mit verschiedenen Beteiligten, unter anderem der DB Netz AG, bezüglich der Radwegeführung stattgefunden. Der Abstimmungsbeginn der eigentlichen Baumaßnahme lag demnach im Jahr 2021 und der LBM betont: "Da die Maßnahme eine Gemeinschaftsmaßnahme ist, war der Abstimmungsbedarf enorm hoch." Eine Anliegerversammlung mit den betroffenen Gewerbetreibenden fand Mitte 2024 statt. Für die betroffenen Anwohner wurde im März 2025 eine Infoveranstaltung durchgeführt. Zudem hat der LBM seit Mitte 2024 Pressemitteilungen hinsichtlich des Baubeginns in 2025 herausgegeben. Der LBM weist auch darauf hin, dass die Abstimmung zwischen den Trägern verschiedener Infrastrukturprojekte generell sinnvoll sei "und in vielen Fällen auch praktiziert wird".
Die Deutsche Bahn ließ eine entsprechende Anfrage nach den Abstimmungsmöglichkeiten unbeantwortet.
Wie ist also das erwartete Komplettchaos noch abzuwenden? "Gemeinsam mit der Verbandsgemeinde Kirchen und weiteren Beteiligten, wie beispielsweise der Polizei, haben wir ein Verkehrskonzept entwickelt, welches darauf abzielt, die Beeinträchtigungen des Verkehrs im Rahmen unserer Möglichkeiten zu minimieren", erklärt der LBM und fügt jedoch hinzu: "Weitere größere Änderungen am Verkehrskonzept sind aufgrund der komplexen Arbeiten und im Detail aufeinander abgestimmten Verkehrsführungen leider nicht mehr möglich, da bereits alle Optionen unsererseits in dieses Konzept integriert wurden."
Folgen für Pendler, Bürger und Studenten
Dass diese herausfordernde Verkehrssituation Folgen haben wird, da sind sich nicht nur heimische Politiker einig. Auch die Stadt Siegen rechnet im Zuge der Sperrung der B 62 beispielsweise mit einer deutlichen Zunahme des Verkehrsaufkommens auf den Ausweichrouten. Insbesondere im Bereich des Wellersbergtunnels sei mit erhöhten Verkehrsbelastungen bis hin zu Staus zu rechnen. "Für Berufspendlerinnen und -pendler aus beziehungsweise nach Siegen in Richtung Mudersbach bedeutet dies eine spürbare Verlängerung der Fahrzeiten. Die zusätzliche, zeitgleiche Sperrung der Bahnstrecke des RSX verschärft die Situation erheblich, da hierdurch weitere Verkehrsströme auf die Straße verlagert werden. Dies betrifft auch den üblicherweise eingerichteten Schienenersatzverkehr, der die bereits belasteten Umleitungsstrecken zusätzlich frequentieren würde", erklärt die Stadt aktuell und fügt hinzu: "Der Stadt Siegen liegen bislang keine detaillierten Informationen zum Umfang des Schienenersatzverkehrs, zum Bauablauf oder zu den einzelnen Bauabschnitten der geplanten Sanierung der Rhein-Sieg-Strecke vor."
Aus Sicht der Stadt Siegen stellt die Kombination aus der Straßensperrung der B62 und der gleichzeitigen Sperrung der Bahnstrecke eine erhebliche Beeinträchtigung für Berufspendler, Studierende sowie Freizeitreisende dar. Mit Konsequenzen: "Insbesondere im Bereich des Freizeit- und Bildungsverkehrs ist mit spürbaren Rückgängen zu rechnen". Und wie die Straßen- und Verkehrsabteilung mitteilt, werden beide Maßnahmen auch Auswirkungen auf seit längerem geplante Baustellen der Stadt Siegen haben. So könne beispielsweise die Sanierung von Teilabschnitten der Eiserntalstraße nicht wie geplant durchgeführt werden.
Die Universität Siegen schaut den angekündigten Maßnahmen ebenfalls eher pessimistisch entgegen. "Jeden Tag sind tausende Studierende und viele Beschäftigte auf die Zug- und Busverbindungen des ÖPNV angewiesen. Die Erreichbarkeit unserer Universität hängt davon ab, wir benötigen kurze und verlässliche Fahrzeiten - das ist für die Attraktivität der Universität ein wichtiger Punkt", erklären Uni-Rektorin Prof. Dr. Stefanie Reese und Interims-Kanzler Andreas Düngen. "Wir möchten so viele Menschen wie möglich für ein Studium an unserer Universität begeistern, die Sperrung der Siegstrecke bei einer zeitgleichen Großbaustelle auf der B62 ist deshalb äußerst nachteilig. Wir unterstützen deshalb die Forderungen, diese Maßnahmen anzupassen und miteinander abzustimmen." (rm)
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Nachricht vom 01.05.2025 |
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