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Nachricht vom 06.05.2025
Wirtschaft
Geheime Orte und vergessene Pfade in Altenkirchen: Entdecken Sie das Verborgene
RATGEBER | Wer an Altenkirchen denkt, hat meist das Bild einer beschaulichen Kleinstadt vor Augen. Der Wochenmarkt, das Glockenspiel der Kirche, die engen Gassen mit ihren Fachwerkhäusern – all das ist vertraut. Doch abseits der bekannten Pfade warten Orte, die still und verborgen liegen, Orte, die ihre Geschichten nur denjenigen erzählen, die neugierig genug sind, ihnen nachzuspüren. Geheime Winkel, vergessene Wege, Lost Places mit verwitterten Mauern – Altenkirchen zeigt sich hier von einer Seite, die nicht jeder kennt.
Symbolfoto (Altenkirchen Innenstadt)

Altenkirchens bekannte Highlights


Bevor man sich auf die Suche nach verborgenen Schätzen begibt, lohnt es sich, zunächst die bekannten, aber dennoch charmanten Ecken Altenkirchens zu erkunden – ganz entspannt und bequem mit dem Taxi oder den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Diese Orte sind es, die Altenkirchen sein Gesicht geben. Sie erzählen Geschichten, laden zum Verweilen ein und bilden den perfekten Ausgangspunkt für jede Erkundungstour.

Ein Spaziergang durch die kleine, aber feine Altstadt fühlt sich an wie eine Reise in eine andere Zeit. Kopfsteinpflaster schlängelt sich durch schmale Gassen, Fachwerkhäuser lehnen sich eng aneinander, und aus den Fenstern der Cafés weht der Duft von frisch gebackenem Kuchen. Besonders ins Auge fällt die Evangelische Kirche, deren stolzer Turm über den Dächern thront – ein Wahrzeichen, das man schon von weitem sieht. Wer hier eine Pause einlegt, vielleicht bei einer Tasse Kaffee unter freiem Himmel, spürt das gemächliche Tempo dieser Stadt. Danach kann man den Weg zu Fuß fortsetzen. Nicht weit entfernt liegt nämlich der Schlossplatz, das Herzstück Altenkirchens. Hier steht das Alte Schloss, heute ein Verwaltungsgebäude, doch einst ein Herrschaftssitz der Grafen. Zwischen seinen Mauern wurden Entscheidungen getroffen, Feste gefeiert, Geschichten geschrieben. Heute klingt hier an lauen Sommerabenden manchmal Musik, wenn kleine Open-Air-Konzerte den Platz in eine Bühne verwandeln.

Wer tiefer in die Geschichte eintauchen möchte, findet im Heimatmuseum Altenkirchen ein kleines, aber feines Juwel. Untergebracht in einem alten Fachwerkhaus, erzählt es von der Kultur der Region – von der harten Arbeit auf den Feldern, dem Handwerk vergangener Zeiten bis hin zu skurrilen Alltagsgegenständen, die heute ein Schmunzeln hervorrufen.

Und wer den Blick lieber in die Ferne schweifen lässt, sollte den Aussichtspunkt „Kaiserberg“ ansteuern. Wer in Altenkirchen ein Taxi bestellen möchte, kann sich sogar ganz bequem bis nahe an die Anhöhe fahren lassen – der Rest des Weges ist ein gemütlicher Spaziergang. Oben angekommen, öffnet sich der Blick weit über die Dächer Altenkirchens – und an klaren Tagen sogar bis ins Siebengebirge. Hier oben, wo der Wind leise durch die Baumwipfel streicht, spürt man plötzlich diese Weite, die unten in den engen Altstadtgassen verborgen bleibt.

All diese Orte laden ein, Altenkirchen in seinem offenbaren Gesicht kennenzulernen – lebendig, freundlich, geschichtsträchtig. Doch wer sich auf den Weg macht, der merkt schnell. Altenkirchen hat noch eine andere Seite. Eine stille, verborgene, fast vergessene. Orte, die nicht in Reiseführern stehen, die keine Schilder zieren, die ihre Geheimnisse nur denjenigen preisgeben, die genau hinschauen. Und genau hier beginnt das eigentliche Abenteuer: die Suche nach den geheimen Orten, den verlassenen Pfaden, den Lost Places, die sich hinter Büschen, abseits der Straßen oder tief im Wald verstecken.

Versteckte Ecken abseits der Pfade


Wer bereit ist, die Komfortzone zu verlassen, stößt schnell auf Orte, die nicht in Broschüren stehen. Nur wenige Minuten außerhalb der Stadt beginnt ein anderes Altenkirchen: rauer, stiller, manchmal ein wenig melancholisch, aber immer voller Geschichten.

Die alte Burgruine Schöneberg: Hoch über dem Tal thront die Ruine Schöneberg, ein stiller Zeuge vergangener Zeiten. Die Mauern, von Efeu umrankt, erzählen von Rittergeschichten, vom Glanz alter Feste – und von ihrem jähen Ende. Der Weg hinauf ist steil, doch wer sich fahren lässt, kann direkt am Fuße der Burg aussteigen und das letzte Stück zu Fuß erklimmen. Oben eröffnet sich ein Ausblick, der bis weit ins Wiedtal reicht.

Der versteckte Kreuzweg bei Gieleroth: Unauffällig am Waldrand beginnt der alte Kreuzweg bei Gieleroth. Kaum jemand verirrt sich hierher, dabei ist dieser Pfad ein stiller Schatz. Die verwitterten Bildstöcke, teils von Moos bedeckt, wirken wie aus der Zeit gefallen. Manche Figuren sind kaum noch zu erkennen, andere scheinen den Betrachter mit ernsten Augen anzublicken. Wer früh am Morgen kommt, wenn der Tau die Felder silbern färbt, fühlt sich wie in eine andere Welt versetzt.

Der verlassene Bahntunnel von Almersbach: Tiefe Dunkelheit umfängt den, der sich dem verlassenen Bahntunnel von Almersbach nähert. Die Natur hat sich hier ihren Raum zurückerobert: Efeuranken hängen von der Tunnelöffnung, das Gemäuer ist feucht und kalt. Früher rollten hier Züge durch, heute herrscht eine beinahe unheimliche Stille. Und doch zieht der Ort Abenteurer an, die mit Taschenlampen bewaffnet die Dunkelheit durchqueren – immer mit einem leisen Kribbeln im Nacken, was wohl hinter der nächsten Biegung wartet.

Geheimtipps für Entdecker – vergessene Wanderwege


Die Umgebung Altenkirchens birgt ein wahres Netz alter Pfade, die längst von den Karten verschwunden sind. Manche führen ins Nichts, andere zu verborgenen Lichtungen, wieder andere zu Aussichtspunkten, die atemberaubend sind – und völlig unberührt. Wandern in Altenkirchen wird so zu einer Reise in die Vergangenheit, zu einem Abenteuer abseits der bekannten Routen.

Eine kleine Auswahl für Abenteuerlustige:

Der „Steinige Pfad“ bei Helmenzen: Ein uralter Handelsweg, dessen Kopfsteinpflaster noch unter dem Waldboden hervorschimmert.

Der „Geisterweg“ nahe Mammelzen: Eine Route, über die man sich seit Generationen flüsternd Geschichten erzählt – von Lichtern im Dunkeln und nächtlichen Schatten.

Der „Hohlweg der Erinnerungen“ bei Michelbach: Von alten Obstbäumen gesäumt, einst der Hauptweg zum Markt, heute vergessen und still.
Jeder dieser Wege erzählt seine eigene Geschichte. Wer sie betritt, spürt den Atem der Vergangenheit unter seinen Schritten.

Die „vergessene Kapelle“ und die verfallene Mühle


Noch tiefer ins Verborgene führt der Weg zur kleinen Kapelle bei Ingelbach, einem Bauwerk, das längst aus den Landkarten verschwunden ist. Nur ein schmaler Trampelpfad weist den Weg, kein Wegweiser, kein Schild. Die Mauern stehen schief, das Dach ist eingestürzt, der Altar überwuchert. Inmitten der Ruinen steht ein altes Holzkreuz, von Moos überzogen, daneben eine Bank, halb verrottet, deren Holz unter der Last der Zeit bricht.

Man erzählt sich, dass hier vor Jahrhunderten ein Einsiedler lebte, der Kranke pflegte und für die Dorfbewohner betete. Manche sagen, er habe Heilkräuter gesammelt und den Armen geholfen. Andere flüstern von einer tragischen Liebe, die ihn hierherführte. Ob die Geschichten stimmen? Niemand weiß es genau. Aber wer an einem frühen Morgen die Stille an diesem Ort erlebt, während Nebelschwaden durch die Bäume ziehen und Vögel in den Mauern nisten, spürt etwas – ein Gefühl von Frieden, vielleicht auch Melancholie.
Besonders eindrucksvoll ist die Kapelle in der Dämmerung. Dann wirft die untergehende Sonne ein warmes Licht auf die zerfallenen Steine, lässt Schatten tanzen und verstärkt die stille Erhabenheit dieses vergessenen Ortes. Manche Besucher lassen hier kleine Steinhaufen zurück – als Gruß, als Dank, als Zeichen, dass jemand dagewesen ist.

Ebenso versteckt und von der Zeit gezeichnet liegt die verfallene Mühle im Tal der Wied. Vom Hauptweg aus kaum sichtbar, führen nur Spuren von Wildwechseln und ein kaum erkennbarer Pfad durch dichtes Unterholz hinunter ins Tal. Das Mühlrad ist längst stehengeblieben, das hölzerne Gerüst morsch, die Mauern von Efeu und Brombeerranken überwuchert. Zwischen den Steinen wachsen Farne, aus dem zerbrochenen Fenster dringt das Licht des Waldes.

Einst mahlte hier das Korn der umliegenden Dörfer, das Wasser trieb das Rad unermüdlich an. Heute fließt der Bach leise an den Fundamenten vorbei, als erzähle er Geschichten von früher – von harter Arbeit, von Kinderlachen, von Leben, das längst weitergezogen ist.

Wer sich die Zeit nimmt und am Ufer niederlässt, hört mehr als das Plätschern des Wassers. Vielleicht das Flattern eines Vogels in den Bäumen. Das Knistern eines Astes, der im Wind bricht. Oder das ferne Rufen eines Bussards hoch oben. Und mit etwas Fantasie: das Echo der Schritte jener, die einst hier lebten.

Ein Blick unter die Oberfläche – die stillen Helden der Natur


Nicht nur Mauern und Ruinen erzählen Geschichten. Auch die Natur selbst wird hier zum Erzähler. Alte Eichen, deren Äste wie knorrige Arme in den Himmel greifen. Moose, die wie grüne Teppiche über Steine kriechen. Schmetterlinge, die zwischen verlassenen Mauern tanzen, als wollten sie Leben dorthin zurückbringen, wo es längst gegangen scheint.

Vielleicht ist es die Begegnung mit einer Blindschleiche, die über den sonnenwarmen Stein huscht. Oder der Moment, wenn ein Reh zwischen den Bäumen innehält, bevor es lautlos verschwindet. Diese kleinen Begegnungen machen die verborgenen Orte lebendig – ohne Worte, aber voller Bedeutung. Besonders spürbar wird diese Magie beim Altenkirchens traditionellen Wandertag am Karsamstag, wenn sich Naturfreunde auf den Weg machen, um genau diese stillen Helden der Landschaft zu entdecken.

Zwischen Tradition und Geheimnis


Altenkirchen mag auf den ersten Blick klein wirken – doch wer genauer hinschaut, entdeckt eine zweite, verborgene Welt. Eine Welt voller Geschichten, voller Stille, voller Geheimnisse.

Warum also nicht die bekannten Orte besuchen – und sich danach ein Taxi zum Waldrand rufen, um von dort auf eigene Faust aufzubrechen? Vielleicht warten dort nicht nur vergessene Wege und geheime Orte. Vielleicht finden Sie auch ein Stück Abenteuerlust wieder, das Sie längst verloren glaubten.

Denn manchmal liegt das größte Abenteuer direkt vor unserer Haustür – verborgen, vergessen, bereit, wiederentdeckt zu werden. (prm)
Nachricht vom 06.05.2025 www.ak-kurier.de